Polen Architektur
Architektura Polska
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Polen Architektur
Architektura Polska
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Das eine Wanderausstellung begleitende Buch über die polnische Architektur seit 1918 wartet mit ungeahnten Schätzen auf – Polen als Experimentierfeld der Moderne.
Es belegt die intensive Suche des mehrfach geographisch verschobenen Landes nach einem nationalen Baustil. Neben traditionellen Elementen, in Anlehnung an alte Gutshöfe oder den Zakopane-Stil der Hohen Tatra, entwickelte sich schnell der Internationale Stil zum wichtigen Leitbild. In Entwürfen und Bauten der Zwischenkriegsjahre zeigen sich sämtliche avantgardistischen Kunstströmungen der Zeit.
Viele Entwicklungen sind eng verflochten mit der schwierigen Historie des Landes. So wurde Gdynia 1926–38 gezielt als polnische Ostseemetropole (und Gegenmodell zum benachbarten, damals deutschen Danzig) neu aufgebaut. Innenstadt und Hafenanlage bilden ein bis heute beeindruckendes Ensemble klassischer Moderne. Danzig sollte dann ab 1945, durch eine freie Interpretation des lokalen Kontextes, als „urpolnische Stadt“ wieder auferstehen.
Projekte für den Massenwohnungsbau in Warschau (1932) sorgten bereits bei den CIAM-Kongressen für Aufsehen. In den späten 40er Jahren entstanden auf den vielen „gesäuberten“ Flächen im großen Stil (auch durch intensive Vorfertigung) qualitätvolle Bauwerke mit außergewöhnlichen Details. Innerstädtische Ensembles, wellenförmige Wohnbauten, futuristische Megastrukturen, Ufo-artige Sporthallen und monumentale Kirchen spielen souverän mit dem Formen- und Materialvokabular der Moderne. Die facettenreichen und differenzierten Texte polnischer Autoren werfen auch einen Blick auf die aktuelle Architekturszene und wecken das Interesse, sich die Gebäude selbst anzuschauen.
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