Bauwelt

Engelsleitern, Abatons und europäische Grenzen

Alejandro Aravena, der Generalkommissar der 15. Architekturbiennale, hat 88 internationale Büros eingeladen, sich zum Thema der Hauptausstellung „Reporting from the Front“ Gedanken zu machen und diese im Arsenale und im italienischen Pavillon vorzustellen. Wir haben die beiden Fragen, die Aravena den Teilnehmern gleich zu Anfang gestellt hatte, für dieses Heft noch einmal an 15 ausgewählte Büros geschickt. Auf den folgenden Seiten erläutern sie in Kurzform ihr Ausstellungskonzept – eine Art Reiseführer zu einigen Stationen der großen Ausstellung. So viel ist sicher: Das martialische Biennale-Thema bietet erstaunlich viel Spielraum für Interpretationen – neben „Frontberichterstattung“ geht es um Rückbesinnung auf lokale Werte

Text: Red.

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    51N4E, Brüssel
    Play for Real

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    Atelier Bow-Wow, Tokio
    Woodland – Projekt im Rahmen der internationalen Satoyama Initiative

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    Arno Brandlhuber, Christopher Roth, Berlin
    Legislating Architecture

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    Christ & Gantenbein mit Stefano Graziani,
    Basel
    More Than a Hundred Years

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    Basel
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    Antón García Abril & Déborah Mesa, Madrid
    Supraextructures vs. Structures of Landscape

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    Antón García Abril & Déborah Mesa, Madrid
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    Estudi d’Arquitectura Toni Gironès, Barcelona
    Museum of Climate

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    Tatiana Bilbao Estudio mit Rozana Montiel, Estudio de Arquitectura, Dellekamp Arquitectos und Alejandro Hernández, Mexiko
    Ungleichheit und Reichtumsverteilung.

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    Ungleichheit und Reichtumsverteilung.

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    Studio Anna Heringer zusammen mit Lehm Ton Erde Baukunst und dem Architekturmuseum der TUM, Laufen/München
    Lehm funktioniert

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    Manuel Herz, Basel
    Sahrawis-Flüchtlingslager

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    Kengo Kuma and Associates, Tokio
    Ortsbezogene Entwurfsmethoden

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    Paulo David, Madeira
    Zerstörte Landschaften

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    Transsolar mit Anja Thierfelder, Stuttgart
    Lichtbüschel

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    Werner Sobek, Stuttgart
    Verhülltes Abaton

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    Raphael Zuber, Chur
    Es geht um Raum

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    BeL Sozietät für Architektur, Köln
    NEUBAU – an der Königsberger Straße und am Aleppoer Weg

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    BeL Sozietät für Architektur, Köln
    NEUBAU – an der Königsberger Straße und am Aleppoer Weg

Engelsleitern, Abatons und europäische Grenzen

Alejandro Aravena, der Generalkommissar der 15. Architekturbiennale, hat 88 internationale Büros eingeladen, sich zum Thema der Hauptausstellung „Reporting from the Front“ Gedanken zu machen und diese im Arsenale und im italienischen Pavillon vorzustellen. Wir haben die beiden Fragen, die Aravena den Teilnehmern gleich zu Anfang gestellt hatte, für dieses Heft noch einmal an 15 ausgewählte Büros geschickt. Auf den folgenden Seiten erläutern sie in Kurzform ihr Ausstellungskonzept – eine Art Reiseführer zu einigen Stationen der großen Ausstellung. So viel ist sicher: Das martialische Biennale-Thema bietet erstaunlich viel Spielraum für Interpretationen – neben „Frontberichterstattung“ geht es um Rückbesinnung auf lokale Werte

Text: Red.

