Bauwelt

Lingua franca

Unser Gast-Kolumnist Wolfgang Kil würde auf Konferenzen gerne häufiger Dolmetscher sehen

Text: Kil, Wolfgang, Berlin

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Lingua franca

Unser Gast-Kolumnist Wolfgang Kil würde auf Konferenzen gerne häufiger Dolmetscher sehen

Text: Kil, Wolfgang, Berlin

Neulich in den Kunstwerken in Berlin. Wie immer wurde es rappelvoll, denn „Projekt Bauhaus“ hatte zum Meeting geladen. An die dreihundert Leute sollen es diesmal gewesen sein, Hipster-Bärte und Wuschelfrisuren in deutlicher Überzahl. In der Warteschlange übern Hof und die enge Treppenstiege hinauf wurden Neuigkeiten getauscht, WG-Tratsch, Reiseberichte, deutsch, englisch, spanisch, alles munter durcheinander. „Generation Erasmus“ eben.
Die Munterkeit fand ein Ende, als oben im Saal das Programm begann. Weil eigentlich ein Eröffnungsgast aus London erwartet wurde (leider war die Geladene krank geworden) und überhaupt auf non-German speakers Rücksicht genommen werden sollte, hatte man Englisch zur Offizialsprache des Abends bestimmt. Aber ach! Wenn doch wenigstens die Hauptredner in der Lingua franca halbwegs sicher wären. So aber stocherte jeder in seinem verfügbaren Vokabelschatz herum. Keine Spur von geschliffener Rede, die ein gediegenes Argument überhaupt erst an die Leute bringt. Gilt rhetorische Eleganz unter Denkern nicht mehr als Qualitätsmerkmal?
Das Thema war ja anspruchsvoll: „Kann Universalität spezifisch sein?“ So lautet die zweite „Jahresfrage“, die die Projekt-Initiatoren an diesem Abend in Umlauf brachten. Jahresfragen – das waren mal hochkarätige Denksportübungen akademischer Zirkel! Doch jeder Vergleich mit solch philosophischen Exerzitien muss
versagen vor einem Podium, auf dem am Ende sechs Beitragende deutscher Zunge sich durch eine auf Englisch vereinbarte Debatte quälen. Im Publikum lichteten sich die Reihen rapide (darunter sicher etliche native English speakers). Dafür der ganze Aufwand? 
Das Problem betrifft ja viele Diskurse: Nicht jeder tiefere Gedanke lässt sich auf Smalltalk-Level erörtern. Und es ist doch nicht ehrenrührig, wenn einer froh ist, eine gescheite Eingebung wenigstens schon im eigenen Kopf, in heimischer Mundart sortiert zu haben. Korrektes, einfühlsames Übertragen von einem ins andere Idiom ist dann die nächste (und viel zu rare) Kunst. Wie viele gerade der klügeren Ideen werden so, ohne die guten alten Sprachmittler-Dienste, auf ihrem Weg in die weite Welt wohl auf der Strecke bleiben?

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