Bauwelt

Konfetti und Struktur

Die Stadt Mainz hat eine Gestaltungsoffensive für die Innenstadt gestartet. Zum Auftakt wurde ein freiraumplanerischer Wettbewerb mit Realisierungsteil für die Bahnhofstraße und den nördlichen Münsterplatz und mit Ideenteil für den südlichen Münsterplatz und die Schillerstraße ausgelobt. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es wäre, bei der Realisierung keine derartige Zweiteilung zu verfolgen

Text: Holl, Christian, Stuttgart

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    1. Preis Das Team um Bierbaum Aichele versehen Platz und Bürgersteige mit Platten aus zwei verschiedenen Formaten in mehreren Brauntönen. Auf einem Metallband ordnen sie die Stadtmöbel linear an.
    Abbildung: Verfasser

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    1. Preis Das Team um Bierbaum Aichele versehen Platz und Bürgersteige mit Platten aus zwei verschiedenen Formaten in mehreren Brauntönen. Auf einem Metallband ordnen sie die Stadtmöbel linear an.

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    2. Preis Das Team um sinai stellt ein 70 Meter langes Haltestellendach auf die Bahnhofstraße. Zudem bestimmen einheitliche Oberflächen, Hecken und ein Baumrondell den Charakter.

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    2. Preis Das Team um sinai stellt ein 70 Meter langes Haltestellendach auf die Bahnhofstraße. Zudem bestimmen einheitliche Oberflächen, Hecken und ein Baumrondell den Charakter.

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    3. Preis Das Team um WES hat für den Planungsbereich einen ringförmigen Leuchter, Trinkbrunnen, Bänke und Wartehallen mit geschwungenen Dächern entworfen
    Abbildungen: Verfasser

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    3. Preis Das Team um WES hat für den Planungsbereich einen ringförmigen Leuchter, Trinkbrunnen, Bänke und Wartehallen mit geschwungenen Dächern entworfen

    Abbildungen: Verfasser

Konfetti und Struktur

Die Stadt Mainz hat eine Gestaltungsoffensive für die Innenstadt gestartet. Zum Auftakt wurde ein freiraumplanerischer Wettbewerb mit Realisierungsteil für die Bahnhofstraße und den nördlichen Münsterplatz und mit Ideenteil für den südlichen Münsterplatz und die Schillerstraße ausgelobt. Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es wäre, bei der Realisierung keine derartige Zweiteilung zu verfolgen

