Serpentine Gallery Folly
Der Londoner Sommerpavillon von Sou Fujimoto genügt sich selbst
Text: Brensing, Christian, Berlin
Es ist Halbzeit für den Anfang Juni eröffneten diesjährigen Sommerpavillon der Serpentine Gallery in den Londoner Kensington Gardens. Inzwischen haben Hitzewellen, Sommergewitter und ein stetiger Besucherstrom die wie in die Landschaft getupfte fragil, ja geradezu ätherische wirkende „Wolke“ an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit gebracht.
Die Serpentine Gallery hat dieses Mal Sou Fujimoto engagiert. (Wer den alljährlichen Sommerpavillon entwerfen möchte, muss international bekannt sein, darf aber noch nicht in England gebaut haben.) Geschickt spielt der Japaner mit der Palette von architektonisch-konstruktiven Phänomenen, aus denen die Architektur seit der Moderne beständig ihren Mythos nährt: Leichtigkeit, Transparenz, Offenheit, Präzision, Landschaft. Bei Licht besehen, ist die blendend weiße Konstruktion aus mehr als 26.000 Stahlstäben, 20 mm dick und im Raster von 80 auf 80 Zentimeter gefügt, entweder ein überdimensionales Klettergerüst für Kinder – oder eine Annäherung an die Skulpturen des amerikanischen Minimalisten Sol LeWitt. Seiner Funktion als Sommerpavillon wird Sou Fujimotos formale Kür auf dem Rasen vor der Galerie mehr aus der Distanz als im täglichen Gebrauch gerecht.
Die zwölf Vorgänger-Pavillons – von Hadid über Souto de Moura bis Herzog & de Meuron und Ai Weiwei – belegen, dass alle erfolgreichen Konstruktionen immer auch etwas mit Material und Masse zu tun hatten. Um für die verschiedensten privaten und öffentlichen Veranstaltungen, darunter Hans Ulrich Obrists legendäre „Map Marathons“, ein Refugium bieten zu können, waren sie eben auch ganz profan Regen- und Sonnenschutz. Sou Foujimotos transparente, runde Polycarbonatscheiben als „Dach“ leisten weder das eine noch das andere: Die Sonne kann ungehindert hineinscheinen; wenn es regnet, tröpfelt es von einem Tellerrand auf den nächsten, das Wasser hinterlässt Schlieren auf dem Kunststoff und findet früher oder später den Weg auf die Besucher.
Wie auch immer, man befindet sich im architektonisch-künstlerischen Grenzgebiet. Sou Fujimotos 3D-Matrix ist ebenso radikal wie kompromisslos – ein Experiment, das sich dann doch wieder hervorragend in die Reihe der bisherigen Pavillons einfügt. Noch bis in die ersten Herbststürme hinein ist Sou Foujimotos Beitrag vor der Serpentine Gallery zu besuchen – eigentlich mehr ein Folly als ein Pavillon
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