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Identitätskrise

Beatrix Flagner ist auf der Suche nach der richtigen Bezeichnung

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

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Identitätskrise

Beatrix Flagner ist auf der Suche nach der richtigen Bezeichnung

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

Das Problem beobachte ich immer dann, wenn Freunde und ehemalige Kommilitonen gefragt werden, was sie beruflich machen und unsicher hervorbringen: „Ich bin Architekt, wobei, nicht ganz. Ich habe Architektur studiert und arbeite in einem Architekturbüro, bin aber keiner.“ Für einen Fachfremden klingt das nach jemandem, der eigentlich Bauzeichner ist, es klingt nach einem abgebrochenen Studium oder nach Hochstaplerei.
Schon lange kein Absolvent mehr, seit zwei oder drei Jahren berufstätig, doch noch kein eingetragener Architekt, steckt man irgendwo dazwischen. Konnte sich früher der Absolvent nach seinem Abschluss wenigstens noch „Diplom-Ingenieur“ nennen, ist er heute ein „Master of Science“. Dass das ziemlich abstrakt klingt und eher nach einem Wissenschaftler als nach einem Baumeister, verwirrt noch mehr. Offiziell ist man laut Architektenkammer ein „Nicht-Kammer-Mitglied“, aber so kann man sich auch niemandem vorstellen.
Dass keiner so richtig weiß, wie er das, was viele sind, aber was keine Bezeichnung hat, nennen soll, lässt sich in Stellenausschreibungen nachlesen. Dort umgehen Architekturbüros das Problem, indem sie eine „interessante Stelle“ anbieten. In anderen Ausschreibungen wird nach einem „Mitarbeiter“ oder einer „Verstärkung“ gesucht. Ein „Architektur-Allrounder für Leistungsphasen 1–5“ wird derzeit in einem Hamburger Büro gebraucht. Am beliebtesten ist jedoch die Bezeichnung „Planer“. Wer auf die Frage nach dem Beruf mit „Ich bin Planerin“ antwortet, erntet genauso fragende Blicke wie beim Rumgedruckse mit dem Architekturstudium. Nun ließe sich sagen, dass man ein Architekturschaffender ist, doch klingt das hochtrabend und ist genau genommen nicht richtig.
Das Dilemma ist spätestens dann groß, wenn die Selbstständigkeit angestrebt wird und eine Visitenkarte gedruckt werden muss. Denn nicht einmal das Wort „Architektur“ darf als Nicht-Kammer-Mitglied benutzt werden. Mein Vorschlag, wenn die Frage nach dem Beruf kommt: „In Architektur ausgebildeter und als Nicht-Kammer-Mitglied planender Master of Science“.

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