Wasser-Park
Text: della Casa, Francesco
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ZGZ Arroba Desarrollo Expo Zaragoza
ZGZ Arroba Desarrollo Expo Zaragoza
Francesco della Casa hält Weltausstellungen eigentlich für überflüssig und ist doch begeistert von dem Wasser-Park, der 2008 für die Expo in Saragossa im Überschwemmungsgebiet des Ebro angelegt wurde: mit grundlegend neuen Ideen für den Umgang mit einer bedrohlichen Natur.
Spanische Architektur von heute setzt – im wohl vergeblichen Versuch, Gehrys Wunder von Bilbao zu wiederholen – auffallend häufig den Akzent auf das „Monumentale“. Ganz selten finden sich Entwürfe, die Landschaft und Natur als das eigentliche Monument einer kollektiven Identitätsbildung begreifen. In diesem Sinne halte ich den „Parque del agua“ von Saragossa – oder „Meandro plateado“, wie die Autoren ihren
Entwurf nennen – für eines der bedeutsamsten Architektur-Projekte des Landes: Es gibt den seit Jahrtausenden wirkenden Kräften der Natur den Vorzug vor den globalisierten Trends der Stunde. Der „Silberne Mäander“, Siegerprojekt von 2004 für die EXPO in Saragossa 2008 (Bauwelt 27.2008), ist ein Angebot an die Stadt, den Bezug zum Wasser auf neue Art aufzunehmen. Bis dato hatte die Stadt dem Fluss den Rücken zugekehrt. Der Ebro wurde der starken Hochwasser wegen mehr als Bedrohung denn als Ort der Erholung wahrgenommen.
Der von Christine Dalnoky konzipierte Wasserpark auf der durch eine Schleife des Flusses gebildeten Landzunge orientiert sich an den Spuren früherer landwirtschaftlicher Nutzungen des fruchtbaren Schwemmlandes. Ehemalige Feldwege, die ursprüngliche Aufteilung der Parzellen und das kurvige Profil des leicht fallenden Terrains bestimmten die Gestalt des Parks. Der Zugang von der Stadt her ist als weicher Übergang gestaltet. Die zunächst rechtwinklige, das urbane Raster fortführende Geometrie der Wege schlängelt sich im späteren Verlauf im Zickzack fort, zeichnet immer neue Schichten in der Ausbildung der Flussschleife nach und macht Relikte einer allmählichen Inbesitznahme des Geländes sichtbar. Ein in sich
geschlossenes Wasser-System aus Aquädukten und Kanälen charakterisiert das Gelände als Gegenentwurf zum städtischen Raum, bestimmt die Wegeführung und mündet schließlich in drei große Becken, die als Schwimmbad bzw. Raftingstrecke ausgebaut sind. Auf den Halbinseln dazwischen sind drei Themengärten angelegt.
Die Pflanzpläne richteten sich in erster Linie nach der Eignung der Setzlinge hinsichtlich des teilweise überschwemmten Standortes. Noch während der Bauarbeiten kam es zu starkem Hochwasser – und bereits damals konnte der Nachweis erbracht werden, dass der Park das Risiko von Überschwemmungen akzeptiert, d.h., es als strukturelle Komponente des Projektes integriert. Gerade weil solche Katastrophenszenarien nicht sehr häufig sind, zog man unmittelbare Baumaßnahmen zurück zum Status quo der Neuplanung nicht in Betracht. Die nach Abfließen des Hochwassers zurückgebliebenen Lehmablagerungen würden sich rasch mit dem Erdreich vermischen. Ganz von selbst findet die Parkanlage in ihrem Ineinandergreifen aus Wasser und Vegetation allmählich zur gewohnten Funktion zurück, von einem simplen Harken der Wege abgesehen scheinen weitere Maßnahmen überflüssig. Zwar ist der „Silberne Mäander“ zu einem bestimmten Anlass entstanden, doch angelegt ist der Park auf weite Zeiträume hin – er dehnt sich gleichermaßen in die Vergangenheit wie in die Zukunft, indem er sich in den Rhythmus der Natur und der Jahrhundertfluten einfügt.
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