Die Prominenz vom Kaiserhöft
Die Geschichte des Kaiserspeichers und des Kaispeichers A der Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft. Der Turm von 1875 hatte einen Zeitball, der Neubau verfügt über eine große Loggia
Text: Bartels, Olaf, Hamburg
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Kaiserspeicher mit Uhrenturm, 1875 von Johannes Dalmann an der „Johns’schen Ecke“ errichtet.
Foto: Elbphilharmonie
Kaiserspeicher mit Uhrenturm, 1875 von Johannes Dalmann an der „Johns’schen Ecke“ errichtet.
Foto: Elbphilharmonie
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Der Nachfolgebau Kaispeicher A von Werner Kallmorgen entstand 1967.
Foto: Elbphilharmonie
Der Nachfolgebau Kaispeicher A von Werner Kallmorgen entstand 1967.
Foto: Elbphilharmonie
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Der verwaiste Kaispeicher A vor den Bauarbeiten. Hinter der großen Loggia hat der Architekt ursprünglich die Kantine für die Lagerarbeiter vorgesehen.
Foto: Oliver Heissner
Der verwaiste Kaispeicher A vor den Bauarbeiten. Hinter der großen Loggia hat der Architekt ursprünglich die Kantine für die Lagerarbeiter vorgesehen.
Foto: Oliver Heissner
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Der Speicher wurde vollständig entkernt.
Foto: Oliver Heissner
Der Speicher wurde vollständig entkernt.
Foto: Oliver Heissner
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Für die Elbphilharmonie rammte man zusätzlich 650 Pfähle 15 m tief in den Elbschlick.
Foto: Oliver Heissner
Für die Elbphilharmonie rammte man zusätzlich 650 Pfähle 15 m tief in den Elbschlick.
Foto: Oliver Heissner
Die Fahrt auf der längsten Rolltreppe Europas in der Elbphilharmonie bietet bei ihrem Zwischenstopp schon vor Erreichen der Plaza einen Höhepunkt: den Blick von der Kaispeicher-Loggia auf die Elbe flussabwärts nach Westen über St. Pauli und Altona in die Ferne der Elbmündung.
Das Kaiserhöft, auf dem die Elbphilharmonie steht, ist eine der prominentesten Stellen im Hamburger Hafen. Das nutzten schon die Planer des 1875 an dieser Stelle errichteten Kaiserspeichers mit dem Bau eines Uhrenturms an der westlichen Spitze, an dem bis 1934 jeden Tag pünktlich um 12 Uhr ein Ball herabfiel, so dass die Schiffsführer im Hafen zeitgleich ihre Uhren synchronisieren konnten. Der Bau stand zwar in seinen neogotischen Formen für eine gewisse Rückbesinnung, war aber damals mit seinen technischen Einrichtungen eines der modernsten Gebäude im Hamburger Hafen. Eisenbahnen befuhren seinen Innenraum und Seeschiffe konnten an seinen Kais direkt entladen. Die so gewonnene Aufmerksamkeit hatte also vor allem durch den Hafenbetrieb geschaffene technische Hintergründe.
Die Loggia
Werner Kallmorgen (1902–1979) entwarf mit dem nüchternen Backsteinblock seines Kaispeichers A, der anstelle des im Zweiten Weltkrieg beschädigten und 1963 gesprengten Kaiserspeichers gebaut wurde, eine die Spitze nicht besonders betonende trapezförmige Baumasse mit Fenstern wie Schießscharten und vertikal durch die Ladeluken gegliederten Nord- und Südfassaden. Die Westfassade bekam allerdings eine große Loggia vor den beiden obersten Böden. Ansonsten blieb sie aber bis auf die wenigen kleinen Öffnungen nahezu geschlossen.Diese Loggia war schon erstaunlich. Wozu braucht ein für die licht- und klimaneutrale Lagerung von Kakaobohnen und ähnlichen Waren konzipierter Speicher eine so große Fassadenöffnung? Verbat die Idee eines strikt funktional konzipierten Gebäudes nicht jede monumentale Geste? Kallmorgen hatte hier eine Kantine für die Lagerarbeiter vorgesehen, um ihnen zumindest in den Pausen Weitblick zu ermöglichen. Er konnte sich mit dieser Idee aber wohl nicht durchsetzen, denn nicht nur die Kantine, sondern auch die Büro- und Aufenthaltsräume des Speichers wurden in dessen Erd- bzw. erstem Obergeschoss angeordnet. Die Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Aktiengesellschaft (später Hamburger Hafen- und Logistik-Aktiengesellschaft HHLA) wusste die Öffnung aber als Eigentümer zu nutzen und brachte dort weithin sichtbar die vier Buchstaben ihres Firmenlogos an.
Die Inszenierung der Loggia findet sich im Entwurf der Elbphilharmonie durch Herzog & de Meuron als eine Art Hommage an den Hamburger Kollegen wieder. Von seinem eigentlich denkmalgeschützten Gebäude blieb aber nicht viel mehr übrig als die Außenwände. Sein enges Stützenraster von 5,00 auf 4,50 Meter und deren großzügige Abmessungen von einem halben Meter im Quadrat hätte wohl die Last des Konzerthauses tragen können, so wie es die Architekten ursprünglich auch vorgesehen hatten, eignete sich aber für den Betrieb eines Parkhauses nicht. Zusätzliche Nutzungswünsche des Bauherrn ließen den Erhalt des Speichers schließlich nicht mehr zu. So wurde er bis auf seine Außenhaut zurück gebaut. Die noch vorhandenen Ladeluken, die zur Zwischenlagerung der Kakaosäcke vor ihrem Abtransport in das Lagerinnere dienten, und die kleinen Fenster haben nunmehr wie die drei Kräne an der Südfassade eine rein dekorative Bedeutung.
Für die Loggia gilt das nicht. Sie gibt einen Vorgeschmack auf den von der Plaza und aus den oberen Geschossen der Elbphilharmonie zu erwartenden Ausblick.
Fakten
Architekten
Kallmorgen, Werner (1902–1979); Herzog & de Meuron, Basel
Adresse
Platz der Deutschen Einheit 1, 20457 Hamburg
aus
Bauwelt 2.2017
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