Bauwelt

A Visual Inventory

John Pawson

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

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    John Pawson, Jahrgang 1949, Architekturstudium abgebrochen. In den 90er Jahren wird er mit der Gestaltung von Calvin Klein-Shops bekannt. Von seinen zahlreichen Entwürfen für Privathäuser wurden nicht alle gebaut.
    © Orla Connolly

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    John Pawson, Jahrgang 1949, Architekturstudium abgebrochen. In den 90er Jahren wird er mit der Gestaltung von Calvin Klein-Shops bekannt. Von seinen zahlreichen Entwürfen für Privathäuser wurden nicht alle gebaut.

    © Orla Connolly

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    „Haus Donnelly“ (1995, unrealisiert) in Dublin: vier parallel verlaufende Mauern mit drei "eingeschobenen" Pavillons.
    © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, John Pawson

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    „Haus Donnelly“ (1995, unrealisiert) in Dublin: vier parallel verlaufende Mauern mit drei "eingeschobenen" Pavillons.

    © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, John Pawson

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    Schattenfuge, deckenhohe Verglasung, reduzierte Materialauswahl: 2004 beauftragte Marks & Spencer den Briten mit dem Entwurf eines Flagship Lifestores in Gateshead.
    © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, John Pawson

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    Schattenfuge, deckenhohe Verglasung, reduzierte Materialauswahl: 2004 beauftragte Marks & Spencer den Briten mit dem Entwurf eines Flagship Lifestores in Gateshead.

    © Bayerische Staatsgemäldesammlungen, John Pawson

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    Beim Haus in Beverly Hills (2007; unrealisiert) verschränkt Pawson zwei Wohnflügel ineinander. Der schräg liegende Pool markiert den Übergang zwischen Haupt- und Nebengebäuden.
    Richard Davies, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Beim Haus in Beverly Hills (2007; unrealisiert) verschränkt Pawson zwei Wohnflügel ineinander. Der schräg liegende Pool markiert den Übergang zwischen Haupt- und Nebengebäuden.

    Richard Davies, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Die reliefartig angeordneten weißen Kuben von „Haus Voutkos“ (2008) an der Küste der griechischen Insel Paros befinden sich in Bau.
    Richard Davies, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Die reliefartig angeordneten weißen Kuben von „Haus Voutkos“ (2008) an der Küste der griechischen Insel Paros befinden sich in Bau.

    Richard Davies, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Haus „Wenne Nye “ (2009) wird derzeit an der amerikanischen Atlantikküste in Montauk gebaut. Das trichterförmige Dach ist auf den Polarstern ausgerichtet.
    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Haus „Wenne Nye “ (2009) wird derzeit an der amerikanischen Atlantikküste in Montauk gebaut. Das trichterförmige Dach ist auf den Polarstern ausgerichtet.

    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Stall oder Wohnhaus? Im unrealisierten Entwurf „Haus Klein“ (2010) in Southampton fusioniert Pawson formal zwei Gebäudetypen.
    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Stall oder Wohnhaus? Im unrealisierten Entwurf „Haus Klein“ (2010) in Southampton fusioniert Pawson formal zwei Gebäudetypen.

    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Sakrale Schachtel: Privatkapelle „Casa delle Bottere“ (2009; unrealisiert) in Treviso
    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Sakrale Schachtel: Privatkapelle „Casa delle Bottere“ (2009; unrealisiert) in Treviso

    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Mehr als Häuser: Für eine Ausstellung über seine Arbeit in der belgischen Zisterzienserabtei Le Thoronet konzipierte Pawson eine Bank aus Terrazzo (2006). Später wurde das asymmetrische Möbelstück auch in Holz angeboten.
    Sven Goebers, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Mehr als Häuser: Für eine Ausstellung über seine Arbeit in der belgischen Zisterzienserabtei Le Thoronet konzipierte Pawson eine Bank aus Terrazzo (2006). Später wurde das asymmetrische Möbelstück auch in Holz angeboten.

