Bauwelt

Puukuokka Housing Block


Ein Achtgeschosser aus vorgefertigten Holzmodulen ist nicht nur in Finnland etwas Besonderes. Möglich gemacht haben dieses Bauvorhaben auch neue gesetzliche Bestimmungen


Text: Hamm, Oliver G., Berlin


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    Die Gartenseite des Gebäudes ist von unbehandeltem Lärchenholz und den unregelmäßig angeordneten Loggien und Balkonen geprägt.
    Foto: Mikko Auerniitty

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    Die Gartenseite des Gebäudes ist von unbehandeltem Lärchenholz und den unregelmäßig angeordneten Loggien und Balkonen geprägt.

    Foto: Mikko Auerniitty

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    Die Fichtenholzfassade zur Straße wurde dunkel gestrichen.
    Foto: Mikko Auerniitty

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    Die Fichtenholzfassade zur Straße wurde dunkel gestrichen.

    Foto: Mikko Auerniitty

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    Dank Vorfertigung erreichen die Module ein hohes Maß an Präzision.
    Foto: Mikko Auerniitty

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    Dank Vorfertigung erreichen die Module ein hohes Maß an Präzision.

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    Die haushohen Lufträume an den Stirnseiten und im Knickpunkt des Gebäudes verbinden die Wohnungen des Achtgeschossers auch visuell.
    Foto: Mikko Auerniitty

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    Die haushohen Lufträume an den Stirnseiten und im Knickpunkt des Gebäudes verbinden die Wohnungen des Achtgeschossers auch visuell.

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    Die Eigentumswohnungen wurden über ein neuartiges, vom Staat abgesichertes Mietkaufmodell vermarktet.
    Foto: Mikko Auerniitty

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    Die Eigentumswohnungen wurden über ein neuartiges, vom Staat abgesichertes Mietkaufmodell vermarktet.

