Bauwelt

Eileen Gray | Leben und Werk

Monographie

Text: Drewes, Frank F.

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Eileen Gray | Leben und Werk

Monographie

Text: Drewes, Frank F.

E.1027 steht für die Quintessenz des Lebens von Eileen Gray (1878–1976): Der bekannteste realisierte Wohnhausentwurf der Architektin Gray in Roquebrune an der Cote d’Azur trägt diesen verschlüsselten Namen. Bekannter ist E.1027 aber als Bezeichnung
des kleinen verchromten Beistelltisches, den die Designerin Gray für das gleichnamige Haus entwarf und der heutzutage einer der populärsten und meistverkauften
Designklassiker ist. Das E in E.1027 steht für Eileen, die 10 für den zehnten Buchstaben des Alphabets (Jean), die 2 für den zweiten Buchstaben (Badovici), und an siebter Stelle des Alphabets folgt das G für Gray. Jean Badovici, Architekt und Gründer der Architekturzeitschrift L’Architecture Vivante, war ein Lebensgefährte von Gray und eine wichtige Stütze im architektonischen Schaffen der Autodidaktin.
Eileen Gray stammte aus schottisch-irischem Adel und wuchs in einem irischen Herrenhaus auf. Nach dem anfänglichen Studium der Malerei in London zog sie 1906 nach Paris, wo sie den Rest ihres langen Lebens verbrachte. Über die Kunst kam sie zu japanischen und chinesischen Lackarbeiten, die sie meisterhaft auf Paravents einzusetzen verstand, wodurch sie erste Aufmerksamkeit erfuhr. Über Teppiche und Möbel arbeitete sich Eileen Gray immer weiter in die Dreidimensionalität und gelangte schließlich über Interieurs zur Architektur. In dieser Kombination steht sie in der gleichen Tradition wie Pierre Chareau, der auch als Autodidakt auf dem gleichen Weg zur Architektur kam. Sein Pendant zum E.1027 ist das Maison de Verre in Paris. Beide Häuser stellen Gesamtkunstwerke dar, mit dem feinen Unterschied, dass Gray ihr Meisterwerk aus eigener Tasche finanzieren konnte.
Die bebilderte Biographie von Peter Adam beruht auf seiner bereits 1987 geschriebenen und veröffentlichten Biographie, die er aber nun für die Neuauflage revidiert und ergänzt hat. Sie macht deutlich, wie sehr die Abstammung aus einer vermögenden Familie Eileen Gray ein Leben in komfortabler Unabhängigkeit ermöglichte. Die drei Häuser ihres Œuvres waren ein kompletter Neubau, ein Aufbau und ein Ausbau – Bauherrin war immer Eileen Gray. Bekannter, wichtiger und eigenständiger sind ihre Möbelentwürfe, die nach Jahren der Vergessenheit erst zu Grays Lebensende in Serienproduktion gingen und heute avancierte Designklassiker sind. Nicht erst die Versteigerung ihres „Serpent-Sessels“ aus dem Besitz von Yves Saint Laurent für 21,9 Millionen Euro dokumentierte die hohe Wertschätzung, die ihr zeitlebens verwehrt blieb.
Peter Adams Buch teilt sich in zwei Hälften. Nach der spannenden Biographie, die neben Le Corbusier, der fast alle Wände des E.1027 ohne Grays Zustimmung bemalte, von quasi allen Größen der Architekturmoderne gekreuzt wird, folgen die Tafeln. Sie gliedern sich in die Rubriken Architektur/Innenarchitektur, Möbel und das Appartement in der Rue Bonaparte in Paris, in dem Gray von 1907 bis zu ihrem Tode wohnte. Die Bebilderung legt ihren Schwerpunkt auf die Architektur, die fast ausschließlich anhand von Originalfotos aus der Hand Eileen Grays dokumentiert wird. Dadurch wir der dokumentative Charakter des Buches unterstützt und Eileen Gray auch als Architektin stärker positioniert.
Fakten
Autor / Herausgeber Peter Adam
Verlag Schirmer/Mosel, München 2009
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aus Bauwelt 16.2010

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