    Sven Goebers, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Mit dem Besteck (Prototyp aus Kunstharz, 2005) wollte Pawson das Refektorium eines Klosters mit Utensilien ausstatten, die den funktionalen und ästhetischen Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen.
    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Mit dem Besteck (Prototyp aus Kunstharz, 2005) wollte Pawson das Refektorium eines Klosters mit Utensilien ausstatten, die den funktionalen und ästhetischen Bedürfnissen der Gemeinschaft entsprechen.

    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Prototyp für die Firma Bulthaupt (2007): Mit dem "Touch-Latch-Scharnier" kann eine Schrankwand so geöffnet werden, dass die Seitenwand und das Scharnier unsichtbar bleiben (da sie in einer Ebene liegen).
    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Prototyp für die Firma Bulthaupt (2007): Mit dem "Touch-Latch-Scharnier" kann eine Schrankwand so geöffnet werden, dass die Seitenwand und das Scharnier unsichtbar bleiben (da sie in einer Ebene liegen).

    Gilbert McCarragher, © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    1999 baute sich John Pawson im Westen Londons ein Reihenhaus aus dem 19. Jahrhundert zum Eigenheim um. Die denkmalgeschützte Fassade ließ er nahezu unberührt.
    © Jens Weber

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    1999 baute sich John Pawson im Westen Londons ein Reihenhaus aus dem 19. Jahrhundert zum Eigenheim um. Die denkmalgeschützte Fassade ließ er nahezu unberührt.

    © Jens Weber

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    Die Innenräume des schmalen „Haus Pawson“ ordnete der Architekt komplett neu.
    © Jens Weber

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    Die Innenräume des schmalen „Haus Pawson“ ordnete der Architekt komplett neu.

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    Lange Fensterbänder flankieren den kargen Kreuzgang im Zisterzienserkloster „Unserer Lieben Frau von Nový Dvur“ (2004) in Böhmen.
    © Jens Weber

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    Lange Fensterbänder flankieren den kargen Kreuzgang im Zisterzienserkloster „Unserer Lieben Frau von Nový Dvur“ (2004) in Böhmen.

    © Jens Weber

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    Die schmale Kirche des Klosters wird durch hinterleuchtete Wandeinschnitte gegliedert.
    © Jens Weber

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    Die schmale Kirche des Klosters wird durch hinterleuchtete Wandeinschnitte gegliedert.

    © Jens Weber

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    In einem Weizenfeld im schwedischen Skåne positionierte Pawson in den Konturen des vormaligen Bestandsgebäudes „Haus Baron“ (2005).
    © Jens Weber

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    In einem Weizenfeld im schwedischen Skåne positionierte Pawson in den Konturen des vormaligen Bestandsgebäudes „Haus Baron“ (2005).

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    „Sackler Crossing“ (2006): gebogene Fußgängerbrücke im Königlichen Botanischen Garten in London
    © Jens Weber

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    „Sackler Crossing“ (2006): gebogene Fußgängerbrücke im Königlichen Botanischen Garten in London

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    Reduziert: der „Martyrs Pavillon“ (2009) für das Cricket-Team auf dem Campus der St. Edward's School in Oxford
    © Jens Weber

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    Reduziert: der „Martyrs Pavillon“ (2009) für das Cricket-Team auf dem Campus der St. Edward's School in Oxford

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    Alle Modellbilder sind dem Katalog „John Pawson“ entnommen, erschienen im Verlag Buchhandlung Walter König:
    www.buchhandlung-walther-koenig.de
    © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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    Alle Modellbilder sind dem Katalog „John Pawson“ entnommen, erschienen im Verlag Buchhandlung Walter König:
    www.buchhandlung-walther-koenig.de

