Bauwelt

Radikal normal

Positionen zur Architektur der Stadt

Text: Rumpf, Peter, Berlin

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Radikal normal

Positionen zur Architektur der Stadt

Text: Rumpf, Peter, Berlin

Der Autor, Vittorio Magnago Lampugnani, Architekt mit Büros in Mailand und Zürich, Lehrer für Geschichte des Städtebaus an der ETH Zürich und rastloser Überzeugungstäter und Prediger für eine „normale“ Architektur, hat in dieser seiner jüngsten Publikation 30 Texte versammelt, die mehrheitlich im Laufe der letzten 20 Jahre in verschiedenen Zeitungen, Zeitschriften, Katalogen und Vorträgen erschienen sind. Zum Teil sind sie, wie er schreibt, (aus dem Italienischen) übersetzt, von ihm überarbeitet oder leicht gekürzt worden. Alle kreisen mehr oder weniger um die Frage, wie ein verantwortungsvolles Bauen, vom Fensterdetail bis zur Stadtplanung, heute beschaffen sein sollte. Wer VML kennt, wird wissen, dass sich diese Architektur eher einer „gemäßigten Moderne“ verpflichtet fühlt als auf „Hingucker“ zielt. Ihre Wurzeln finden sich bei Tessenow, Taut, Gropius, Mies van der Rohe oder Mendelsohn und sind das Gegenteil von dem, was Gehry, Rogers, Hadid oder Libeskind zu „Stararchitekten“ gemacht hat.
Folglich behandeln die Aufsätze Themen wie die „neue Einfachheit“, „kritischer Regionalismus“, „Was bleibt vom Projekt der Moderne“, „Stadt und Automobil“ oder „Überlegungen zu einem nachhaltigen Städtebau“, um nur einige herauszugreifen, die sich unter drei Sammelüberschriften „Eine unaufgeregte Moderne“, „Erinnerung und Nachhaltigkeit“ und „Zeitgemäßer Städtebau“ gruppieren. Das liest sich alles sehr vernünftig, das meiste kann man sofort unterschreiben und jüngeren Kollegen als Lektüre empfehlen.
Dennoch soll dieses Buch nicht ohne zwei kritische Anmerkungen bleiben. Sie beziehen sich nicht auf den Inhalt, sondern auf die zwangsläufig auftretenden und Unmut hinterlassenden Doppelungen, Wiederholungen bis hin zu Selbstzitaten. Dieses ceterum censeo ermüdet, und auch bei wechselnden Schwerpunkten fehlt es nach hundert Seiten Lektüre an neuen Erkenntnissen. Und die Frage bleibt: Ist eine doppelte und zum Teil dreifache „Vermarktung“ von Texten für einen so renommierten Verlag wie Hatje Cantz seriös genug. Nichts gegen die Machart: Hartcover, bestes Papier, keine Druckfehler, die historischen Stadtstiche als „Abstandshalter“ zwischen den drei Themenblöcken gut gewählt. Dennoch ist der Rezensent vom Verlag und vor allem von seinem Autor Gewichtigeres gewohnt.
Fakten
Autor / Herausgeber Vittorio Magnago Lampugnani
Verlag Hatje Cantz, Ostfildern 2015
Zum Verlag
aus Bauwelt 4.2016
Artikel als pdf

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