51N4E, Brüssel
Play for Real
Problem Seit 12 Jahren arbeitet unser Büro auch in Albanien. Von Anfang an haben uns diese unterschiedlichen „Fronten“ des Architektenberufs interessiert: einerseits in Brüssel zu arbeiten, der Verwaltungshauptstadt Europas, andrerseits in Tirana, einem Land am Rande Europas, in dem vieles, was mit dem Bauen zusammenhängt, sich erst festigen musste. Auf der belgischen Seite strenge Vorschriften und Verfahren, die die Chancen für kreative Zusammenarbeit begrenzen, auf der anderen Seite ein kompliziertes Geflecht von Akteuren, mit Regeln, die unklar sind und häufig umgangen werden. Zu unserer Überraschung entwickelten sich aus dieser Begegnung mit unterschiedlichen europäischen Wirklichkeiten ganz unerwartete Möglichkeiten: Programme für eine offene Architektur.
Lösung Unsere Ausstellung im Arsenale zeigt beispielhaft den Entwurfsprozess für ein Hochhausprojekt in Tirana. Es gibt vier Elemente: ein Modell des Turms und seines Sockels, der die plastischen Qualitäten des Turms deutlich macht; dann einen Film über die räumlichen Qualitäten im Inneren und die städtebauliche Einbindung. Dazu kommen raumhohe Fotografien, die die Materialität des Sockels und der Fassade veranschaulichen. Schließlich gibt es ein Buch, in dem wir über unsere 12 Jahre in Albanien berichten: über einen langsamen Annäherungsprozess, in dem wir gelernt haben, mit lokalen Firmen und Handwerkern so zusammenzuarbeiten, dass wir die stereotypen Arbeitsweisen in unterschiedlichen Teilen Europas hinter uns lassen konnten.
BeL Sozietät für Architektur, Köln
NEUBAU – an der Königsberger Straße und am Aleppoer Weg
Problem Deutschland ist ein Einwanderungsland. In den Metropolregionen herrscht Wohnungsnot. Bis 2026 fehlen 4 Millionen bezahlbare Wohnungen. Unser Konzept NEUBAU zeigt in einem großen Modell vier spekulative Selbstbaustädte, die das in Hamburg auf der IBA 2014 realisierte Projekt „Grundbau und Siedler“ weiter vorantreiben. In einem Vergleich zum großen Wiederaufbau nach 1945 zeigen sich Ähnlichkeiten und Unterschiede zur heutigen Situation.
Lösung Wir nennen die Stadtviertel „City of Assembly“. Sie werden in Koproduktion errichtet. Zwischen Selbstbestimmung und Planung entstehen vielfältige Räume der Gemeinschaft, der Produktion, des Gewerbes und des Privaten. 50 Prozent der Bewohner haben Migrationshintergrund, es sind Viertel für alle Schichten.
Studio Anna Heringer zusammen mit Lehm Ton Erde Baukunst und dem Architekturmuseum der TUM, Laufen/München
Lehm funktioniert
Problem Heute leben weltweit 3 Milliarden Menschen in Gebäuden aus Lehm. Überall werden Lehmstrukturen durch Materialien ersetzt, die mit nicht erneuerbaren Energien produziert worden sind, die Energie verbrauchen und die für einen hohen Ausstoß von CO2 verantwortlich sind. Kurz gesagt hat aber der Planet nicht genügend Ressourcen, um 7 Milliarden Wohnungen aus Beton und Stahl zu erzeugen. Wir kommen ohne Lehm als Material für künftige Städte und Häuser nicht aus. Dazu brauchen wir mehr Forschung, mehr technische Entwicklung und neue architektonische Lösungen für dieses Material. Wir sollten Lehmbauten viel häufiger diskutieren, publizieren, in Ausstellungen präsentieren und deren Bauweise an Universitäten lehren.
Lösung Lehm funktioniert! Wir schlagen für die Ausstellung folgende Elemente vor: eine Lehminstallation, die man berühren, fühlen, auf der man sitzen und in der man sich aufhalten kann. Dazu zeigen wir eine Dokumentation von Bauten aus der südlichen und der nördlichen Hemisphäre, zum einen mit Low-Tech-Mitteln und zum anderen mit High-Tech hergestellt. Es gibt Videos über den Konstruktionsprozess von Lehmbauten und ein Panel mit internationalen Experten.
Atelier Bow-Wow, Tokio
Woodland – Projekt im Rahmen der internationalen Satoyama Initiative