    © Bayerische Staatsgemäldesammlungen

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A Visual Inventory

John Pawson

Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz

Der erste Eindruck von John Pawsons Visual Inventory changiert zwischen Architektur- und Kunstbuch. Die dezente Aufmachung in creme-weißem Schutzumschlag mit einem Treppendetailfoto zeugt von der Reduktion, die auch Pawsons Architektur bestimmt, und das Foto passt gleichermaßen in die Rubriken Architektur wie zeitgenössische Fotografie.
Tatsächlich ist dieses Buch ein bebildertes Reisetagebuch mit Kommentierungen von John Pawson. Schon in den neunziger Jahren hat Pawson mit „Minimum“ ein visuelles Kompendium zum Thema Purismus und Reduktion herausgebracht, was sich dichter an architektonischen Situationen und Design bewegte und mithin zu einer Stilbibel avancierte.
Die erstaunlichste Offenbarung dieses Visual Inventory ist die Tatsache, dass ein Minimalist wie Pawsons ein exzessiver Fotograf sein kann, der seiner Digitalkamera mehr zu trauen scheint, als seinen Augen und seinem Gedächtnis. Eingangs erwähnt er, dass eine Kamera für ihn im Wesentlichen ein Auge mit Gedächtnis ist. Seit dem Erwerb seiner ersten Digitalkamera hat Pawson über 250.000 (sic!) Fotos archiviert. Aus diesem Pool hat er nun 272 ausgewählt, zu 136 Paaren je Doppelseite gefügt und zu jedem einen kleinen Kommentar geschrieben, der seine Intention und Sichtweise erklärt.
Viele Fotos sind von bestechender Qualität, erinnern aber auch daran, dass jeder, der seine Kamera bzw. sein Smart-Phone rege nutzt, fast automatisch zu einer großen Anzahl von außergewöhnlichen Fotos kommt. Wenn dann noch ein kritische und geschulte Blick hinzukommt, wie ihn Pawson besitzt, entstehen Bilderserien von großer Anziehungskraft. Sie sind im Sektor Fotografie der zeitgenössischen Kunst zuhauf zu finden: gestochen fokussiert oder unscharf, Typologien oder Zufälligkeit und Chaos, Realitätsabbildungen oder Manipulationen, banale Situationen oder inszenierte Settings – es gibt alles, und es stellt sich die Frage, welche Position Pawson hier ergänzt oder erweitert.
In Zeiten von Facebook, Twitter und Blogs wird es zunehmend penetranter, dass jeder sein Privatleben und seine Sicht der Dinge mit allen teilen möchte. Und bei aller Distanziertheit und dem strengen Fokus, der Pawson zueigen ist, wirkt diese Ansammlung von Fotos irgendwie exhibitionistisch und kann auch als extrovertiertes Statement seiner Weltgewandtheit gelesen werden. Heute Rio, morgen Stockholm und nächste Woche Angkor Wat, alles nachvollziehbar und im Index potenziert, denn dort befinden sich alle Bilder nochmals in Briefmarkengröße (32 Fotos auf jeder Doppelseite) mit Ortsangabe und Datum (Monat und Jahr). Spätestens seit Koolhaas seine S,M,L,XL-Bibel vorgelegt hat, wissen wir, dass es möglich ist, fast 400 Nächte im Jahr
in Hotels zu verbringen und Flugstrecken zu absolvieren, die einem Flug zum Mond gleichen...
Der Zauber und das Geheimnis, das dem Minimalismus innewohnt, entweiht Pawson mit seinem Visual Inventory gewissermaßen, zumal dieser Band zu wenig fokussiert, um an sein „Minimum“ anzuknüpfen. Letztendlich ist es nur ein wunderschönes Buch, das man eigentlich nur für sich selbst macht, um bei all den Reisen den Überblick zu behalten. Aber natürlich regt es auch an, darüber nachzu­denken, dem eigenen Fotowahnsinn eine Struktur zu geben.
Fakten

Verlag Phaidon, Berlin 2012
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aus Bauwelt 12.2012
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