Ferienheim
Text: Simon, Axel, Zürich
Axel Simon stellt der kantigen Schweizer Architektur ein ganz anderes, vorbildliches Projekt entgegen: ein äußerlich konservatives, dafür aber programmatisch umso interessanteres Holzhaus, dessen Baumaterial aus dem benachbarten Wald geschlagen wurde.
Nachhaltigkeit – ein sperriges Wort, und doch kommt das heutige Bauen ohne es nicht aus. Neben effizienterer Technik und knapperen Wohnungen fordert es das Besinnen auf den Ort, dessen Ressourcen an Material und Arbeitskraft: Slow Architecture. Dass mit einer solchen Sichtweise nicht nur „Ökohäuser“ entstehen können, mehr oder weniger lustige Exoten, sondern durchaus ernst zu nehmende Architektur, zeigt das Ferienheim Büttenhardt der Architekten Bernath+Widmer.
Von Schaffhausen fährt man noch eine Viertelstunde durch hügelige Felder, später durch einen typischen Schweizer Mischwald. Am Rand einer großen idyllischen Lichtung liegt ein Bauernhof mit dem „Ferienheim“, dessen verfallener Vorgängerbau wirklich ein Erholungsheim war. Der neue Anbau ans Bauernhaus dient bis zu sechs Jugendlichen für einen mehrmonatigen Aufenthalt in einem besonderen Betreuungsprogramm. Beim Bau des zweigeschossigen Holzhauses waren die Jugendlichen, die zum damaligen Zeitpunkt dort wohnten, beteiligt. Den Neubau initiiert hatte ein alter Maschinenbauer aus der Gegend. Mit der fixen Idee, aus einheimischem Laubholz Häuser zu bauen, entwickelte er einen 2,60 Meter langen Bohrer, der den Kern dicker Holzbalken entfernt. Das kernlose Laubholz trocknet schneller, reißt weniger stark und schafft die Möglichkeit, auch aus dünnen Stämmen Balken zu sägen, anstatt das Holz wie bisher zu verfeuern. Aus der ohnehin nötigen Pflege des eigenen Waldes entsteht, quasi als Nebenprodukt, ein Haus.
Die jungen Architekten sichteten das im Winter 2007 gefällte Holz. Die Stämme reihten sich dick bis dünn, lang bis kurz, beidseits des Feldweges vor dem Hof, insgesamt 500 Kubikmeter. Anhand der Holzliste planten sie zusammen mit einem Blockhausspezialisten das Gebäude. Aus der maximalen Bohrlänge ergab sich das Achsmaß von 5,20 Meter, die verschiedenen Holzsorten wurden entsprechend ihrer Eigenschaften eingesetzt. Mobile Bandsägen schnitten die Stämme auf dem Bauplatz, im Nachbarort bohrte man den Kern aus und ließ die Balken rund ein Jahr lang trocknen, bevor Zimmerleute die abgebundenen Elemente auf das betonierte Untergeschoss montierten.
Das äußere Rahmenwerk des Ständerbaus bilden witterungsresistente Eichenbalken (20 x 20 Zentimeter), ausgefacht mit 8 bis 14 Zentimeter dicken Bohlen aus Föhre. Im Inneren der Konstruktion trägt vor allem Buchenholz, das den Löwenanteil des geschlagenen Hartholzes ausmachte, dem Wetter jedoch nicht ausgesetzt werden sollte. Und natürlich sind auch die Dielenböden, die Treppen, die Geländer und Fenstergewände aus dem eigenen Holz – insgesamt rund 90 Prozent des Hauses –, was heißt: leimfrei und somit gesund, nachwachsend, vor Ort gewonnen und verarbeitet und somit ökologisch.
Die Brennholzstapel entlang des Waldrands zeigen, für was man die kostbaren Buchen, Eichen und Ahorne bislang verwendete. Das neue Ferienheim in Büttenhardt macht deutlich, dass sich genau dieses Holz auch anders verwenden lässt, und ist insofern ein Pilotprojekt.
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