Problem Wir kämpfen mit unserem Beitrag gegen die Barrieren zwischen den lokalen Ressourcen und der Bevölkerung, die im Zuge der Industrialisierung und der Globalisierung des 20. Jahrhunderts entstanden sind. Diese Globalisierungsprozesse hatten einen negativen Einfluss nicht nur auf Japans regionale Landwirtschaft, sondern auch auf die alternde Bevölkerung, die dort wohnt. Angemessene Jobs für Menschen in höherem Alter, aber auch für Menschen mit Behinderung sind in der näheren Umgebung kaum mehr zu finden.
Lösung Unser Versuchsprojekt, die „Firewood Supply Plant“ in Kurimoto, bietet eine Alternative gegen diese Form der regionalen Entfremdung. Sie ist Teil der Satoyama Initiative. Zwei Aspekte sind prägend: 1. Der Prozess der Durchforstung der Wälder bis zur Produktion von Feuerholz muss transparent gemacht und in ein Netzwerk der Akteure eingebunden werden, sodass auch ältere Menschen mitmachen können. 2. Das Fabrikgebäude haben wir mit einer Tagespflege für ältere Menschen kombiniert, und es gibt Platz für Büroräume der sozialen Organisationen.
Antón García Abril & Déborah Mesa, Madrid
Supraextructures vs. Structures of Landscape
Problem Unsere Installation beschäftigt sich mit zwei scheinbar konträren Themen – Stadt und Natur – und bringt sie in einen Zusammenhang. In der Stadt wehren wir uns üblicherweise gegen ein simplifizierendes Verständnis von Architektur und Infrastruktur; wir sind gegen den wuchernden Einfluss des Privaten, der den gemeinsamen öffentlichen Raum zurückdrängt und immer neue Grenzen aufbaut. Befinden wir uns in der Natur, dann vergessen wir sehr schnell die eingeübten urbanen Denkweisen und entwickeln andere Methoden der Lebensführung, indem wir den Regeln der Natur folgen. In unserer Installation stellen wir diese beiden parallelen Wirklichkeiten einander gegenüber. Wir machen sichtbar, dass dem Prozess der Urbanisierung eine Spannung innewohnt, die beim Entwerfen in stark urbanen Gebieten genauso zum Tragen kommt wie in stark ländlichen. Das Land und das, was wir daraus machen, verstehen wir als treibende Kraft einer Weiterentwicklung dieser beiden „Fronten“.
Lösung Für die Städte schlagen wir soge-nannte „Supraextructures“ vor, um den städtischen Boden zu multiplizieren – konzipiert als eine „Stadt in der Stadt“. Diese vertikal gestapelten Räume bieten neue Wachstumschancen, verändern die Rolle des Immobilienmarkts und ermöglichen alternative Szenarien für das städtische Leben. Für den ländlichen Raum hingegen schlagen wir vor, dass die Strukturen der Landschaft in die Sprache der Architektur übersetzt werden – konzipiert als eine „erweiterte Landschaft in der Landschaft“. Beide Vorschläge resultieren aus antagonistischen Voraussetzungen und scheinen auf den ersten Blick sehr weit voneinander entfernt zu sein. Uns geht es aber um die jeweilige Dynamik, die mit der architektonischen Herangehensweise verbunden ist. Unser Konzept bietet zweifellos keine direkt umsetzbare Lösung an. Es wirft Fragen auf, die zu alternativen Wegen führen, die es heute zu erforschen gilt.
Tatiana Bilbao Estudio mit Rozana Montiel, Estudio de Arquitectura, Dellekamp Arquitectos und Alejandro Hernández, Mexiko
Ungleichheit und Reichtumsverteilung
Problem Es geht um die Verteilung des Reichtums. Wir zeigen auf, wie bestimmte Initiativen und Verbesserungen an einem Ort keinen Sinn machen, an einem anderen Ort der Welt aber einen riesen Unterschied ergeben könnten – das größte Problem, mit dem wir auch als Architekten konfrontiert sind, ist die soziale Ungleichheit in der Welt.
Lösung Eine Lösung für diese beiden Probleme? Uff... Ich habe keine Lösung, sonst würde ich andere Dinge tun als Architektur. In meinem eigenen Bereich versuche ich zumindest einen Beitrag zu leisten, indem wir bei unseren Bauten keine Ressourcen verschwenden und so viel wie möglich mit dem arbeiten, was lokal vorhanden ist.
Manuel Herz, Basel
Sahrawis-Flüchtlingslager
Problem Die Westsahara ist eine Flüchtlingsnation, die mit dem „Pavillon der Westsahara“ zum ersten Mal auf der Biennale vertreten sein wird. Wir zeigen mit der Architektur und dem Städtebau, wie das Volk der Sahrawis seit 40 Jahren in Flüchtlingslagern einen selbstbestimmten Alltag aufbaut und ein politisches Projekt praktiziert.
