Fahrradparkhaus in Utrecht Centraal
Das Rad gilt als Hoffnungsträger einer platzsparenden Mobilität. Doch auch wenn es nur ein Zehntel der PkW-Stellfläche benötigt, kann sich die Zahl schnell summieren. Zeit für Fahrrad-Tiefgaragen wie der weltgrößten Anlage in Utrecht.
Text: Crone, Benedikt, Berlin
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Blick nach Süden auf den neuen Bahnhof Utrecht Centraal von Benthem Crouwel Architects. Links im Bild: das im Bau befindliche Parkhaus von Ector Hoogstad Architecten.
Foto: Benthem Crouwel Architects; Your Captain Luchtfotografie
Blick nach Süden auf den neuen Bahnhof Utrecht Centraal von Benthem Crouwel Architects. Links im Bild: das im Bau befindliche Parkhaus von Ector Hoogstad Architecten.
Foto: Benthem Crouwel Architects; Your Captain Luchtfotografie
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Visualisierung des Hauptbahnhofs mit dem bis Ende 2018 vollständig fertiggestellten Parkhaus. Oberhalb der Anlage soll ein auf hohen Stützen ruhendes Dach entstehen, das den Bahnhof mit einem Einkaufzentrum verbindet.
Bild: Benthem Crouwel Architects
Visualisierung des Hauptbahnhofs mit dem bis Ende 2018 vollständig fertiggestellten Parkhaus. Oberhalb der Anlage soll ein auf hohen Stützen ruhendes Dach entstehen, das den Bahnhof mit einem Einkaufzentrum verbindet.
Bild: Benthem Crouwel Architects
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Visualisierung des Südeingangs zum Fahrrad-Parkhaus, das bis 2019 Platz für 12.500 Räder bieten soll.
Bild: Architekten
Visualisierung des Südeingangs zum Fahrrad-Parkhaus, das bis 2019 Platz für 12.500 Räder bieten soll.
Bild: Architekten
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Blick in die bereits fertiggestellten Geschosse, die mit Rampen verbunden werden. Der Fahrer muss bei der Nutzung der Anlage nicht vom Sattel steigen.
Foto: Petra Appelhof
Blick in die bereits fertiggestellten Geschosse, die mit Rampen verbunden werden. Der Fahrer muss bei der Nutzung der Anlage nicht vom Sattel steigen.
Foto: Petra Appelhof
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Pfeile, Farbleitsysteme und zahlreiche Durchbrüche helfen bei der Orientierung.
Foto: Petra Appelhof
Pfeile, Farbleitsysteme und zahlreiche Durchbrüche helfen bei der Orientierung.
Foto: Petra Appelhof
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Die mit Holz verkleideten Erschließungskerne ...
Foto: Petra Appelhof
Die mit Holz verkleideten Erschließungskerne ...
Foto: Petra Appelhof
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... führen auf den Bahnhofsvorplatz.
Foto: Petra Appelhof
... führen auf den Bahnhofsvorplatz.
Foto: Petra Appelhof
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Der Radverkehr verläuft um breite Betonsäulen, die oberirdisch die Dachkonstruktion tragen sollen.
Foto: Petra Appelhof
Der Radverkehr verläuft um breite Betonsäulen, die oberirdisch die Dachkonstruktion tragen sollen.
Foto: Petra Appelhof
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Blick in einen Gang mit Stellanlagen. Das Parken ist die ersten 24 Stunden kostenlos, jeder weitere Tag kostet 1,25 Euro pro Rad.
Foto: Petra Appelhof
Blick in einen Gang mit Stellanlagen. Das Parken ist die ersten 24 Stunden kostenlos, jeder weitere Tag kostet 1,25 Euro pro Rad.
Foto: Petra Appelhof
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Eine Zu- und Durchfahrt des Parkhauses ist an beiden Enden sowie unterirdisch durch Tunnel möglich.
Bild: Architekten
Eine Zu- und Durchfahrt des Parkhauses ist an beiden Enden sowie unterirdisch durch Tunnel möglich.
Bild: Architekten
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Das Parkhaus verfügt über ein elektronisches Infosystem für freie Plätze, Sicherheitspersonal und eine Reparaturwerkstatt. Erläuterungsvideo der Architekten. Bericht in Bauwelt 22.2017.
Foto: Petra Appelhof
Das Parkhaus verfügt über ein elektronisches Infosystem für freie Plätze, Sicherheitspersonal und eine Reparaturwerkstatt.
Erläuterungsvideo der Architekten. Bericht in
Bauwelt 22.2017.
