UWC Robert Bosch College in Freiburg
Der Schulbetrieb des UWC Robert Bosch College in Freiburg findet in einem ehemaligen Kartäuserkloster statt. Peter Kulka hat es mit einem Dorf für Lehrer und Schüler ergänzt
Text: Kasiske, Michael, Berlin
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Foto: Hans-Christian Schink
Foto: Hans-Christian Schink
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Blick von der Dreisam auf die Gesamtanlage östlich des Stadtzentrums. Das sanierte und umgebaute Kloster liegt weitgehend hinter Bäumen verborgen.
Foto: Hans-Christian Schink
Blick von der Dreisam auf die Gesamtanlage östlich des Stadtzentrums. Das sanierte und umgebaute Kloster liegt weitgehend hinter Bäumen verborgen.
Foto: Hans-Christian Schink
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Foto: Hans-Christian Schink
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Die Häuser sind über ein Wegenetz miteinander verbunden. Die dreigeschossigen Bauten für die Schüler haben vor den Gemeinschaftsräumen Eck-Loggien.
Foto: Hans-Christian Schink
Die Häuser sind über ein Wegenetz miteinander verbunden. Die dreigeschossigen Bauten für die Schüler haben vor den Gemeinschaftsräumen Eck-Loggien.
Foto: Hans-Christian Schink
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Übergang zum ehemaligen Kartäuserkloster mit den Klassenräumen.
Foto: Hans-Christian Schink
Übergang zum ehemaligen Kartäuserkloster mit den Klassenräumen.
Foto: Hans-Christian Schink
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Treppe in einem Lehrerhaus. Auch bei diesen kleinen Bauten sind die Fassaden durch Fenster unterschiedlicher Größe und Position charakterisiert.
Foto: Hans-Christian Schink
Treppe in einem Lehrerhaus. Auch bei diesen kleinen Bauten sind die Fassaden durch Fenster unterschiedlicher Größe und Position charakterisiert.
Foto: Hans-Christian Schink
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Foto: Hans-Christian Schink
Foto: Hans-Christian Schink
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Autor Michael Kasiske hat den Architekten in seinem neuen Privathaus in Dresden getroffen, das vor kurzem fertig wurde. Peter Kulka wohnt im 1. und 2. Obergeschoss, eine Büropartnerin mit Familie im 3., 4. und im Dachgeschoss mit Terrasse. Hinter dem Schaufenster an der Straße liegt ein flexibel genutzter Raum mit großem Tisch. Die Lärmbelästigung durch die Weißeritzstraße am Bahnhof Dresden Mitte ist enorm, die Fenster bester Qualität schlucken alles.
Foto: Michael Kasiske
Autor Michael Kasiske hat den Architekten in seinem neuen Privathaus in Dresden getroffen, das vor kurzem fertig wurde. Peter Kulka wohnt im 1. und 2. Obergeschoss, eine Büropartnerin mit Familie im 3., 4. und im Dachgeschoss mit Terrasse. Hinter dem Schaufenster an der Straße liegt ein flexibel genutzter Raum mit großem Tisch. Die Lärmbelästigung durch die Weißeritzstraße am Bahnhof Dresden Mitte ist enorm, die Fenster bester Qualität schlucken alles.
Foto: Michael Kasiske
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Die Treppe bildet die Mitte der Schülerhäuser. Rechts ein Gemeinschaftsraum mit Küche und Loggia. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem ein Gästezimmer für Elternbesuche und ein Hauswirtschaftsraum.
Foto: Hans-Christian Schink
Die Treppe bildet die Mitte der Schülerhäuser. Rechts ein Gemeinschaftsraum mit Küche und Loggia. Im Erdgeschoss befinden sich außerdem ein Gästezimmer für Elternbesuche und ein Hauswirtschaftsraum.
Foto: Hans-Christian Schink
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Foto: Hans-Christian Schink
Foto: Hans-Christian Schink
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Foto: Hans-Christian Schink
Foto: Hans-Christian Schink
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Foto: Hans-Christian Schink
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Foto: Hans-Christian Schink
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Für die Vierbettzimmer entwarf Kulka Einbaumöbel mit Schrankwand und „Schlafkojen“, die eine Abgrenzung ermöglichen
Visualisierung: Büro Kulka
Für die Vierbettzimmer entwarf Kulka Einbaumöbel mit Schrankwand und „Schlafkojen“, die eine Abgrenzung ermöglichen
Visualisierung: Büro Kulka
„Und dann haben wir angefangen zu drehen“, erklärt Peter Kulka mit einer beiläufigen Handbewegung, als wir, wenige Tage nach dem Besuch in Freiburg, in seinem jüngst fertiggestellten Dresdener Wohn- und Atelierhaus zusammensitzen . Während vor dem Fenster Straßenbahnen und Autos lärmen, sprechen wir über das idyllisch gelegene UWC Robert Bosch College Freiburg im Breisgau. Gezeigt werden Fotos von malerischen Häusern, hinter denen seine Kuben gleichsam den Hang hinauf tanzen.
Als einen „romantischen Ort“ empfindet Kulka denn auch das Gelände oberhalb der Dreisam im östlichen Stadtgebiet. Der Hang wird dominiert durch die sogenannte Kartaus, das prächtige ehemalige Priorat eines Ende des 18. Jahrhunderts aufgehobenen Klosters und dessen verstreut stehende Nebengebäude. Erst als Adelssitz, die letzten hundert Jahre als Altenheim genutzt, entschloss sich die Stadt Freiburg angesichts der dringend erforderlichen Sanierung, die Anlage dem ersten deutschen United World College (UWC) zu überlassen.
