Olevano
Casa Baldi/Villa Serpentara
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Olevano
Casa Baldi/Villa Serpentara
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Olevano Romano, das Städtchen zwischen Palestrina und Subiaco, rund 60 Kilometer östlich von Rom – auf viele deutsche Künstler übt es seit über 200 Jahren eine große Anziehungskraft aus; unzählige Gemälde und Zeichnungen, aber auch Wer- ke anderer Gattungen, Gedichte und Kompositionen etwa, künden davon. Sicher, auch aus anderen mittel- und nordeuropäischen Ländern stammten und stammen Künstler, die hier gearbeitet haben, die beiden Häuser aber, die sie heute institutionalisiert beherbergen, die alte Künstlerherberge Casa Baldi und die Villa Serpentara, sind Eigentum der Bundesrepublik, und wer das Glück hat, hier als Stipendiat ein Vierteljahr verbringen zu dürfen, wird von der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo betreut.
Joachim Blüher, seit 15 Jahren Direktor der VM, hat nun ein Buch herausgegeben, das die Geschichte Olevanos als Aufenthaltsort von Künstlern (und zwar nicht nur der deutschen) würdigt – mit zwei längeren Texten und vielen Fotos; Fotos, die Stipendiaten während ihres Aufenthalts in den letzten Jahren aufgenommen haben: Ulrich Schwarz und Mila Hacke sind darunter zwei Fotografen, deren Namen auch Bauwelt-Lesern sicher geläufig sind. Die Bilder zeigen das Olevano von heute: Die Bewohner der Stadt, welche den Fremden mit so großer Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Großherzigkeit begegnen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß; die steilen Treppengassen zwischen Busbahnhof und Colonna-Burg, die Blicke aus dem hoch gelegenen Ort in die Landschaft, über das breite Sacco-Tal hinweg auf die Monti Lepini, Albani und Prenestini, die sich im Laufe weniger Stunden so unterschiedlich dem Auge darbieten können, dass man als Landschaftsmaler vermutlich kaum zu Rande kommt, die vielen Lichtstimmungen festzuhalten, die sich dem Auge darbieten. Die Bilder zeigen aber auch den noch sehr unverfälschten Alltag im Ort, dessen Erfahrung einen längeren Aufenthalt in Olevano mindestens ebenso prägt wie die bildgeladene Kulturlandschaft um einen her. Die beiden längeren Texte von Florian Illies und Angela Windholz arbeiten ebenso mit Kontrasten: Während Illies einen von Eindrücken überwältigten Kurzbesuch nacherzählt wie einen rauschbefeuerten Traum, gelingt es Windholz nicht nur, die Geschichte Olevanos als Künstlerstadt zusammenzufassen, sondern nebenbei auch noch eine, wie mir scheint ziemlich komplette, Literaturgeschichte dazuzugeben.
Kurz, wer je in Olevano gelebt hat oder einen Aufenthalt dort vor sich sieht, sollte dieses Buch sehen und lesen. Ein – kleiner – Wermutstropfen: Im Eigenverlag von der Villa Massimo produziert, ist es nicht ohne Weiteres im Buchhandel zu bekommen. Wer sich selbst oder einem Freund mit dem schönen, in Leinen gebundenen Band eine Freude machen möchte, wende sich am Besten direkt an die Villa Massimo:
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