Lösung Die Sahrawis demonstrieren, wie eine andere Art von Flüchtlingslager aussehen kann, wo die Flüchtlinge Herr ihres eigenen Lebens sind, und das Lager als Ort der sozialen Emanzipation genutzt wird. In diesem Sinne können die Lager als Präzendenzfall oder Vorbild für andere Flüchtlingsansiedlungen gesehen werden.
Arno Brandlhuber, Christopher Roth, Berlin
Legislating Architecture
Problem Modern thinking relies on parameters and this is ours: Legislating Architecture §§§ from text to a w(hole) §§§ and is a hole also a window? §§§ every window is a hole §§§ though §§§ laws create design §§§ how can legislation be a tool rather than an obstacle? §§§ – Aus dem Trailer des Films „Legislating Architecture“, den wir auf der Biennale zeigen.
Lösung – Antwort in Zitaten: „I would say a political program is more important than new rules or replacing rules with other rules.“ (Rem Koolhaas) „Natürlich ist der Gesetzestext das Buch der Bücher, und auch wenn Du nicht lesen kannst oder willst oder keine Zeit dazu hast – den Text musst Du einfach lesen und verstehen.“ (Christian Kerez) „Warum können wir die Bedingungen nicht einfach verändern? Warum können wir die Architektur nicht ganz anders verstehen, indem wir die bestehenden Texte einfach umschreiben?“ (Arno Brandlhuber) „De te fabula narratur.“ (Karl Marx)
Christ & Gantenbein mit Stefano Graziani,
Basel
More Than a Hundred Years
Problem Trotz der heute allgegenwärtigen Diskussion um Nachhaltigkeit scheint die Architektur an Dauerhaftigkeit zu verlieren. Mit unserem Beitrag zur Biennale plädieren wir für eine Architektur, die „more than a hundred years“, also länger als hundert Jahre hält und die sich damit – gegen aktuelle Tendenzen – für Beständigkeit einsetzt.
Lösung Architektur sollte der Zeit auf konstruktiver, aber insbesondere auf kultureller Ebene standhalten. Indem sie historische Bezüge herstellt und diese zeitgenössisch interpretiert, soll eine Nachhaltigkeit der Form angestrebt werden. Die obigen Zeichnungen sind von Giovanni Battista Piranesi. Sie erschienen 1761 in Rom.
Raphael Zuber, Chur
Es geht um Raum
Problem Bauen wird immer komplizierter. Architekten sind mehr und mehr gefordert, sich mit einer zunehmenden Menge von immer komplexeren Problemen auseinanderzusetzen. Dabei wird die Qualität des architektonischen Raums, der eigentliche Kern unserer Disziplin, immer häufiger ignoriert oder geht einfach verloren. Ich bin im Gegensatz dazu davon überzeugt, dass RAUM, in all seiner Komplexität und in allen Facetten unseres Bewusstseins, einen unmittelbaren und grundlegenden Einfluss auf unser Befinden hat.
Lösung Wir schlagen vor, ohne dabei die offensichtlichen gesellschaftlichen Fragen von heute zu vergessen, uns wieder mehr mit den architektonischen Fragen zu beschäftigen und darüber nachzudenken, was ein großartiger Raum sein könnte und vor allem: wie wir solche Räume heute wieder umsetzen könnten.
Kengo Kuma and Associates, Tokio
Ortsbezogene Entwurfsmethoden
Problem Architekturobjekte sollten nicht als einzelne und isolierte Gebäude betrachtet werden. Zu jeder künstlerischen Arbeit gehört ein fortwährender, nicht abreißender Forschungsprozess. Mit unserer Installation wollen wir auf diese Thematik aufmerksam machen.
Lösung Wir sagen der Ära, die die Welt mit Stahl und Beton bedeckt hat, den Kampf an! Zeitgemäße Gestaltungslösungen für Architektur liegen in der Natur und entstehen nur zusammen mit der Bevölkerung vor Ort. Es gibt keine universale Entwurfsmethode, die für alle Gegenden der Welt angewandt werden kann. Jede Gegend hat ihre eigenen Zimmerer, Tischler und Handwerker. Und diese Menschen haben eine Antwort auf die Frage, was in ihrer Umgebung gebaut werden sollte.
Paulo David, Madeira
Zerstörte Landschaften
Problem Ich will auf zwei Probleme aufmerksam machen: auf ein von einem massiven Feuer zerstörtes Berggebiet, das durch menschliche Nachlässigkeit verursacht wurde, und auf die Zerstörung eines großen Küstengebiets mit Hotelburgen, deren Proportionen und Dimensionen an diesem Ort völlig unpassend sind und die ihn visuell wie physisch kaputt machen.
