Im Roten Salon
Interview mit Cordula Rau der Kommissarin des Deutschen Pavillons in Venedig 2010
Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Schultz, Brigitte, Berlin; Rau, Cordula, München
Im Roten Salon
Interview mit Cordula Rau der Kommissarin des Deutschen Pavillons in Venedig 2010
Text: Redecke, Sebastian, Berlin; Schultz, Brigitte, Berlin; Rau, Cordula, München
Aus dem Team der Kommissare des diesjährigen Deutschen Pavillons auf der Architekturbiennale in Venedig hat sich Cordula Rau unseren Fragen gestellt. In einem Berliner Roten Salon entwickelte sich ein leicht dahinfließendes Gespräch über das Konzept des Roten Salons in Venedig mit viel Stoff und viel Sehnsucht.
Was verknüpfen Sie mit dem Begriff Sehnsucht?
Etwas in weiter Ferne und doch so nah.
Wie viele Architekten haben Sie um eine Skizze zum Thema Sehnsucht für den Deutschen Pavillon gebeten?
Über 300. Ich glaube 350 insgesamt. Jetzt sind es 181 Skizzen.
Wie haben Sie die 350 Architekten ausgewählt?
Wir haben einfach die angesprochen, bei denen wir denken, dass sie interessant sind.
Interessant nach welchen Kriterien?
Es sollte auf jeden Fall eine Mischung sein. Es sollte ein Teil bekanntere Architekten sein, deutsche oder internationale. Und auch jüngere, unbekannte. Das Gros sind im Endeffekt die, die man nicht so kennt. In Deutschland gibt es ja gar nicht so viele Stararchitekten. Es gibt eine große Mitte und dann eben jüngere Architekten und Studenten. Von den internationalen haben wir unter anderem die gefragt, die mit der Biennale zu tun haben, Kuratoren oder Leute, die im Arsenale ausstellen.
Das war ganz geschickt.
Ja. Eigentlich hatten alle Nachbarn auf dem Biennale-Gelände zugesagt, eine Skizze abzugeben. Gekommen ist trotzdem keine. Da merkt man die Konkurrenz zwischen den Länder-Pavillons. Ich finde das sehr schade. Die Einzigen, die etwas für uns skizziert haben, sind Elias Redstone, der Mit-Kurator des Polnischen Pavillons, und Sergei Tchoban, der den Russischen Pavillon mitkuratiert. Was interessant ist bei
den Skizzen – weil ich auch schon gefragt worden bin, ob man da irgendetwas ablesen kann, eine zeitgenössische Haltung oder so – ist, dass sehr viele das Thema Zeit thematisieren. Fehlende Zeit. Das ist im Prinzip das, was ablesbar ist. Die fehlende Zeit.
Die Sehnsucht nach mehr Zeit?
Ja, genau, die Sehnsucht nach mehr Zeit.
Also, nicht die Sehnsucht zurück, sondern...
Nein, nein. Für uns ist der Sehnsuchtsgedanke etwas Suchendes, aber nicht Zurückgerichtetes.
Aber das könnte man vermuten.
Ja, das wird immer vermutet. Aber das ist überhaupt nicht unser Thema. Wir werden ständig in diese Ecke gedrängt. Man kann natürlich schon sagen, dass da eine nostalgische Sehnsucht ist, und wir thematisieren die auch, genauso wie die vorwärtsgewandte. Wir wollen das nicht werten. Aber uns geht es nicht um rückwärtsgewandte Architekturen. Uns geht es um die Sehnsucht, die Architektur nach vorne bringt.
Haben Sie aus den Einsendungen eine Auswahl getroffen?
Wir stellen alles aus. Wir wollen nicht werten. Am Ende war Redaktionsschluss des Katalogs – die Blattzahl war vorgegeben. Es sind dann 181 Skizzen geworden. Wir wollten eigentlich auf 180 kommen, aber diese letzte haben wir noch reingebracht, weil das Impressum kleiner wurde.
Die Ausstellung richtet sich nach den Katalogseiten?
