Groundwork
Symbiotisch. Landscape and Architecture
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Groundwork
Symbiotisch. Landscape and Architecture
Text: Drewes, Frank F., Herzebrock-Clarholz
Die Trennung von Architektur und Landschaft hat eine lange Tradition. Genau genommen ist ja Architektur ein Stück der Landschaft abgerungener und konstruierter Raum zum Schutze des Menschen vor den Unbilden des Wetters.
Also war der ursprüngliche Leitgedanke wohl kaum eine behutsame Integration, sondern eher eine zweckdienliche Separation von Landschaft, Natur und Behausung. Notgedrungen sind originäre Architekturen zwar immer kontextuell im Bezug auf die Materialwahl, aber schon die Formen ursprünglichster Behausungen stellten oft einen Kontrast zur Natur dar. Strömungen der Romantik haben immer wieder versucht, Mensch und Architektur im Dialog mit der Natur zu zeichnen, aber spätestens die Moderne hat die kategorische Trennung dieser Disziplinen mit der Idee des „Objektes in der Landschaft“ und der „Maschine zum Wohnen“ etabliert.
Groundwork untersucht Beispiele zeitgenössischer Architektur, die sich im Grenz- bzw. Übergangsbereich von Architektur und Landschaft(sarchitektur) bewegen. Der Untertitel „Between Landscape and Architecture“ kann in mehrfacher Hinsicht gedeutet werden: „Between“, der Zwischenraum im physischen Sinn (Scheibe, Balkon, Terrasse), aber auch ein Hybrid, der sich sowohl der Landschaft als auch er Architektur zuordnen lässt, und nicht zuletzt kann „Between“ auch das Wechselspiel der gegenseitigen Abhängigkeiten gemeint sein.
Die Autoren Diana Balmori und Joel Sanders arbeiten als Planer beide im Grenzbereich der Disziplinen und haben, basierend auf Forschungsprojekten an der Yale University, die nun vorliegende Publikation verfasst. Nach zwei grundlegenden Essays, die sich mit der historischen Entwicklung und Betrachtungsweisen der Disziplinen und ihrem Wechselspiel befassen, folgen illustrierte Beispiele. Sie sind in drei Kapitel ohne scharfe Abgrenzungen aufgeteilt.
Unter Topography finden sich Projekte, die die Landschaft durchdringen, bzw. selbst eine Landschaft darstellen und sich bewusst gegen das Bild eines Objektes in bzw. auf der Landschaft richten. Ecology beinhaltet Entwürfe, die sich mit Fragen von Nachhaltigkeit und Integration von Natur/Landschaft beschäftigen. Dazu zählen die Vertikalgärten von Patrik Blanc ebenso wie renaturalisierte Stadträume und Gebäudekomponenten, die begrünt werden. Hinter dem diffus klingenden Titel Biocomputation verbergen sich Entwürfe, die mit modernster Computertechnologie entwickelt wurden und sich formal direkt an der Natur orientieren. Hier werden quasi Gedanken von Vordenkern wie Frei Otto und Buckminster Fuller weiterentwickelt und „perfektioniert“.
Die Projektauswahl ist weitgestreut und durch ihre Vielseitigkeit kurzweilig. Der Gedanke einer symbiotischen Existenz von Architektur und Landschaft ist weder neu noch unbedingt theoretisch aufzufassen. Von daher ist es erstaunlich, dass unter Tography und Ecology jeweils fünf ausgeführten Entwürfen vier nicht realisierte Projekte gegenüberstehen. Unter Biocomputation finden sich ausschließlich Utopien, sechs an der Zahl, und eine Installation, was die akademische Herkunft der Buches unterstreicht. Ein höherer Anteil von realisierten Beispielen hätte die Aussagen der Autoren sicherlich nachhaltiger untermauert.
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