Aufbruch!
Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Aufbruch!
Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
„Aufbruch!“, lautet der Titel dieses Foto-Buches von Hans Engels, und dieser Titel gibt dem potentiellen Leser bzw. Betrachter einen wertvollen Hinweis, den Band nicht misszuverstehen.
Denn mitnichten liegt hiermit ein „vielfältiger Querschnitt der deutschen Nachkriegsmoderne“ vor, wie der Klappentext glauben machen möchte, sondern vielmehr ein sehr fokussiertes Porträt jener mal mehr, mal weniger prominenten Gebäude, die den vorwärts gerichteten Blick der Fünfziger architektonisch anschaulich werden lassen. Nicht also das Nebeneinander von konservativen und modernen, gelegentlich auch nur modischen Strömungen in dieser Zeit findet sich ins Bild gesetzt, das Dieter Bartetzko in seinem einleitenden Essay deutlich macht; ganz zu schweigen vom Großteil des Baugeschehens dieser Jahre, der vor ein paar Jahren von einer Publikation als „Graue Architektur“ recht zutreffend charakterisiert worden ist (siehe Bauwelt 45.10).
Doch so eng der Blickwinkel auch ist – die Zusammenstellung wirft Fragen auf. Dass einige geradezu ikonographische, von Bartetzko einleitend auch erwähnte Gebäude des hier porträtierten Segments der Baugeschichte fehlen, ist dabei noch am ehesten zu verschmerzen. Schwerer wiegt es dann schon, dass das Arrangement der 47 aufgenommenen Objekte unverständlich bleibt – und mitunter leider auch die porträtierte Architektur selbst. Weder chronologisch noch topographisch, weder typologisch noch formal, nicht mal alphabetisch oder nach den Architekten sortiert, stehen die Fotos in einer Abfolge, die ich weder als bildliche noch architektonische Erzählung in irgendeiner Weise zu entschlüsseln vermocht hätte; nicht einmal der Umstand, dass zu jener Zeit zwei deutsche Staaten existierten mit möglicherweise unterschiedlichen Entstehungsbedingungen für Dieses oder Jenes, scheint irgendeinen der an diesem Buch Beteiligten irgendwie interessiert zu haben.
Und die Fotos selbst? Sie inszenieren die Gebäude. Das mag des Fotografen berechtigte Ambition sein. Wenn die gerne „schräge“ Architektur des porträtierten Stils aber auf gerne schräg und mit Untersicht aufgenommene Fotos trifft, ergibt sich eine Irritation, die die „Architektur der fünfziger Jahre in Deutschland“ von Seite zu Seite mehr zum Verschwinden bringt. Finger weg!
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