Klimamaschine
Der Österreichische Pavillon auf der Expo 2015
Text: Heinich, Nadin, München
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Ein leicht ansteigender Pfad führt zwischen Büschen und Bäumen in den grauen Block von „Breathe.Austria“
Foto: Roland Halbe
Ein leicht ansteigender Pfad führt zwischen Büschen und Bäumen in den grauen Block von „Breathe.Austria“
Foto: Roland Halbe
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Nahezu die gesamten Fläche wurde mit einem öster-reichischen Wald bepflanzt.
Foto: Roland Halbe
Nahezu die gesamten Fläche wurde mit einem öster-reichischen Wald bepflanzt.
Foto: Roland Halbe
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„Luft-Bar“ mit guter Luft
Foto: Marc Lins
„Luft-Bar“ mit guter Luft
Foto: Marc Lins
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Je weiter die Besucher auf dem schmalen, ansteigenden Pfad in den Pavillon vordringen, umso stärker entsteht das Gefühl, als wanderten sie durch einen tiefen Naturwald. Und das, obwohl es sich hier um einen Pavillon von nur 560 Quadratmeter Grundfläche handelt. „Breathe.Austria“, der österreichische Beitrag zur Expo, ist weit mehr als ein künstlich angelegter Wald. Vielmehr handelt es sich um eine mit gezielten Eingriffen „technisch erweiterte Landschaft“ – und ein sinnliches Raumerlebnis zugleich. Während die meisten anderen Pavillons eine Klimaanlage auf dem Dach verstecken, kann der österreichische darauf verzichten. Hier wird der ganze Pavillon zur „Klimamaschine“. Anknüpfend an das Thema der Expo „Feeding the Planet. Energy for Life“ wird Luft als zentrale Ressource, als Informations- und Energieträger und essentielles Lebensmittel in den Fokus gerückt. Konzipiert wurde der österreichische Beitrag vom Projektteam unter Leitung des Architekten Klaus Loenhart. Das Klimakonzept wurde in Zusammenarbeit mit Transsolar entwickelt.
Nahezu die gesamte Grundfläche des Pavillons wurde mit einem dichten österreichischen Wald bepflanzt, von Moosen über Stauden bis zu zwölf Meter hohen Bäumen. Damit auf dieser begrenzten Fläche der kühlende Effekt eines wasserreichen Naturwaldes entsteht, wurde mit technischen Mitteln nachgeholfen, genauer durch Verdunstungskühlung mittels präzise steuerbarer Hochdruck-Düsensysteme und exakt abgestimmter Luftbewegungen. Die Technik ist dabei kein Fremdkörper, sondern in das gestalterische Gesamtkonzept integriert. Nebeldüsen in Erdnähe erzeugen jeweils für einige Minuten feinen Bodennebel. Klimatisch am wirksamsten sind in der Landschaft verteilte Ventilatoren, deren kühlender Windhauch die Passanten streift. Durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren, wie die um vier bis fünf Grad reduzierte Lufttemperatur und erhöhte Luftfeuchtigkeit und -bewegung, soll sich das Klima im Pavillon selbst im heißen Mailänder Sommer wie das in einem Naturwald anfühlen. Zusätzlich erzeugt Breathe.Austria pro Stunde „ausreichend Sauerstoff für 1800 Besucher“. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach deckt den gesamten Energiebedarf des Pavillons, einschließlich der „Bar dʼAtmosfera“ und der Nebeltechnik, ab.
Entgegen vieler „Ländershows“ auf der Expo, bei denen eine wild gestaltete Hülle mit irgendwelchen Displays und Verkaufsständen vollgestellt wurde, sind hier Form und Inhalt eins. Der Pavillon selbst ist die Ausstellung. Konzeptionell zeigt Breathe.Austria als Modellprojekt in eine neue Richtung hinsichtlich des Zusammendenkens von Architektur, Landschaft und Technik – technisch erweiterte Landschaft als Teil einer energieeffizienten, ressourcenschonenden Architektur. Es wäre zu wünschen, dass dieses Experiment in konkreten Projekten Anwendung findet.
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