Bauwelt

Die Elbphilharmonie war preiswert

Boris Schade-Bünsow findet politische Baukosten fatal

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Boris Schade-Bünsow findet politische Baukosten fatal


Die Elbphilharmonie war preiswert

Boris Schade-Bünsow findet politische Baukosten fatal

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Der Bau der Elbphilharmonie wurde 2001 initiiert, 2003 begannen Herzog & de Meuron, direkt beauftragt, mit der Planung. Den Hamburger Senat hätte das Haus zu diesem Zeitpunkt 77 Mio. Euro gekostet, der Rest wäre mit privaten Mitteln finanziert worden.
Eine Machbarkeitsstudie ermittelte 2005 die Netto-Baukosten mit 186 Mio. Euro: ein Schnäppchen für ein Konzerthaus mit rund 120.000 m² BGF. Für 1550 Euro/m² bekam man auch damals kaum mehr als eine Garage. Eine Philharmonie wiegt schwerer als eine Garage, der Bau war komplizierter, und architektonisch anspruchsvoller ist er auch, doch für 241,3 Mio. Euro wollte das Konsortium aus Hochtief und der Commerzbank bauen: ein Weltklasse-Konzerthaus, ein 5-Sterne-244-Zimmer-Hotel, 44 Luxuswohnungen mit unverbaubarem 270-Grad-Blick, die ­
für 15.000 bis 35.000 Euro/m² angeboten werden. Gekostet hätte das rund 2000 Euro/m². Ein Wahnsinnsgeschäft.
Dem Wahn anheimgefallen waren auch die, die glaubten, das ginge; Lügner die, die es besser wussten und nicht sagten. Gekommen ist es anders. Nach Baustopp, Neuverhandlungen, Nachträgen, Untersuchungsausschüssen und Gutachten stand zu Weihnachten 2012 der Nettopreis fest: 575 Mio. Euro, das sind 4800 Euro/m². Keine drei Monate später und vier Jahre vor dem Eröffnungstermin näherte sich die Schätzung den realen Baukosten in Höhe von 800 Mio. Euro, also 6700 Euro/m². Immer noch preiswert für ein Gebäude, das in und auf einem entkernten Elbspeicher, mechanisch entkoppelt, auf 1745 Pfählen neu errichtet wurde. Mit einer einzigartigen Fassade mit tausenden Glaselementen, die je tausende Euro kosten, und einem Konzertsaal, der akustisch alles hinter sich zurücklassen soll, was je zuvor gebaut wurde. Entstanden ist ein Bauwerk, das Hamburg, der mit kulturellen Minderwertigkeitskomplexen beladenen bürgerlichen Kaufmannsstadt, eine neue, stets ersehnte kulturelle Facette hinzu gibt. Und das alles für nur 6700 Euro/m². Ein Schnäppchen! Skandalös ist die politische und mediale Chuzpe, mit der wieder und wieder mit unrealistischen Baukosten gegen Planer, Architekten und Ausführende Stimmung gemacht wurde. In der kommenden Bauwelt (Heft 2) zeigen wir, was man für 6700 Euro/m² alles bekommt.

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