Mystery and Matter
On the Relationship between Liturgy and Architecture in the Thought of Hans van der Laan (1904–1991)
Text: Cepl, Jasper
Mystery and Matter
On the Relationship between Liturgy and Architecture in the Thought of Hans van der Laan (1904–1991)
Text: Cepl, Jasper
Der Benediktiner Hans van der Laan (1904–1991) ist sicher einer der eigenartigsten unter den großen Architekten des 20. Jahrhunderts. Mit seinem fest im Katholizismus verwurzelten Werk beschreitet er einen Sonderweg abseits der Moderne, der er aber doch in seinem Essentialismus zuzurechnen ist.
In seiner Studie „Der architektonische Raum“ (und in anderen Schriften, die leider bisher nicht auf Deutsch vorliegen) entwickelt Van der Laan zudem eine Theorie des Bauens, die in ihrer Geschlossenheit ihresgleichen sucht.
Und genau diesem Vermächtnis geht Michel Remery in seinem Buch auf die Spur. Nicht das (eher übersichtliche) Werk des Architekten steht im Mittelpunkt, sondern der geistige Hintergrund, den man kennen muss, wenn man das Denken — und damit das Werk, das jenem entspringt — wirklich verstehen will. Das wird einem klar, wenn man Remerys Studie gelesen hat. Sie nimmt den religiösen Hintergrund ernst und erklärt Van der Laans Architektur aus dessen Auffassung vom menschlichen Machen als Ergänzung der göttlichen Schöpfung.
Die Voraussetzungen dazu hat Remery: Er hat Architektur und Theologie studiert, und seiner Studie liegt denn auch eine Dissertation an der Päpstlichen Universität Gregoriana zugrunde. Nun mag man sich fragen, ob das Stoff für eine Rezension in der Bauwelt sei. Zumal schon die Aufmachung des Bandes — ein dickes Buch mit vielen Anmerkungen und wenig Bildern — für manchen vielleicht eher abschreckend wirkt. Nun, wer eine schicke Werkmonografie erwartet, wird in der Tat enttäuscht. Zumal die Aufnahmen meistenteils vom Autor stammen und eher dokumentarischen Wert haben (aber den haben sie, denn sie zeigen viele Frühwerke oder Bauten aus Van der Laans Umkreis zum Beispiel). Kurz, es ist wohl kein Buch, das sie in der Architekturbuchhandlung ihres Vertrauens finden werden. Oder nicht mehr, denn es ist bereits 2011 erschienen. Allerdings scheint es bisher auf wenig Resonanz gestoßen zu sein, und das ist einer der Gründe, auf diese durchaus lesenswerte und gar nicht schwer verständliche Studie aufmerksam zu machen. Die Bereitschaft, in eine andere Welt einzutauchen, muss man als Leser allerdings mitbringen: Wer schon mit dem Mönchischen bei Van der Laan nichts hat anfangen können, für den ist auch diese Exegese nichts.
Aber da Weihnachten näher rückt, kommt der Hinweis auf dieses entlegene Buch vielleicht gelegen. Wer etwas Ausgefallenes sucht, um sich selbst oder andere zu beschenken, dem sei dieser Band empfohlen, auch wenn er sage und schreibe 197 Euro kostet. Dafür bekommt man einen Eisberg von einem Buch: in jeder zweiten Fußnote stecken Verweise auf Briefe, Manuskripte und andere Quellen, anhand derer Remery das Leben und Denken Van der Laans mit großer Sorgfalt ausbreitet. Und darin besteht der größte Wert seiner Arbeit. Richard Padovan, dessen 1994 erschienene, längst vergriffene (und heute zu unerschwinglichen Preisen antiquarisch gehandelte) Monografie „Dom Hans van der Laan. Modern Primitive“ bisher das Maß der Dinge war, konnte nur auf den eigenen Briefwechsel mit Van der Laan aufbauen (immerhin auch mehr als 100 Briefe hat er von diesem bekommen). Remery hatte Zugriff auf Material, das keiner vor ihm hat auswerten können: Mehr als 1000 Briefe aus Van der Laans Nachlass und aus anderen Quellen hat er durchforstet — und das mit beachtlichem Erfolg: Remery gelingt es überzeugend, Van der Laans geistigen Werdegang und sein Denken in ungeahntem Detailreichtum darzustellen, damit zu erneuter Beschäftigung herauszufordern.
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