Bauwelt

Fortbildungszentrum des Auswärtigen Amts


Schleuse und Brücke


Text: Meyer, Friederike, Berlin


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    Foto: Werner Huthmacher

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Das Fortbildungszentrum des Auswärtigen Amts in Berlin ist in zwei ehemaligen Kontorhäusern auf dem Friedrichswerder untergebracht. Rolf Mühlethaler hat die Altbauten saniert und ein elegantes Passstück entworfen, das sie mit dem großen Gebäudekomplex verbindet.
Als „Vielarm“ bezeichnet Rolf Mühlethaler den Neubau für das Fortbildungszentrum des Auswärtigen Amts. Tatsächlich wirkt das, was zwischen den beiden Bauten an der Oberwasserstraße klemmt, wie ein handgefeiltes Passstück. Es ist Schleuse und Brücke für Beamte und Gäste, ein kleiner, wichtiger Baustein im großen Komplex der deutschen Diplomatie, der im Zentrum Berlins einen ganzen Block besetzt. Es ist der Block, der am Werderschen Markt mit dem Neubau von Müller Reimann Architekten beginnt und sich über das von Hans Kollhoff umgebaute Reichsbankgebäude nach Südosten fortsetzt (Bauwelt 5.2000) bis zu den beiden ehemaligen Kontorhäusern am Spreekanal, die der Architekt saniert und für die Fortbildungsseminare hergerichtet hat. Normalerweise stehen die Bauten des Bundes im Rampenlicht oder sind zumindest standesgemäß inszeniert. Der Vielarm hingegen ist von der für Autos geperrten Oberwasserstraße am Spreekanal kaum sichtbar. Allein der Kontrast zu den noch unsanierten Bauten des Hofes, die das Auswärtige Amt zum Tagungszentrum ausbauen will, lässt ihn leuchten.

Eine eigenständige Sprache und unaufdringliche Wiedererkennbarkeit hatte die Jury Mühlethalers Wettbewerbsvorschlag im Jahr 2007 bescheinigt (Bauwelt 20.2007). Seit Ende März kann man das nun, fast ohne Abweichungen zum damaligen Entwurf, wahrnehmen. Kein neues Material addiert der Architekt zum Block, vielmehr nimmt er den Stein, den schon Müller Reimann 1999 für ihren Neubau am Werderschen Markt verwendet haben. Mit hellem Travertino Romano Classico verkleidet er das verwinkelte System der Sicherheitsschleuse und die Brücke, die die Kontorhäuser über die schmale Stichstraße mit dem Gebäudekomplex verbindet. Von dort sowie durch den neu geschaffenen Eingang an der Oberwasserstraße werden sie kommen, die rund 4000 Mitarbeiter und Diplomaten aus anderen Ländern, die hier jährlich fortgebildet werden sollen. Im gekonnten Wechsel von Enge und Weite, von hell und dunkel werden sie zu den Seminarräumen im Altbau geführt. Auf einen weiß getünchten, unerwartet hohen Windfang folgt ein niedriger, mit Nussbaum verkleideter Empfangsraum. Während sich das Licht erst durch schmale Wandschlitze zwängt, fällt es im Anschluss, hinter der Schleuse durch eine raumhohe Scheibe ein und lenkt den Blick auf die Glyzinien in einem der beiden Höfe, die Mühlethaler aus dem Neubauvolumen geschnitten hat. Auch der Boden ist mit Travertin belegt, setzt sich mit gleichem Fugenbild außen fort und markiert den Eingang wie eine ausgestreckte Hand.

Die Sanierung der beiden denkmalgeschützten Kontorhäuser von 1911 war die größte Herausforderung im Projekt. Die frühere Nutzung als Poliklinik des SED-Zentralkommitees und als Ärztehaus hatte in den verwinkelten Räumen viel Sanitärtechnik hinterlassen. Achtzig Prozent der Fassade waren schadhaft, der Putz musste ergänzt, die Kastenfenster erneuert werden. Vor allem aber der wider Erwarten schlechte Zustand von Geschossdecken und Gründung hatte die Arbeiten um mehrere Monate verzögert und rund drei Millionen Euro zusätzlicher Kosten verursacht. Mit einem neuen Treppenhaus anstelle der alten Holzstiege hat Rolf Mühlethaler die komplexe Geometrie der beiden Häuser zusammengefügt und gleichzeitig die alte Haupttreppe zum Fluchtweg gemacht. Er hat die Raumhöhen gegen klimatechnische Einbauten verteidigt und auch sonst viel Vorgefundenes belassen. Kein Raum gleicht dem anderen, nur ein neapelgelber Linoleumboden zieht sich durch alle Geschosse. Es ist Mühlethalers Versuch, Heiterkeit ins Haus zu bringen. 



Fakten
Architekten Rolf Mühlethaler Architekten, Bern
Adresse Oberwasserstraße 13 in Berlin-Mitte


aus Bauwelt 37.2012
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