Bauwelt

Lux Guyer (1894–1955), Architektin

Monographie

Text: Simone Hoff, Claudia

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Lux Guyer (1894–1955), Architektin

Monographie

Text: Simone Hoff, Claudia

Lux Guyer war eine ungewöhnliche Frau. Von ihrer spannenden Biographie ist im öffentlichen Gedächtnis jedoch vor allem eines hängen geblieben: Sie war die erste Architektin, die in der Schweiz ein eigenes Architekturbüro eröffnete. Im Zürcher gta Verlag ist nun eine Publikation erschienen, die in acht Aufsätzen nicht nur verschiedene Aspekte des OEuvres von Lux Guyer untersucht, sondern zudem mit einem historisch-kritischen Werkkatalog versehen ist.
Ziel der Autoren ist kein geringeres, als die „Architekturauffassung wie auch die architektonische, künstlerische und unternehmerische Praxis von Lux Guyer auszudeuten“, wie es in der Einleitung der Herausgeberinnen heißt. Den gut lesbaren Aufsätzen hinzugefügt ist ein Fotoessay von Heinrich Helfenstein. Auf stilllebenähnlichen Farbfotografien werden dem Leser die gebauten Projekte der Architektin in ihrem heutigen Zustand präsentiert: von außen, aber auch mit ihren Interieurs, einschließlich gelb-grau-rot gestreifter Einbauschränke oder gekachelter Badewannen. Renommierte Autoren wie Arthur Rüegg und Franz Müller schreiben über „Kulturelle Kontinuität und Erfindung – Festes und Bewegliches in den Innenräumen Lux Guyers“ (womit die von ihr entworfenen Möbel gemeint sind) und den „Kreis der Kunstschaffenden um Lux Guyer“. Daneben beschäftigen sich die Verfasser der anderen Kapitel mit der Reisetätigkeit der Architektin in den zwanziger Jahren, ihren Projekten für den städtischen Siedlungsbau, den Studentinnen- und Ledigenwohnheimen, Villen und natürlich mit der Ausstellungsarchitektur für die SAFFA.
Lux Guyer war im Jahr 1928 die architektonische Leitung der „Schweizerischen Ausstellung für Frauenarbeit“ (SAFFA) in Bern übertragen worden. Damals entstand neben der Disposition der Ausstellung das von ihr entwickelte gleichnamige Einfamilien-Fertighaus aus Holz – der Prototyp eines modernen Reformhauses, das ursprünglich in Serienproduktion gehen sollte. Vor einigen Jahren entdeckte man es vernachlässigt in Aarau, erkannte seine Stellung in der Schweizer Architekturgeschichte, restaurierte es vollständig und baute es an einem anderen Ort wieder auf. An diesem Projekt, über das bereits 2006 eine Publikation im gta Verlag erschien, zeigt sich exemplarisch das intensive Bemühen Lux Guyers um ein kostengünstiges Bauen mit vorgefertigten Systemen. Die ausgefeilte Raumorganisation viele ihrer Bauten und damit einhergehend die Neuorganisation der Hauswirtschaft (und Frauenarbeit) rücken die Architektin in die Nähe der Ideen des Neuen Bauens, wobei immer auch eher konservative Elemente in ihrem Werk auftreten.
Guyers Œuvre bewegt sich zwischen dem Spannungsfeld von Konvention und Neuerung, wie Andreas Tönnesmann im Vorwort der Publikation feststellt. Das ansprechende und übersichtlich gestaltete und auch inhaltlich relevante Buch hebt sich wohl tuend ab von den Bilder- und Grafikfluten die den Buchmarkt in den letzten Jahren überschwemmt hat. Ruhig und unaufgeregt genügt es mit detaillierten Plänen, historischen Fotografien, Fußnoten und vor allem mit dem 64 Nummern umfassenden Werkkatalog auch wissenschaftlichen Ansprüchen. Dass es dabei noch um eine Frau in der Männerdomäne Architektur geht, ist umso schöner und wird bestimmt auch den Verkaufszahlen förderlich sein.
Fakten
Autor / Herausgeber Sylvia Claus, Dorothee Huber und Beate Schnitter
Verlag gta Verlag, Zürich 2009
Zum Verlag
aus Bauwelt 16.2010

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