Bauwelt

Kleinstädte und Nachhaltigkeit

Konzepte für Wirtschaft, Umwelt und soziales Leben

Text: Klauser, Wilhelm, Berlin

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Kleinstädte und Nachhaltigkeit

Konzepte für Wirtschaft, Umwelt und soziales Leben

Text: Klauser, Wilhelm, Berlin

Das ist das Fazit: Die Publikation ist unnötig. Die Texte sind banal, die Bilder nichtssagend, das Literaturverzeichnis diffus und nicht aktuell. Das Ergebnis ist betulich und naiv: Marktszenen und Kaffeehaus­szenen, etwas Citta Slow Food, kreative Klasse und lokale Wirtschaftskreisläufe – die Kleinstadt zwischen Gentrifizierung und New Urbanism. Beispiele aus der Toskana, dann aus Großbritannien, aus Deutschland, aus den USA runden das Potpourri ab: Vollkommen unerklärlich in der Auswahl, keineswegs repräsentativ und auch nicht so aufgearbeitet, dass die Ansätze oder Konzepte vergleichbar wären. Das Ergebnis ist folgerichtig das Zerrbild der Kleinstadt.
Und das ist schlecht. Denn das Thema ist ak-tuell, und die konkreten Probleme der Kleinstädte liegen auf der Hand: Bevölkerungsverlust, Überalterung, zerbrechende Infrastrukturen, kollabierende Innenstädte, mangelnde Attraktivität, schwindende Wirtschaftskraft … Seit Jahrzehnten fließen von Seiten der EU massive Summen in den Erhalt des ländlichen Raums und damit in den Erhalt der Kleinstädte, die sich eben aus diesem ländlichen Raum alimentieren. Und umgekehrt können sich die Kleinstädte nicht dem Sog der Metropolen entziehen: Stadtregionen entstehen und neue Verflechtungsräume, in denen sich Kleinstädte behaupten müssen. Die Entwicklung ist dynamisch. Seit 1990 werden konkret Projekte in Städten gefördert. Es gibt mittlerweile einen ungeheuren Pool an Wissen und Know-How. Es existieren Evaluationen und wissenschaftliche Begleitforschungen. Die Zahl der abgearbeiteten Programme ist Legion. Flankiert werden diese Bemühungen – Prinzip der Subsidiarität in der EU – längst durch nationale Förderprogramme oder Programme der Bundesländer. Der Stadtumbau Ost beispielsweise reflektiert wesentlich die Thematik der Kleinstadt, und neuerdings gibt es auch den Stadtumbau West. Es gibt in Deutschland Modellvorhaben ohne Ende, und ganz ähnlich sieht es aus in Frankreich, in Italien, in Großbritannien, in Österreich. Die Europäische Kultur ist eine (Klein-)Stadt-Kultur, und das koordinierte Vorgehen, das bei ihrem Erhalt, beim Versuch ihres Erhalts, an den Tag gelegt wird, ist beispielhaft, auch wenn die Krise der Kleinstadt damit nicht gelöst ist.
Die Autoren haben die Dimension des Themas nicht erkannt, und die nachhaltigen Konzepte, die im Untertitel angekündigt werden, sind schlicht unbrauchbar. Die Bundesrepublik verzeichnet einen Urbanisierungsgrad von 86 Prozent. Rund 21 Millionen Menschen leben in Großstädten, ungefähr 48 Millionen Menschen in Klein- und Mittelstädten. Sie leben dort, sie arbeiten dort, sie setzen sich für die Städte ein und wollen sie verbessern. Sie brauchen dringend Handwerkszeug oder gute Beispiele, um mit ihrer Stadt richtig umzugehen! Aber wie gesagt: So nicht. Ein schlechtes Buch.
Fakten
Autor / Herausgeber Paul L. Knox, Heike Mayer
Verlag Birkhäuser
Zum Verlag
aus Bauwelt 07-08.2010

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