Bauwelt

Schweizer Pavillon



Text: Kockelkorn, Anne, Zürich


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Die Unmittelbarkeit von Stadt und Land ist das Thema der Schweizer. Buchner Bründler und Element setzen dies mit einem Pavillon um, der durch Temperatur- und Lichtkontraste und ein spiralförmiges Auf und Ab das Bewusstsein weitet.
Promenade architecturale und Lunaparks sprechen normaler- weise unterschiedliches Publikum an, doch im Schweizer Pavillon sind Rampenweg und Sesselbahn kombiniert. Der Besucherparcours ist zwischen zwei Betonzylindern angelegt –einem geschlossenen und einem offenen, der innen begrünt ist – und zeichnet sich durch kontrastreiche szenographische Wechsel aus: Über die Rampe geht es um den ersten Zylinder herum, hinauf und hinein in einen kühlen dunklen Ausstellungsraum, in dem helvetische Protagonisten auf Video-Stelen und ein spektakulärer Alpenfilm gezeigt werden; von dort im Schatten des Betondaches quer durch den Luftraum hinunter zum Fuß des zweiten, von wo aus eine Sesselbahn nach oben, über das begrünte Dach und wieder hinunterfährt. Zum Rattern der Bahn gesellt sich eine Glocken-Installation, die den Besucher ins authentische Bergtourismus-Ambiente zu versetzen vermag. Am Ende steht man auf dem offenen Platz in der Mitte des Pavillons, hinter einem Netz, das den gesamten Pavillon umhüllt, fühlt sich wie unter einer Autobahnüberführung – und möchte am liebsten noch einmal fahren.
Gebirge, Stadt und Sesselbahn gelten als feste Topoi der Schweiz, die zusammengenommen nicht nur als Zitat für die Architektur eines Expo-Pavillons brauchbar sind. In seinem 2008 erschienenen Roman „Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten“ zeichnet der Schweizer Autor Christian Kracht ein Bild der Berge, die mit einer gigantischen Bunkerlandschaft unterkellert sind. Am Ende des Romans erreicht der Protagonist eine unterirdische Stadt, die sich als absurdes Phantasiegespinst entpuppt und niemals als Militärbastion hätte dienen können. Eine ähnliche Wende nimmt auch die  Inszenierung des Pavillons, und genau darin liegt ihre Stärke: Das Spektakel auf dem Dach, welches durch das Rauf und Runter im Parcours lange vorbereitet wird, gestaltet sich anders als erwartet. Während man in der Sesselbahn sitzend ei­nen Blick auf die Stadt, den Fluss und das Expogelände zu erheischen versucht, genießt man nicht nur die Wiese, sondern überquert auch hier und da den Plastikmüll der Besucher.
Es würde einen nach der Rückkehr nicht wundern, wenn sich der Pavillon wie ein Kettenkarussell langsam um sich selbst zu drehen beginnen würde. Auch die kleinen roten Solar-LED-Paneele des Fassadennetzes scheinen diesen Wechsel zwischen Jahrmarktkulisse und Kunstinstallation zu suggerieren. Sie sind so programmiert, dass sie in unterschiedlicher Taktung und Intensität aufleuchten: Genauso wie die Besucher reagieren sie auf Licht, Wetter und Fotoblitze.



Fakten
Architekten Buchner Bründler, Basel; Element, Basel
Adresse Expo, Shanghai, P.R. China


aus Bauwelt 23.2010
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