Der Architekt Rudolf Kolbe
Harmonie von Bau und Landschaft
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Der Architekt Rudolf Kolbe
Harmonie von Bau und Landschaft
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Der Dresdner Architekt Rudolf Kolbe (1873–1947) stand immer im Schatten seines erfolgreichen Bruders Georg, dem Bildhauer. Mit Zeichnungen und Bauakten eines „Dachbodenfundes“ versuchen die Autoren, das Lebenswerk des Architekten zu rekonstruieren.
Kolbes meist in den Elbhang in Loschwitz eingebettete Villen zeigen mit Einflüssen aus dem englischen Landhausstil bis hin zur Reduktion auf geometrische Grundformen viele Facetten der damals für Dresden typischen „Reformarchitektur“. Die Sakralbauten wie die Heilandskirche (1914–28) in Dresden-Cotta überzeugen durch spannungsreiche Kompositionen unterschiedlicher Baukörper. Sein bekanntestes Ensemble ist die Marktplatzbebauung (1928–30) in Hellerau. Das kulturelle Zentrum der Gartenstadt war ein Torso geblieben. Kolbe gewann einen internen Wettbewerb und realisierte, um den Platz städtebaulich zu fassen, sozialen Wohnungsbau im gemäßigt sachlichen Stil. Der gestalterische Kontrast zu den vorhandenen Bauten sowie die aus ökonomischen Zwängen entstandene Nutzung sind bis heute umstritten und zeigen anschaulich die Schwierigkeiten beim Weiterbauen der Siedlung.
Hervorragende Freihand-Skizzen verdeutlichen Kolbes zeichnerisches Talent, ein Essay von Ulrich Bücholdt zum „Architekturschauplatz Dresden im frühen 20. Jahrhundert“ ordnet die Projekte in den lokalen Kontext ein. Akribisch arbeitet das Autorenpaar Büsing-Kolbe den Nachlass auf. Dabei werden mehr als 150 Bauwerke, meist Villen, Denkmäler und Grabanlagen, vorgestellt, mit schwungvollen Attributen wie „charmant“, „verspielt“ oder „vornehm“ charakterisiert und auf ihren aktuellen Zustand, „sehr gut renoviert“, untersucht.
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