Bauwelt

Virginia Raggi

Sebastian Redecke wünscht sich für Rom einen Neuanfang ohne Fallstricke

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Sebastian Redecke wünscht sich für Rom einen Neuanfang ohne Fallstricke


Virginia Raggi

Sebastian Redecke wünscht sich für Rom einen Neuanfang ohne Fallstricke

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Wechselt der Bürgermeister von Rom, schaue ich voller Hoffnung hinauf zum Kapitol. Die Stadt bekommt eine Bürgermeisterin, zum ersten Mal seit ihrer Gründung 753 v. Chr. Virginia Raggi ist jung, wirkt sehr energisch und soll im politischen Geschäft unerfahren sein. Das politische Geschäft aber ist in Rom eine ganz spezielle Angelegenheit, die äußerst schwer zu durchschauen ist. So hat dieser Wechsel eine besondere Brisanz. Es gibt einen aufgeblähten Apparat, wo Gelder in dunkle Kanäle verschwinden. In Italien spricht man von der „Mafia Capi­tale“. Das betrifft wohl auch Bauprojekte wie das neue Kongresszentrum, mit dessen Planung 1998 begonnen wurde und das noch immer nicht fertig ist. Viele Römer interessiert das alles schon lange nicht mehr, egal ob rechts oder links. Sie sind nur noch frustriert. So ist auch das erschreckende Desinteresse mit 50,5 Prozent Wahlbeteiligung zu verstehen. Virginia Raggi muss nun handeln. Es fehlt ein großes Konzept für den Nahverkehr, vor allem der massive Ausbau der Vorortverbindungen. Noch immer fahren über 60 Prozent mit dem Auto auf verstopften Straßen zur Arbeit. Katastrophal ist die Situation auf dem Wohnungsmarkt. Und wie will Raggi die Privilegien der römischen „geschlossenen Gesellschaft“ bekämpfen? Angeblich mit einem neuen Team von Fachleuten. Doch wo sollen sie herkommen? Raggi gehört der 5-Sterne-Bewegung des früheren Komikers Beppe Grillo an, die kei­-ne Partei sein will. Was wird mit der Bewegung, die allein auf Protest beruht, tatsächlich bewegt? Man wird auf Granit stoßen. Wenn es die neue Bürgermeisterin aber, entgegen aller Erfahrungen, mit rigorosen Schritten schaffen sollte, die Ewige Stadt zu erneuern, wäre dies eine gewaltige Chance, denn die Stadt hat große Potenziale, die wegen der verkrusteten politischen Situa­tion völlig in Vergessenheit geraten sind.
Wann bekommt Berlin eine im politischen Geschäft unerfahrene Bürgermeisterin? Schaut man auf den Abschlussbericht des parlamentarischen Untersuchungsausschusses zum Berliner Flughafendesaster, so wird fast der gesamten Mannschaft die bisher beteiligt war, eklatantes Versagen bescheinigt. Doch keiner trägt Verantwortung oder zieht Konsequenzen. Es bleibt bei Vertuschungen, und so darf man getrost auch in Berlin von einer „Mafia Capitale“ sprechen.

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