Foto: Petra Appelhof
In dem Land, in dem der Radverkehr fließt wie Honig, in dem es mehr Fahrräder gibt als Einwohner, in diesem gelobten Land für Velo-Liebhaber kursieren Beschwerden über den Zustand der Radinfrastruktur. Das mag ein Ihr-Niederländer-meckert-auf-hohem-Niveau-Kopfschütteln hervorrufen – tatsächlich ächzt die große Radnation unter Begleiterscheinungen ihrer vielen „fiets“. Ein Holländer legt im Schnitt 1000 Kilometer im Jahr mit dem Rad zurück (zum Vergleich: jeder Deutsche schafft nur schlappe 300). In vielen Städten liegt der Radanteil an allen Verkehrswegen bei über 40 Prozent. Die Folge: Staus und Drängeleien auf Radwegen. Beschwerden zielen aber auch auf den Mangel an sicheren und bequemen Abstellmöglichkeiten. Das trifft vor allem auf Bahnhöfe zu, an denen sich die Räder zu Metallbergen türmen und manche Zugänge und Sichtachsen vermauern.
Als im Sommer der erste Abschnitt für das größte Fahrradparkhaus der Welt neben dem Utrechter Hauptbahnhof fertiggestellt wurde, blieb auch daran Kritik nicht aus. In dem dreigeschossigen, von dem Rotterdamer Büro Ector Hoogstad entworfenen Gebäude, in dem bereits 6000 Räder einen Platz finden, sollen nach Bauabschluss Ende 2018 weitere 6500 unterkommen können. 12.500 Fahrräder auf einer Netto-Raumfläche von 21.500 Quadratmetern – nicht genug, fanden holländische Radverbände. Schließlich nutzen rund 180.000 Passagiere täglich den Bahnhof Utrecht Centraal, Tendenz steigend.
Rollend ins Parkhaus
Das Fahrradparkhaus liegt am Osteingang des Bahnhofsgebäudes. Von der Stadt können die Fahrer über einen Radweg direkt in die Anlage hinabgleiten, wo sie an einem Pförtner vorbeisurren und – noch immer im Sattel sitzend – einem Leitsystem folgend durchs Parkhaus rollen, bis sie in einer der Stahlhalterungen einen freien Plätz erspähen. Eine Zufahrt ist an beiden Enden der länglich aufgebauten Anlage möglich, da das Parkhaus – wie ein Tunnel mit Stellflächen – mitten auf eine Straße platziert wurde. Vor dem Bahnhof ergibt sich so eine erhobene Platzsituation, die von allen Nicht-Radlern mittels Treppen und Fahrstühlen erklommen werden muss. Wer dagegen die Straße entlangradelt, kann in Zukunft durch das Parkhaus hindurch- und zur anderen Seite wieder hinausgleiten (
siehe Video).
Die zwei Zufahrten führen ins mittlere der drei Geschosse, von wo aus die Fahrer durch Rampen ins untere oder obere Geschoss kommen. Die mit einer Zug- und Hebelmechanik ausgestatteten Stellanlagen sind senkrecht zur Fahrbahn aufgereiht und nummeriert, um ein Wiederfinden zu erleichtern. Beeindruckend ist die für eine Tiefgarage angenehme Ausleuchtung und Holzverkleidung der Erschließungskerne. Ebenso bemerkenswert: die integrierte Fahrradwerkstatt in der Mitte der Anlage. Parken ist die ersten 24 Stunden kostenlos, jeder weitere Tag kostet 1,25 Euro. Viele Durchblicke, Öffnungen und Fensterschlitze helfen bei der räumlichen Verortung und beugen Zusammenstößen vor. Dennoch wagt man sich als Fußgänger anfangs nur zögerlich um die Ecken, Pfeiler oder gar über Radwege. Der Übergang zum Bahnhof verläuft derzeit provisorisch über ein Gerüst, das den Reisenden neben dem Kühlregal eines Kiosks und vor den Osteingang des Bahnhofs spuckt. Noch ist schwer auszumachen, wie hier eine elegante Lösung entstehen könnte. Geplant ist ein Übergang durch die Erschließungskerne, die die Passagiere auf den Bahnhofsvorplatz führen.
Den Umbau des Bahnhofsgebäudes, der 2016 abgeschlossen wurde, übernahmen die Amsterdamer Architekten Benthem Crouwel. Ihrem gewellten Bahnhofsdach soll über dem Fahrradparkhaus ein weiteres, aus kreisrundem Fensterglas zusammengesetztes Dach auf Stelzen zur Seite gestellt werden. Der Grund hinter der merkwürdigen Konstruktion: Früher wurden Passagiere, die das alte Bahnhofsgebäude nach Osten verlassen wollten, direkt in ein Siebziger-Jahre-Einkaufszentrum geleitet. Durch den Umbau der Bahnhofsumgebung wurde diese für den Mall-Betreiber günstige Lage in Frage gestellt: Benthem Crouwel Architects planten einen offenen Vorplatz vor dem Bahnhofsgebäude. Am Ende stand ein Kompromiss: ein den Bahnhof mit der Mall verbindendes Dach, dessen Pfeiler bis in die Fahrrad-Tiefgarage reichen.
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