Bauwelt

Dubai | Stadt aus dem Nichts

Text: Kühnast, Sabine, Berlin

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Dubai | Stadt aus dem Nichts

Text: Kühnast, Sabine, Berlin

Zwischen Kühlungsborn und Prerow liegen 75 Kilometer feinster Sandstrand. Genauso lang war die Küstenlinie von Dubai, bevor sie formenreich ins Meer erweitert wurde und nun 500 Kilometer misst. Die Geschichte der versuchten Urbanisierung Dubais wurde bis jetzt nur anhand von Diagrammen und Weltrekorden erzählt und mit Hochleistungsrenderings bebildert. Dem Hype derer, die davon profitieren, setzen Elisabeth Blum und Peter Neitzke die dringend notwendigen Analyse der Hintergründe dieses Konstrukts und einen Blick aus der Fußgängerperspektive entgegen. In einem neuen Band aus der Reihe Bauwelt Fundamente versammeln sie Architekten, Volkswirtschaftler, Juristen und Geographen und liefern eine vielschichtige Analyse, die mit Interviews ergänzt wird.
Ist Dubai ein neuer Typ von Stadt? Die demokratische Stadtgesellschaft abgelöst von der zu 90 Prozent aus konfliktarmen, da rechtlosen Zuwanderern bestehenden temporären Gemeinschaft, die nichts langfristig mit diesem Konstrukt verbindet. Der öffentliche Raum verlagert in Shopping Malls, die Straße zum Strip degeneriert, an die monofunktionale „Stadt“-Bereiche andocken, öffentlicher Bauauftrag ersetzt durch staatlich gelenkten Investitions-Urbanismus, der, wie der Raum, den er erzeugt, allein auf Profit ausgerichtet ist. In Dubai konzentrieren sich global zu beobachtende Entwicklungen
von Städten, überlagern eine Stadt, die kaum noch existent ist. Keine Stadt, eher ein Experiment, hoffentlich kein Prototyp.
Der Titel „Dubai – Stadt aus dem Nichts“ kennzeichnet den Fokus der Herausgeber, Projekt und Prozess der Überführung Dubais in eine globale Stadt zu analysieren. Die „vergangene“ Stadt am Creek und ihre Bewohner, die heute nur noch 10 Prozent ausmachen, werden kaum beobachtet. Kann es in Dubai informelle urbane Strategien geben, die sich gegen die formellen Planungsmethoden richten? Wie ändern sich Alltag und Gesellschaftsstrukturen einer Stadt, deren Zukunft auf eine internationale Klientel mit hoher Kaufkraft setzt? Der Blick des Soziologen, der nicht nur über Arbeitsmigration spricht, hätte das Buch ergänzt.
„Jetzt zwingt die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise Dubai zu einer Atempause“, vermuten die Autoren im Vorwort ihres Zwischenberichtes. Dass das Medium Buch trotz Atempause die Veränderungen in Dubai nur im Nachgang dokumentieren kann, liegt auf der Hand. In Zeiten des High-Speed-Urbanismus ist ein RSS-Feed für die Weiterbeobachtung und Analyse Dubais zu empfehlen.
Fakten
Autor / Herausgeber Herausgegeben von Elisabeth Blum und Peter Neitzke
Verlag Birkhäuser Verlag
Zum Verlag
aus Bauwelt 48.2009
Artikel als pdf

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