    Foto: Mikko Auerniitty

Im mittelfinnischen Jyväskylä, nahe seiner bereits 2010 vollendeten Kuokkala-Kirche (siehe Seite 18), hat Anssi Lassila mit seinem Büro Ende 2014 das erste achtgeschossige Apartmenthaus aus Holz in Finnland errichtet. Zwei weitere, auf dem gleichen Entwurfs- und Konstruktionsprinzip basierende Wohngebäude, die – der hügeligen Topografie angepasst – allerdings nur sieben bzw. sechs Geschosse erreichen werden, sind derzeit in Planung. Schon im nächsten Jahr soll das Trias-Gesamtprojekt abgeschlossen werden. Insgesamt werden auf dem an ein kleines Wäldchen angrenzenden Grundstück 150 Apartments mit rund 10.000 Quadratmeter Nettonutzfläche entstehen.
Dass in Finnland jetzt so hohe Wohngebäude aus Holz errichtet werden dürfen, verdankt sich einer Gesetzesänderung, die die Brandschutzbestimmungen vereinfacht hat. Beim Wohnprojekt Puukuokka ermöglicht die Kombination eines Baukastensystems aus vorgefertigten Fichtenholzmodulen (CLT = cross laminated timber) mit einer Sprinkleranlage eine sehr effiziente, Material und Zeit sparende sowie feuerhemmende Bauweise. Die Module – je eines für Bad, Küche und Foyer sowie für Wohn- und Schlafzimmer mit Loggia bzw. Balkon – und die Fassadenelemente werden komplett in einer Halle angefertigt, anschließend zur Baustelle transportiert und dort wie ein Lego-Haus zusammengefügt. Auf diese Weise kann die Bauzeit jedes Gebäudes auf ein halbes Jahr beschränkt werden. Aufgrund der Vorfertigung erreichen die Module einen Grad an Präzision, der weit über jenem einer – zumal vom Wetter beeinflussten – Vor-Ort-Fertigung liegt.
 Der Primärkonstruktion liegt das Urban MultiStorey-Konzept des finnisch-schwedischen Konzerns Stora Enso zugrunde. Das zweitgrößte Forstunternehmen der Welt, dessen Hauptquartier im Stadtzentrum von Helsinki übrigens Alvar Aalto entworfen hat (1962), setzt gezielt darauf, den Baustoff Holz zunehmend auch bei größeren Bauprojekten einzusetzen. So steht Stora Enso auch hinter dem Projekt „Wood City“, einem von Anttinen Oiva Architects vollständig aus Holz geplanten Quartier im Helsinkier Stadtteil Jätkäsaari mit bis zu achtgeschossigen Wohn- und Bürogebäuden inklusive Läden und einem Hotel. Die Holzstadt ist derzeit im Bau und dürfte künf-tig so etwas wie das Referenzprojekt des mehrgeschossigen Holzbaus in der finnischen Hauptstadt werden.
Doch zurück nach Jyväskylä : Das Pilotprojekt der CLT-basierten Modulbauweise gründet auf einem Sockel aus Stahlbeton, der die Gemeinschaftsflächen inklusive Garage birgt. Das Sockelgeschoss und die zentrale Halle mit ihren brückenartigen CLT-Elementen, über die die Wohnungen erschlossen werden, sind die einzigen Gebäudeteile, die vor Ort errichtet worden sind. Drei große Lufträume an den durch Fenster akzentuierten Stirnseiten und im Knickpunkt des Gebäudes, in dem der Aufzug untergebracht ist, beleben das räumliche Erscheinungsbild der durch weiße Farbe und den hellen, warmen Ton des Fichtenholzes geprägten Halle. Sie sorgen zudem für deren natürliche Belichtung, die bei Bedarf durch eine Reihe von Leuchtstoffröhren
unterstützt wird. Die Halle ist nicht nur das verkehrstechnische und kommunikative Rückgrat des Wohngebäudes, vielmehr  bergen ihre Wände auch die vertikalen Versorgungsstränge für Wärme, Wasser und Elektrizität.
In den Apartments – jeweils zur Hälfte handelt es sich um Zwei- bzw. um Drei-Zimmer-Wohnungen, jeweils mit Kompaktsauna in den Bädern – überrascht die Fülle an Tageslicht, die in Skandinavien alles andere als selbstverständlich ist. Loggien bzw. vorgehängte Balkone – erstere voll-, letztere zu großen Teilen verglast – belichten die angrenzenden Wohn- und Schlafzimmer, sie gewähren zudem weite Ausblicke in die Landschaft. Die Holzflächen der Decken und Parkettfußböden korrespondieren mit den weißen Wänden, die aus gestalterischen, aber auch aus Brandschutzgründen mit Gipskarton verkleidet wurden.
Ebenso wie die CLT-Module, die sich selbst aussteifen, sind auch die Fassadenelemente auf der Straßenseite aus Fichtenholz gefertigt, das hier allerdings dunkel gestrichen wurde. Die sich zum Wohnhof orientierenden Fassaden bestehen dagegen aus unbehandeltem Lärchenholz. Die in unregelmäßiger Folge vorgehängten Balkone beleben die Westansicht ungemein.
Nicht nur in konstruktiver Hinsicht, auch mit dem Mietkaufmodell des Puukuokka Housing Block betritt die Firma Lakea als Bauherr Neuland. Vor dem Einzug müssen die künftigen Bewohner eine Anzahlung von sieben Prozent des fixierten Gesamtwertes ihrer Wohnung bezahlen. Der Rest wird über ein vom Staat abgesichertes Darlehen finanziert, das über einen Zeitraum von zwanzig Jahren mit der monatlichen Mietzahlung vollständig abgetragen wird. Umgerechnet auf ein klassisches Eigentumserwerbsmodell, ergäbe sich ein Kaufpreis von rund 2500 Euro pro Quadratmeter, ein für finnische Verhältnis-se günstiger Preis – zumal für eine Wohnung in einem nachhaltigen, energieeffizienten Gebäude von hoher gestalterischer Qualität.



Fakten
Architekten OOPEAA, Sejnäjoki, Helsinki; Anssi Lassila
Adresse Jyväskylä, Finnland Finnland


aus Bauwelt 28-29.2015
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