Grundrissatlas Einfamilienhaus
Text: Drewes, Frank F., Berlin
Grundrissatlas Einfamilienhaus
Text: Drewes, Frank F., Berlin
Die Königsdisziplin des Entwerfens stellt noch immer das Einfamilienhaus dar, denn nirgendwo lassen sich die wesentlichen Planungsparameter besser durchexerzieren als in der überschaubaren Größe des privaten Wohnens. So überrascht es nicht, dass viele dieser Entwürfe das Sprungbrett zum nächst größeren Maßstab sind, denn ökonomisch gesehen ist die Bauaufgabe Einfamilienhaus für Architekten kaum wirtschaftlich zu bearbeiten. Gerade weil auch im Kleinen alle Leistungsphasen bearbeitet werden müssen, stehen Einfamilienhäuser im Bezug auf den Planungsaufwand einem großen Projekt oft in Nichts nach. Autor Wolfgang Bachmann beziffert die Zahl der von freien Architekten geplanten Neubauten auf zwei bis fünf Prozent. Somit kann von „einer exklusiven, an Architektur interessierten Spezies“ gesprochen werden.
Zusammen mit Katharina Matzig stellt Bachmann 50 Wohnhäuser aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol vor. Nach dem Idealen Grundriss (Band 1 und 2) nennt der Callwey Verlag dieses Kompendium Grundrissatlas Einfamilienhaus, was auf die vergleichend angelegte Präsentation anspielt. Auf jeweils vier bis sechs Seiten werden ausführlich Pläne, Fotos und Projektdaten, sowie ein knappes Architektenportrait vorgestellt. Anstelle von Projektbeschreibungen hatten alle Planer dieselben fünf Fragen zu beantworten, die auf farbigem Grund gedruckt, den Auftakt bilden. Der farbige Hintergrund ist als Code angelegt und bezeichnet in seinen vier Farbnuancen die Kategorien Kleine Häuser (< 150 qm), Große Häuser (> 150qm), Aus Alt wird Neu und In eigener Sache.
Die Autoren geben dem Atlas dadurch eine eigene Note, dass sie bei den Planern nicht nur Präsentationspläne angefordert haben, sondern speziellen Wert auf Skizzen und Varianten gelegt haben, damit das Prozesshafte im Planungsablauf deutlich wird. Architekten lassen sich aber nicht gerne in die Karten gucken, und somit sind nur bei sieben Projekten Handskizzen zu finden. Einige Architekten haben noch Varianten oder Modellfotos zur Verfügung gestellt. Acht Häuser hat Bachmann persönlich besucht und mit Bauherren und Architekten Gespräche geführt, die er jeweils auf einer Doppelseite beschreibt.
In jedem Fall wird deutlich, dass Architekten Trapezkünstler bleiben, wie zum Beispiel ein Büro, dass in der Schweiz für lediglich 64.000 SFR 122 qm Wohnfläche(!!!) als Neubau erstellt haben will. Ein anderes Büro berichtet von angeblich mehr als 100 DIN-A4-Seiten Vorstellungen und Bauherrenwünschen für ein kleines Haus – ein klarer Fall für den Therapeuten. Zum Glück für den Berufsstand konstatieren die Autoren aber, dass sich die meisten Bauherren mit dem ersten Vorschlag ihres Architekten anfreunden konnten und Änderungen nur Details betrafen.
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