Holzhütten, Esskultur
Der Slow-Food-Pavillon auf der Expo 2015
Text: Heinich, Nadin, München
-
Slow Food wollte bewusst nicht vom eigentlichen Thema der Expo ablenken ...
Foto: Roland Halbe
Slow Food wollte bewusst nicht vom eigentlichen Thema der Expo ablenken ...
Foto: Roland Halbe
-
... und entschied sich für einfache Holzbauten
Foto: Roland Halbe
... und entschied sich für einfache Holzbauten
Foto: Roland Halbe
-
Errichtet wurde der Slow-Food-Pavillon in gerade einmal 45 Tagen. Er liegt am östlichen Ende des großen Boulevards. Zentrales Thema sind nicht nur das Bewahren der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelproduktion, sondern auch das Eintreten für eine lebendige, nachhaltige Esskultur. Drei einfache Hütten, modulare Holzstrukturen, gruppieren sich um einen dreieckigen Hof. In dessen Mitte wachsen, in ebenfalls hölzernen Behältern, Kräuter und Gemüse. Die Form der Holzhäuser ist inspiriert von den „Cascine“, den für die Lombardei typischen, schmalen langen Bauernhäusern. Eine der Hütten wird mit einer Ausstellung bespielt, die zweite dient als Auditorium, die dritte der Degustation von Wein und Käse. Nach der Expo wird der Pavillon komplett demontiert. Dann werden aus jedem Holzhaus vier, die in von Slow Food betreuten Schulgärten in ganz Italien wieder aufgebaut werden.
Die unprätentiöse Konstruktion des Pavillons ist eng angelehnt am ursprünglichen Masterplan von 2009, den Herzog & de Meuron gemeinsam mit Stefano Boeri, Ricky Burdett und William McDonough für die Expo in Mailand entwickelt hatten. Ähnlich einer antiken römischen Stadt sah er ein orthogonales Rastersystem mit zwei Hauptachsen vor, welches das Gelände in lange, schmale Parzellen aufteilte. Alle Länder sollten auf gleich großen Grundstücken ihre nationalen Agrarlandschaften in einfachen, von den Organisatoren zur Verfügung gestellten Pavillonstrukturen präsentieren. Inhalt statt Größe. Keine spektakulären Shows einzelner Länder. Der zentrale Boulevard sollte vielmehr als ein, so Herzog & de Meuron, „großer, planetarischer Garten mit einem langen Tisch“ verstanden werden. Diese Idee ließ sich – was Wunder – nicht durchsetzen. 2011 stiegen die Architekten aus, der Masterplan wurde nur formal, nicht aber als intellektuelles Konzept, übernommen. Auf Einladung des Slow-Food-Präsidenten Carlo Petrini kehrten sie 2014 zur Expo zurück. Obwohl die Einfachheit dieses Pavillons Idee und Haltung von Slow Food widerspiegeln, hätte man von Herzog & de Meuron etwas mehr Raffinesse, einen stärkeren architektonischen Ausdruck erwartet. Auch dieser Expo-Pavillon funktioniert vor allem bei schönem Wetter.
x
Bauwelt Newsletter
Immer freitags erscheint der Bauwelt-Newsletter mit dem Wichtigsten der Woche: Lesen Sie, worum es in der neuen Ausgabe geht. Außerdem:
- » aktuelle Stellenangebote
- » exklusive Online-Beiträge, Interviews und Bildstrecken
- » Wettbewerbsauslobungen
- » Termine
- » Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und jederzeit wieder kündbar.
Beispiele, Hinweise: Datenschutz, Analyse, Widerruf
0 Kommentare