Stuttgarter Weiterwurschteln
Bauwelt-Redakteur Kaye Geipel zur kommenden Neubesetzung des Baubürgermeisters in der Landeshauptstadt
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Stuttgarter Weiterwurschteln
Bauwelt-Redakteur Kaye Geipel zur kommenden Neubesetzung des Baubürgermeisters in der Landeshauptstadt
Text: Geipel, Kaye, Berlin
In unsicheren Zeiten helfen Vorausschau und Planung. Besonders vorbildlich ist der Süden Deutschlands, also dort, wo immer schon besonders fleissig und vorausschauend gearbeitet wurde. Vor kurzem erreichte uns eine Pressemeldung aus dem Stuttgarter Rathaus. Baubürgermeister Matthias Hahn trete im August vorzeitig zurück – rechtzeitig genug, um seine Nachfolge in den spätsommerlichen Haushaltsberatungen schon im Vorfeld festzulegen. Soviel Vorausschau ist zu loben. Zwar seien „die Erfolge der Stuttgarter Stadtplanung größer als allgemein angenommen.“, wie uns Hahn dies im Stadtbauwelt-Interview im letzten Jahr verkündete, aber vielleicht vernahm man gerade deshalb die Rücktritts-Meldung nach 18 Amtsjahren mit der Erwartung, dass sich da etwas ändern könne. Verblüfft, las man dann allerdings weiter, dass das Stuttgarter Windhundrennen kaum gestartet, bereits wieder beendet ist. Das Online-Portal der Stuttgarter Zeitung kannte kurz darauf den Nachfolger: „Ein Grüner wird neue Akzente setzen“. Gemeint war der Fraktionsvorsitzende der Grünen Peter Pätzold, der bisher vor allem mit Statements für mehr Bäume, mehr Parks und mehr Fahrad aufgefallen ist. Heute morgen schließlich die neueste Meldung: die Bauamtsleiterin aus Stuttgart-Echterdingen ist jetzt die Favoritin, weil in Sachen Frauenquote an der Reihe.
Ein solcher Posten verlangt keine Stuttgarter Spätzles-Küche, sondern eine öffentliche Ausschreibung, die die größte fachliche Kompetenz aus der ganzen Republik auf anspricht. In der Nachbarstadt München hatte man mit Christiane Thalgott (damals aus Kassel) und heute mit Elisabeth Merk (ursprünglich aus Halle) mutige Entscheidungen von außen getroffen; zwei Positionen, die im In- und Ausland Gehör finden, wenn es um Stadtentwicklung geht. Stuttgart scheint indessen das interne Weiterwurschteln vorzuziehen. Der ehemalige Stuttgarter Baubürgermeister Christian Fahrenholtz (1965 aus Hamburg geholt und bis 1973 im Amt) hat diesen Stuttgarter Weg in einem Interview kürzlich so beschrieben: „Ich kam nach Stuttgart mit fachlicher Qualifikation ohne Parteibuch. Mein Nachfolger Hansmartin Bruckmann war fachlich hochqualifziert mit Parteibuch. Sein Nachfolger ist Jurist mit Parteibuch. Damit haben Sie die ganze Entwicklung..“ Diese Reihe wird jetzt, wenn nicht alles täuscht, für weitere Jahre fortgeschrieben.
0 Kommentare