Text: Holl, Christian, Stuttgart

In vielen Städten ist die Bahnhofstraße keine attraktive Adresse. Das ist in Mainz nicht anders: Für die 15.000 Fußgänger, die sie täglich nutzen, ist die Straße das Nadelöhr zwischen Bahnhof und Innenstadt. Viel Verkehr führt hindurch, die Bürgersteige sind schmal. Auf dem Münsterplatz, in den sie mündet, wird jeder Charme, den die heterogene, teilweise nur zweigeschossige Nachkriegsbebauung noch versprühen könnte, im Verkehr erstickt. Aufenthaltsmöglichkeiten bieten sich keine. Fünf Straßen und mehrere ÖPNV-Linien treffen hier aufeinander.
Die Neugestaltung soll der Auftakt für eine Reihe von weiteren Projekten sein, mit denen die Stadt Mainz den öffentlichen Raum in der Innenstadt aufwerten möchte. Da die Trasse für Busse und Straßenbahnen, die durch die Bahnhofstraße fahren, erneuert werden muss, bietet sich an, sie zu verlegen, so dass die Bürgersteige beiderseits breiter werden können. Weiterer Verkehr soll überwiegend umgeleitet werden.
16 Teilnehmer waren zum Wettbewerb zugelassen; zu vier bereits gesetzten waren im vorgeschalteten Bewerbungsverfahren weitere zwölf ausgewählt worden. Der Wettbewerb hatte aus Gründen der Finanzierung einen Realisierungs- und einen Ideenteil, die Grenze zwischen bei-den Teilen verläuft durch den Münsterplatz. Zum Ideenteil gehört noch die sich südöstlich an den Platz anschließende Schillerstraße.
Den erste Preis vergab die Jury an die Arbeitsgemeinschaft aus Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten, Mainz/Frankfurt a.M., und Syra Schoyerer Architekten, Mainz. Mit Präzision entwickeln sie vor allem für die Bahnhofstraße eine strukturierende und einheitliche Gestalt – eine Baumreihe auf der Nordseite, ein durchgehendes dunkles Metallband, auf dem Fahrradständer, Bänke und Haltestellenüberdachungen angebracht sind. Signet des Entwurfs ist der durchgehende Belag von Platz und Bürgersteigen. Die Verfasser schlagen ein Mosaik aus zwei Formaten und mehreren Brauntönen vor, das an Muster der Nachkriegszeit erinnert; sie selbst sprechen von „Konfetti“ – wir sind ja in der Fastnachtsstadt Mainz. Eine lockere Bepflanzung an der Südostseite des Platzes nimmt angemessen die Raumidee der Nachkriegszeit auf, die so wieder spürbar werden könnte. Lediglich der Pavillon an der Nordwestseite scheint nicht der Weisheit letzter Schluss; das wuchtige Dach mit Kiosk wird hier der vielen Bus- und Straßenbahnhaltestellen wegen sicher funktionieren, aber es wirkt, als hätte es eigentlich größer sein sollen. So macht es auf das größte Defizit der Aufgabenstellung aufmerksam: Der Platz kann, solange der Verkehr die Gestaltung dominiert und solange die heterogene Platzbebauung bleibt, kein Ort werden, der als Einheit wahrgenommen wird.
Die Drittplatzierten, WES Landschaftsarchitektur, Hamburg, mit kadawittfeldarchitektur, Aachen, haben dies erkannt und präsentieren für den Münsterplatz die stärkste Idee aller Preisträger: einen ringförmigen Leuchter, der die Kraft haben könnte, die unterschiedlichen Elemente des Platzes zu verbinden. Leider ist seine Konstruktion nicht zu erkennen, wie die Jury be-mängelt. Ansonsten fehlt den weiteren vorgeschlagenen Elementen, Brunnen und Sitzkissen, genau diese Kraft; auch die geschwungenen Haltestellendächer wirken eher bemüht.
Mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde der Beitrag von sinai Landschaftsarchitekten und dem als Berater firmierenden Büro Henner Winkelmüller Architekten, beide Berlin. Sie fas-sen durch eine einheitliche Oberflächengestaltung die Teilbereiche zusammen, legen ein siebzig Meter langes Haltestellendach in den an den Platz anschließenden Teil der Bahnhofstraße und setzen mit einem Baumrondell im Nordosten und geometrisch geschnittenen Hecken im Südosten des Münsterplatzes auf einprägsame Elemente. Das Rondell überzeugt allerdings weniger – die Strenge, die das lange Dach und die Hecken ausstrahlen, hätte an dieser Stelle als Pendent ein entsprechend kräftigeres, verbindendes Element gebraucht.
Insofern ist die Entscheidung des Preisgerichts für den ersten Preis nachvollziehbar: Er kombiniert gestalterischen Mut mit ordnender Struktur. Bei der Weiterbearbeitung des Entwurfs könnte möglicherweise stärker berücksichtig werden, dass auch für den Münsterplatz eine Verkehrsreduzierung in Aussicht steht.
Vor allem ist nun aber wichtig, dass der Platz als Ganzes von einem Büro bearbeitet wird. Das sei, so der Leiter des Stadtplanungsamts, Günter Ingenthron, auch erklärte Absicht. Und er macht Hoffnung: Die Lage für eine substanzielle Verbesserung sei noch nie so gut gewesen wie derzeit.
Einstufiger, nichtoffener freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit Ideenteil
1. Preis
Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten, Mainz/Frankfurt am Main; Syra Schoyerer Architekten, Mainz
2. Preis sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin; Henner Winkelmüller Architekten, Berlin (Berater)
3. Preis WES Landschaftsarchitektur, Hamburg, kadawittfeldarchitektur, Aachen
Anerkennung Lützow 7 Garten- und Landschaftsarchitekten, Berlin; Georg Scheel Wetzel Architekten, Berlin
Anerkennung bbz Landschaftsarchitekten, Berlin; Umbau Stadt, Berlin
Stimmberechtigte Mitglieder des Preisgerichts
Undine Giseke, Berlin (Vorsitz); Tobias Mann, Fulda; Joachim Klie, Darmstadt; Günther Ingenthron, Amtsleiter Stadtplanungsamt Mainz; Katrin Eder, Beigeordnete Dezernat V – Umwelt, Grün, Energie und Verkehr; Marianne Grosse, Beigeordnete Dezernat Vl – Bauen, Denkmalpflege und Kultur; Jochen Erlhof, Geschäftsführer Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH
Fakten
Architekten Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten, Mainz/Frankfurt am Main; Syra Schoyerer Architekten, Mainz; sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten, Berlin; Henner Winkelmüller Architekten, Berlin; WES Landschaftsarchitektur, Hamburg, kadawittfeldarchitektur, Aachen
aus Bauwelt 31.2015

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