Lösung Als Antwort auf diese verwüsteten Landschaften zeige ich zwei kleine Bauprojekte. Es handelt sich um Unterstände: Der eine dient zur Beobachtung und ist aus dem Material des vom Feuer zerstörten Gebietes gemacht. Der andere dient der Gastfreundschaft. Er ist als architektonischer Schnitt in eine Ruine konzipiert und erlaubt den Gästen einen neuen Blick auf die Landschaft in Madeira.
Estudi d’Arquitectura Toni Gironès, Barcelona
Museum of Climate
Problem In unserem Beitrag behandeln wir den Kampf gegen den Klimawandel, den wir als eine Antwort auf das Thema der diesjährigen Biennale „Reporting from the Front“ sehen.
Lösung Wir präsentieren das „Museum of Climate“ in Lleida. Mit diesem Projekt machen wir deutlich, dass in tropischen Gebieten gemäßigte Temperaturen nicht künstlich – das heißt durch eine komplizierte Bautechnologie – erzeugt werden müssen.
Werner Sobek, Stuttgart
Verhülltes Abaton
Problem Es geht um die beiden großen Fragen des Bauschaffens von morgen: 1. Angesichts der Bevölkerungsexplosion ein Mehr an Gebäuden mit immer weniger Materialverbrauch bei gleichzeitiger Rezyklierbarkeit zu errichten. 2. Auf die Nutzung jedweder Energie, die aus dem Verbrennen fossiler Träger gewonnen wird, zu verzichten. Die enormen CO2-Emissionen, die bei der Herstellung und beim Betrieb unserer Gebäude entstehen, verschärfen das Problem der Erderwärmung. Leider haben die meisten bislang immer noch nicht verstanden, dass die Energiewende mit den bisherigen Ansätzen scheitern wird. Zudem werden die Fragen, wie denn in den kommenden sechzehn Jahren eine gebaute Umwelt für weitere zwei Milliarden Menschen geschaffen werden soll, vollkommen negiert. Ich denke, wir können es uns nicht mehr erlauben, noch jahrelang in Ankündigungen zu verharren. Wir müssen jetzt handeln – auch und gerade wir als Planer.
Lösung Wir arbeiten seit langem an Lösungsvorschlägen, die in unseren Gebäuden wie in unseren Publikationen einsehbar sind. Für die Biennale haben wir darauf verzichtet, dies mit Zeichnungen oder Modellen zu tun. Stattdessen haben wir das ägyptische Abaton für die Biennale weiterentwickelt – also uns mit dem heiligen Raum innerhalb eines Tempels beschäftigt, in dem die Wahrheit verborgen ist und in den keine Tür hineinführt. Wir haben hierzu das Abschlussdokument des „Intergovernmental Panel on Climate Change“ IPCC von 2007 in zwölf Sprachen auf einen gewichtsminimalen Würfel aus Stoff aufgedruckt. Diesen Würfel, diese „Wahrheit“, haben wir dann mit einem schwarzen Tuch abgedeckt. Der Würfel selbst hat eine Kantenlänge von 4,66920… Meter, was der Feigenbaum-Konstanten delta entspricht. Die Feigenbaum-Konstante beschreibt den Übergang eines
nichtlinearen Systems von regulärem zu chao­tischem Verhalten. An dieser Schwelle stehen wir heute.
Transsolar mit Anja Thierfelder, Stuttgart
Lichtbüschel
Problem Uns beschäftigt die Vernachlässigung der lokalen Identität in ihren verschiedenen Facetten – vom Sonnenstand zum Makro- und Mikroklima, über die Lärm- und Luftqualität bis hin zu häufig übersehenen Fragen wie der des Baugrunds und des Grundwassers, der solaren und windtechnischen Verschattung, aber auch zu den Potenzialen von städtischen Nachbarschaften ganz allgemein.
Lösung Wir begreifen das Bewusstmachen der lokalen Identität als Chance und Anregung. Mit der Installation „Lightscapes – local identity, exploring a forgotten resource” machen wir in der Ausstellungshalle des Arsenale lokale Identität anhand von Lichtbüscheln respektive Crepuscular Rays sichtbar. Diese Lichtbüschel kennen wir alle von gewissen Wolkensituationen, wenn die Sonne sich durch Lichtstreuung an atmosphärischen Partikeln in „Engelsleitern“ festmacht und sich als sichtbares Strahlenbündel gegen den dunkleren Himmel abzeichnet. In Wirklichkeit sind dies aber parallele Lichtbüschel, die uns durch die perspektivische Verkürzung als stürzende Strahlen erscheinen.

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