Bauwelt

Architectural Competition

Grenzen der Objektivität

Text: de Cuveland, Alexander, Stockholm

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Architectural Competition

Grenzen der Objektivität

Text: de Cuveland, Alexander, Stockholm

Es gibt Bücher, die laden zum Blättern ein, zum Überfliegen oder einfach nur zum Ansehen. Dass „The Architectural Competition: Research, Inquiries and Experiences“ keiner dieser Kategorien zugehören will, ist schnell klar.
Die 640 Seiten des Buches sind auf dünnem Papier gedruckt und in drei pragmatische Abschnitte gegliedert. Die Textsammlung geht auf ein Symposium an der Stockholmer KTH im Herbst 2008 zurück, zu dem man Forscher und Praktizierende der Architektur, des Städtebaus und der Sozialwissenschaften geladen hatte.
Die Qualität der Textsammlung liegt gerade da­rin, dass sie Procedere und Regelwerk des Architekturwettbewerbs in einen praxisbezogenen Bezugsrahmen stellt. So zeigt die Norwegerin Elisabeth Tostrup anhand historischer Bauausschreibungen für Oslo eine sich wandelnde Wettbewerbsrhetorik. An den Ausschreibungstexten für den Bau des norwegischen Regierungsquartiers (1939), des Opernhau­-
ses (2000) und der Holmenkollen Skianlage (2007) wird deutlich, welchen Wandlungen der Begriff von Qualität und die Erwartungen an Architektur unterliegen. Tostrups analysiert auch die visuelle Rhetorik der nominierten Modelle. Der Schwede Klas Ramberg zeigt in seiner Studie von nationalen Wohnprojektausschreibungen die Grenzen der vermeintlichen Objektivität von Wettbewerben auf. Dabei wird auch eine ideologische Überbewertung zeittypischer Modelle deutlich: Das Konzept vom Genius loci bezeichnet der Autor als typisch für unsere Zeit, und sei es um sich nachträglich gegen das modernistische Konzept einer Raumordnung abzusichern.
Auch wenn das Hauptaugenmerk der vorliegenden Texte dem Norden Europas gilt, lassen sich international Parallelen ablesen. Dazu gehören eine wachsende Internationalisierung von Wettbewerben und eine Tendenz die Ergebnisse im professioneller zu visualisieren. Vor dem Hintergrund des in den letzten Jahren gewachsenen öffentlichen Interesses an prestigeträchtigen Wettbewerben scheint es nur folgerichtig, die Debatte um die Preisträger nun um eine Debatte um die Struktur des Wettbewerbs selbst zu erweitern. Gibt es einen Schlusssatz in der Vielzahl der hier aufgezeigten Perspektiven, dann wohl jenen, dass der Wettbewerb selbst ein Konstrukt ist, das Resultat einer Anzahl wechselnder Parameter. Diese Parameter nun ins Licht zu rücken, mag auf den ersten Blick als eine trockene Angelegenheit erscheinen, erweist sich in der Vielfalt der aufgezeigten Nuancen aber als ein zweifellos bereicherndes Unterfangen.
Fakten
Autor / Herausgeber Magnus Rönn, Reza Kazemian und Jonas E. Anderson (Hrsg.)
Verlag axl books, Stockholm 2010
Zum Verlag
aus Bauwelt 15-16.2012
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