Das Konzept der internationalen Schule geht auf den deutschen Pädagogen Kurt Hahn (1886–1974) zurück. Hahn war von den Nazis verfolgt und inhaftiert worden. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es ihm ein Anliegen, junge Menschen unterschiedlicher Herkunft die beiden Abiturjahre gemeinsam verbringen zu lassen, um nationalistisch grundierten Feindschaften durch konkrete persönliche Begegnungen den Boden zu entziehen. Eine Gründung in Deutschland – die Schulen sind wirtschaftlich unabhängig voneinander – gelang jahrzehntelang nicht, bis die Robert Bosch Stiftung 2011 die Trägerschaft für das nunmehr 15. UWC übernahm. Nicht von Ungefähr: Deren Namenspatron war ein enger Freund Hahns.
Die neue Nutzung verlangte den Ausbau der Kartaus. Ein Gutachterverfahren im Jahr 2011 endete mit zwei Siegern: Das ortsansässige Büro hotz + architekten wurde daraufhin mit Sanierung und Umbau des Hauptgebäudes zur Schule sowie mit dem Neubau des Auditoriums und der Mensa beauftragt. Dieser Neubau befindet sich heute, teilweise eingegraben, am Schulgarten. Das Büro Peter Kulka Architektur konnte seinen Vorschlag für die Lehrer- und Schülerunterkünfte weiter ausarbeiten. Sein „Wohndorf“ auf dem exponierten steilen Südhang östlich der Schule, hatte die Obergutachter überzeugt. Acht große und vier kleine, würfelförmige Häuser stehen zueinander verdreht, als seien sie in die bewegte Topografie hineingesteckt worden. Tatsächlich wurden die Positionen händisch am Arbeitsmodell entwickelt. Mit überzeugendem Ergebnis: Wer am Fuß des Hanges steht, bekommt durch die perspektivische Verkürzung mit den sich überlagernden Ansichten den Eindruck eines südländischen Bergdorfes. Auch vom forstwirtschaftlichen Weg, der oberhalb verläuft, bietet sich ein ähnliches Bild, nur wirkt die Dimension der Einzelbaukörper von oben naturgemäß geringer. Ihre Dächer, begrünt und überwiegend mit Photovoltaik ausgestattet, zeigen sich – von breiten Zinkabdeckungen gerahmt – als „fünfte Fassade“.
Von der Gliederung der erforderlichen Wohnräume für 200 Schüler in visuell leicht erfassbare Baukörper musste Kulka die Vertreter der Stadt erst überzeugen, da man eine zu große bauliche Dominanz befürchtete. Das in Sichtbeton ausgeführte Wegenetz orientiert sich an den Höhenlinien und erhält mit entfernt an ein Amphitheater erinnernden Sitzstufen ein Zentrum, ähnlich einer Agora. „Es ist der gebaute Wettbewerbsbeitrag“, stellt Kulka zufrieden fest. Was noch fehlt, ist das „Haus der Stille“, ein weiterer Kubus, der auf der westlichen Seite der Kartaus, die selbst ein wenig versteckt liegt, entstehen soll und den historischen Teil in einen Rahmen der Gegenwart setzen wird. Die äußere Erscheinung der Häuser wird durch tief eingeschnittene, meist quadratische Fenster unterschiedlicher Größe und Position charakterisiert.
Für die Schüler
Die Schüler bewohnen die dreigeschossigen Häuser. In sie sind im Erdgeschoss übereck „Loggien“ eingeschnitten. Die so erzeugten große Auskragungen markieren den Zugang. Das Eingangsgeschoss ist stets gleich gegliedert: ein Gemeinschaftsraum mit Küche, der sich äußerlich durch ein flächenbündiges Bandfenster abbildet, ein Gästezimmer, etwa für Elternbesuche, und ein Hauswirtschaftsraum. In den beiden anderen Geschossen befinden sich jeweils drei Wohn- und Schlafräume und eine gemeinschaftlich genutzte Sanitäranlage.
Die Grundrisse sind, wie vom Architekten gewohnt, von bestechender Klarheit. Die drei Vierbettzimmer gruppieren sich um die zentrale, einläufige Treppe. Sie werden mit Einbaumöbeln effizient genutzt. Gegenüber einer Schrankwand, der Stauraum, sind vier „Schlafkojen“ im rechten Winkel zu Arbeitsplätzen an Fenstern angeordnet. Die Kojen sind durch halbhohe Pinnwände und Regale voneinander getrennt, sodass die Schüler ein angemessenes Maß an Ruhe und Intimität bekommen. Trotz der weißen Oberflächen des Innenausbaus strahlen die Zimmer eine wohnliche Atmosphäre aus.
Für die Lehrer
Die lediglich zweigeschossigen Wohnhäuser für die Lehrer sind ebenfalls klar strukturiert. Zwei Häuser für Familien stehen am „Dorfrand“, zwei für Singles im Zentrum. Wie die Schülerhäuser wurden sie mit vertikalem „Besenstrich“-Putz versehen. Ursprünglich hatte Kulka für die Außenverkleidung der Stahlbetonbauten unterschiedliche Materialien vorgesehen. Die nun ausgeführte homogene Außenhaut betont die Gemeinschaft und wirkt durch die Farbe und die von Wand zu Wand unterschiedlichen Reflexionen des Lichtes dennoch individuell.
„How can we dance when our earth is turning“, dieser Ohrwurm der australischen Band Midnight Oil kommt einem in den Sinn bei der überraschenden Selbstverständlichkeit, mit der das Konzept der UWC und die Architektur ineinander aufgehen. Die eigenartige Eleganz bleibt im Innenraum auch trotz der Überlagerung mit persönlichen Gegenständen der Schüler erhalten. Darin offenbart sich das Bauhaus-Erbe, das sich in der frühen Jahren von Kulkas Biografie findet, und das er in seiner Architektur stets neu belebt, in Freiburg wie in Dresden.
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