Screening
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Screening
Text: Kasiske, Michael, Berlin
Die Bilder wirken wie das Echo eines gerade noch beschleunigten Atems, doch ihre kühle Temperatur stößt ab. Erst der nüchterne Blick duldet die Intimität der Fotografien, die Stefan Koppelkamm mit Monologen aus dem Theaterstück „Push Up 1–3“ zum Fotoband „Screening“ vereinigt hat. „Es war der beste Sex, den ich je hatte. Unsere Blicke trafen sich, und wir beiden wussten, dass es geschehen würde.
Ich spürte, dass er es spürte, und er spürte, dass ich es spürte. Wir sahen uns an, quer durch den Raum, und wir wussten es. Bäng“, lässt Roland Schimmelpfennig die attraktive Karrierefrau Patrizia, genannt Patsy, über die Begegnung mit dem Kollegen Robert sagen. Sie ist eine Person im Stück, die ihr Dasein berechnend in Szene setzt, mit dem trügenden Gefühl, stets die Bühne verlassen zu können.
Ist Patsys Beherrschung nicht ausgeliefert wie die fotografierten Menschen? In einem Projektentwurf zur Arbeit „Screens“ beschrieb Koppelkamm komplett verglaste Fassaden, die das Innenleben von Fußboden bis zur Decke und von Wand zu Wand exponieren, überzeugend als bildliche Totale. Die farbige Serie ist denn auch die eindrücklichste der drei Arbeiten. „Works“ zeigt die Baustelle des Berliner Hauptbahnhofs, „Eye Contact“ haushohe Werbeplakate, deren Protagonisten den Passanten begehrend (sic!) ins Visier nehmen.
Der Blick ins Haus ist hingegen überraschend alltäglich. Wer saß noch nicht in einem Wartezim-mer oder auf dem Fitnessrad und schaute arglos ins Büro oder in die Wohnung gegenüber? Hat, wie Koppelkamm, Menschen beim Telefonieren oder auf Sitzungen zugesehen und auf Hierarchien, Gewohnheiten, Beziehungen geschlossen? Einst rahmte ein Fenster von innen das Außen, hinein zu sehen war ein Tabubruch. Die Wand aus Glas hingegen ist ein Vexierbild geworden. Der Verlust von Intimität ist eine Tatsache, die Koppelkamm nicht wertet. Das berührt an diesen Fotografien.
Ist Patsys Beherrschung nicht ausgeliefert wie die fotografierten Menschen? In einem Projektentwurf zur Arbeit „Screens“ beschrieb Koppelkamm komplett verglaste Fassaden, die das Innenleben von Fußboden bis zur Decke und von Wand zu Wand exponieren, überzeugend als bildliche Totale. Die farbige Serie ist denn auch die eindrücklichste der drei Arbeiten. „Works“ zeigt die Baustelle des Berliner Hauptbahnhofs, „Eye Contact“ haushohe Werbeplakate, deren Protagonisten den Passanten begehrend (sic!) ins Visier nehmen.
Der Blick ins Haus ist hingegen überraschend alltäglich. Wer saß noch nicht in einem Wartezim-mer oder auf dem Fitnessrad und schaute arglos ins Büro oder in die Wohnung gegenüber? Hat, wie Koppelkamm, Menschen beim Telefonieren oder auf Sitzungen zugesehen und auf Hierarchien, Gewohnheiten, Beziehungen geschlossen? Einst rahmte ein Fenster von innen das Außen, hinein zu sehen war ein Tabubruch. Die Wand aus Glas hingegen ist ein Vexierbild geworden. Der Verlust von Intimität ist eine Tatsache, die Koppelkamm nicht wertet. Das berührt an diesen Fotografien.
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