Natürlich nicht! Eigentlich wollten wir 200, über 200 oder 250 haben. Aber es war nicht machbar, in der kurzen Zeit so viele Skizzen zu bekommen.
Welchem Konzept folgt die Hängung der Arbeiten?
Die Reihenfolge ist völlig unwichtig. Wir hatten ein bisschen den früheren Bayerischen Pavillon im Auge. Für uns ist das – vielleicht klingt das etwas lustig – immer noch der Bayerische Pavillon, der halt umgebaut wurde. Deshalb sind die Skizzen zweireihig in Petersburger Hängung, also so ein bisschen wackelnd, angeordnet. Im Endeffekt nach Eingangsdatum.
Wie kam es zu der Idee, einen Roten Salon zu machen?
Unser Grundkonzept ist, dass wir den Pavillon selbst ausstellen und ihn ausstatten mit Wandbespannungen, Verkleidungen... Von Anfang an ging es bei uns ja um das Thema „Alt und Neu“. Es geht auch um das Thema Rekonstruktion, dieses endlose, das in Deutschland schon wichtig ist. Zuerst wollten wir einen Teil vom Schloss und einen Teil vom Palast der Republik. Und dann dachten wir, das braucht es ja gar nicht. Wir haben jetzt an der Decke des Spiegelsalons die Lampen vom Palast der Republik. Das ist unser sogenannter Reflexionsraum. Und es gibt den Affektraum. Wir haben das alles sehr theoretisch aufgebaut, aber der ganze Theoriehintergrund ist für die breite Besuchermasse nicht sehr interessant. Außerdem gibt es ein Zimmer mit Aussicht – erstmals im Deutschen Pavillon der direkte Blick zur Lagune... Das ist fast zufällig so entstanden, also natürlich geplanter Zufall.
Schicksals-, Zufallsgeschichten…
Die Zielgruppe bei der Biennale ist ja vielfältig. Da muss für jeden etwas dabei sein – für die Experten, für die Architekten und für das Publikum mit Familie. Ich glaube, wir haben jetzt alle erreicht. Man kann sich über verschiedene Ebenen vortasten – bis zu den Skizzen, die man dann im Detail stundenlang betrachten kann. Jeder kann etwas anderes hineininterpretieren. Bei einigen müsste man wirklich die Architekten fragen, was sie sich denn dabei gedacht haben.
Was ist Ihre Lieblingsskizze?
Also ich finde alle 181 schön.
Wo ist Ihr Ort der Sehnsucht in Bayern?
Das ist geheim. In Neuschwanstein war ich jedenfalls nie.
Etwas in weiter Ferne und doch so nah.
Wie viele Architekten haben Sie um eine Skizze zum Thema Sehnsucht für den Deutschen Pavillon gebeten?
Über 300. Ich glaube 350 insgesamt. Jetzt sind es 181 Skizzen.
Wie haben Sie die 350 Architekten ausgewählt?
Wir haben einfach die angesprochen, bei denen wir denken, dass sie interessant sind.
Interessant nach welchen Kriterien?
Es sollte auf jeden Fall eine Mischung sein. Es sollte ein Teil bekanntere Architekten sein, deutsche oder internationale. Und auch jüngere, unbekannte. Das Gros sind im Endeffekt die, die man nicht so kennt. In Deutschland gibt es ja gar nicht so viele Stararchitekten. Es gibt eine große Mitte und dann eben jüngere Architekten und Studenten. Von den internationalen haben wir unter anderem die gefragt, die mit der Biennale zu tun haben, Kuratoren oder Leute, die im Arsenale ausstellen.
Das war ganz geschickt.
Ja. Eigentlich hatten alle Nachbarn auf dem Biennale-Gelände zugesagt, eine Skizze abzugeben. Gekommen ist trotzdem keine. Da merkt man die Konkurrenz zwischen den Länder-Pavillons. Ich finde das sehr schade. Die Einzigen, die etwas für uns skizziert haben, sind Elias Redstone, der Mit-Kurator des Polnischen Pavillons, und Sergei Tchoban, der den Russischen Pavillon mitkuratiert. Was interessant ist bei
den Skizzen – weil ich auch schon gefragt worden bin, ob man da irgendetwas ablesen kann, eine zeitgenössische Haltung oder so – ist, dass sehr viele das Thema Zeit thematisieren. Fehlende Zeit. Das ist im Prinzip das, was ablesbar ist. Die fehlende Zeit.
