After the Crash
Architecture in Post-Bubble Japan
Text: Klauser, Wilhelm, Berlin
After the Crash
Architecture in Post-Bubble Japan
Text: Klauser, Wilhelm, Berlin
After the Crash: Angesichts der Turbulenzen an den Finanzmärkten klingt der Titel aktuell. Es geht aber nur um Architektur, und das auch noch zeitversetzt: Nachdem die Karawane der Architekturpublizistik am Ende des letzten Jahrtausends über Japan hinweg gezogen ist, wurde es ruhig im Inselreich. Seit einigen Jahren gibt es nur wenig neue Bücher, die Aktuelles zu berichten hätten. Die Architekten altern. Selbst die jungen Architekten altern. Eigentlich gibt es nichts Neues in Japan und wenn, dann bauen die großen Japaner im Ausland. Und dann kommt eine Publikation, die der Karawane hinterher hinkt.
Thomas Daniell, Architekt, seit Jahren wohnhaft in Kyoto, veröffentlichte seine Aufsätze zur Architektur in Japan zwischen 1996 und 2006. Natürlich ist das Buch hemmungslos veraltet, schließlich war die Karawane gerade da! Ja, es ist Zweitverwertung und die Essays sind auf die handliche Kürze eines Magazinbeitrags eingedampft. Aber trotzdem: Wer sich für aktuelle Architektur in Japan interessiert, der bekommtein zwangsläufig mehrfach redigiertes Kompendium, das sehr scharf beobachtet. Daniell weiß, wovon er schreibt. Er ordnet das Konglomerat seiner Texte nach Rubriken: „Prototypen“ zum Beispiel oder „Stadtraum“ oder „Häusliche Räume“. Damit bekommt das Buch ein Konzept. Die Aufsätze, die meist in bekannten europäischen Zeitschriften erstveröffentlicht wurden, sind in den Kontext gestellt.Den Berichten ist zu trauen. Die Texte sind gut.
Viele der Projekte, mit denen er sich beschäftigt, sind spektakulär (natürlich, sonst schreibt man nicht darüber) – und damit auch bekannt. Die wenigen, eingestreuten Bilder genügen, um eine Orientierung zu geben: Ein Moment des Wiedererkennens und daran angeschlossen das plötzliche Interesse des Lesers, was Thomas Daniell als „Zugezogener“ wohl zu diesem speziellen Projekt zu sagen hat, bewahrt er sich doch glücklicher Weise den Außenblick. Sendai Mediathek, Yokohama Fähr-Terminal – die sind selbstverständlich dabei. Dann aber eben auch Texte zu Projekten, die so abseitig und introvertiert sind, dass sie bestenfalls als bizarre Fußnote wirken und nur dem bekannt sein dürften, der die Szene verfolgt.
Man könnte das nun alles einfach zur Seite legen. Eigentlich, so weiß man, ist doch alles gesagt, über jene seltsame Hochphase und Blüte japanischer Stadtkultur in den vergangenen 15 Jahren. Sie hatte vollkommen überraschend eingesetzte, als der Champagner-Rausch der späten 80er Jahre einem veritablen Kater gewichen war. Und danach? Was passiert eigentlich in Japan im Jahr 2008? Das Land befindet sich auf der Suche. Das erkennt der aufmerksame Leser zwischen den Zeilen. Irgendetwas wird kommen – und plötzlich ist es dann da. Immerhin kam aus Japan schon der Hybridantrieb, als an den im ökologisch erleuchteten Europa noch überhaupt niemand gedacht hat. Und Sushi kam sowieso aus Japan. Auch wenn gerade Ruhe herrscht, ein Nachruf ist keineswegs gerechtfertigt: After the Crash ist before the Crash is after the Crash ...
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