Die Sehnsucht nach mehr Zeit?
Ja, genau, die Sehnsucht nach mehr Zeit.
Also, nicht die Sehnsucht zurück, sondern...
Nein, nein. Für uns ist der Sehnsuchtsgedanke etwas Suchendes, aber nicht Zurückgerichtetes.
Aber das könnte man vermuten.
Ja, das wird immer vermutet. Aber das ist überhaupt nicht unser Thema. Wir werden ständig in diese Ecke gedrängt. Man kann natürlich schon sagen, dass da eine nostalgische Sehnsucht ist, und wir thematisieren die auch, genauso wie die vorwärtsgewandte. Wir wollen das nicht werten. Aber uns geht es nicht um rückwärtsgewandte Architekturen. Uns geht es um die Sehnsucht, die Architektur nach vorne bringt.
Haben Sie aus den Einsendungen eine Auswahl getroffen?
Wir stellen alles aus. Wir wollen nicht werten. Am Ende war Redaktionsschluss des Katalogs – die Blattzahl war vorgegeben. Es sind dann 181 Skizzen geworden. Wir wollten eigentlich auf 180 kommen, aber diese letzte haben wir noch reingebracht, weil das Impressum kleiner wurde.
Die Ausstellung richtet sich nach den Katalogseiten?
Natürlich nicht! Eigentlich wollten wir 200, über 200 oder 250 haben. Aber es war nicht machbar, in der kurzen Zeit so viele Skizzen zu bekommen.
Welchem Konzept folgt die Hängung der Arbeiten?
Die Reihenfolge ist völlig unwichtig. Wir hatten ein bisschen den früheren Bayerischen Pavillon im Auge. Für uns ist das – vielleicht klingt das etwas lustig – immer noch der Bayerische Pavillon, der halt umgebaut wurde. Deshalb sind die Skizzen zweireihig in Petersburger Hängung, also so ein bisschen wackelnd, angeordnet. Im Endeffekt nach Eingangsdatum.
Wie kam es zu der Idee, einen Roten Salon zu machen?
Unser Grundkonzept ist, dass wir den Pavillon selbst ausstellen und ihn ausstatten mit Wandbespannungen, Verkleidungen... Von Anfang an ging es bei uns ja um das Thema „Alt und Neu“. Es geht auch um das Thema Rekonstruktion, dieses endlose, das in Deutschland schon wichtig ist. Zuerst wollten wir einen Teil vom Schloss und einen Teil vom Palast der Republik. Und dann dachten wir, das braucht es ja gar nicht. Wir haben jetzt an der Decke des Spiegelsalons die Lampen vom Palast der Republik. Das ist unser sogenannter Reflexionsraum. Und es gibt den Affektraum. Wir haben das alles sehr theoretisch aufgebaut, aber der ganze Theoriehintergrund ist für die breite Besuchermasse nicht sehr interessant. Außerdem gibt es ein Zimmer mit Aussicht – erstmals im Deutschen Pavillon der direkte Blick zur Lagune... Das ist fast zufällig so entstanden, also natürlich geplanter Zufall.
Schicksals-, Zufallsgeschichten…
Die Zielgruppe bei der Biennale ist ja vielfältig. Da muss für jeden etwas dabei sein – für die Experten, für die Architekten und für das Publikum mit Familie. Ich glaube, wir haben jetzt alle erreicht. Man kann sich über verschiedene Ebenen vortasten – bis zu den Skizzen, die man dann im Detail stundenlang betrachten kann. Jeder kann etwas anderes hineininterpretieren. Bei einigen müsste man wirklich die Architekten fragen, was sie sich denn dabei gedacht haben.
Was ist Ihre Lieblingsskizze?
Also ich finde alle 181 schön.
Wo ist Ihr Ort der Sehnsucht in Bayern?
Das ist geheim. In Neuschwanstein war ich jedenfalls nie.
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