Staab Architekten Verwandte Unikate
Verwandte Unikate
Text: Drewes, Frank F., Berlin
Staab Architekten Verwandte Unikate
Verwandte Unikate
Text: Drewes, Frank F., Berlin
Staab Architekten gehören, architektonisch gesehen, zu den erfolgreichsten Planern Deutschlands. Von den 15–20 Wettbewerben pro Jahr kann das Büro drei bis vier für sich entscheiden. Daraus ergeben sich 61 Projekte, die am Ende der neuen Werkübersicht (2007 erschien die erste Monografie über die Jahre 1990–2006, Bauwelt 43.2007) dokumentiert werden. Beginnend mit der Bürogründung, die 1991 mit dem Gewinn des Wettbewerbs für das Neue Museum in Nürnberg erfolgte (Bauwelt 48.1991, 2.2000), werden chronologisch ausschließlich die realisierten und in Planung bzw. im Bau befindlichen Projekte aufgeführt. Dabei handelt es sich ausnahmslos um Aufträge aus Wettbewerbsgewinnen, Gutachten und Verhandlungsverfahren.
Staab Architekten verzichten konsequent auf die Etablierung eines Signature Styles bzw. Markenzeichens, weswegen sie kaum Direktaufträge bekommen, denn ihre Architektur ist weder kalkulierbar noch eindeutig zuzuordnen. Das wiederum gibt den Planern große Freiheiten und führt zu speziellen und individuellen Ergebnissen, die sich hervorragend in ihren Kontext eingliedern, ohne eine Führungsrolle für sich zu beanspruchen. „Wie kann ein Gebäude sich aus der begrenzten Welt der persönlichen Vorlieben oder des Zeitgeschmacks hinausheben, ohne auf Gestalt zu verzichten oder Formalismen hervorzubringen?“, lautet es im Vorwort der Architekten. Natürlich gibt es Strategien und typische Herangehensweisen des Büros, aber sie münden nicht in einen Staab-Stil.
Im Hauptteil der Monografie werden 15 Projekte vorgestellt, die nicht chronologisch, sondern nach ihrer inhaltlichen Genese unter Oberbegriffen wie „Radikal behutsam“, „Erfindung der Aufgabe“ oder auch „Komplexe Einfachheit“ sortiert werden. Dazu passt auch der Untertitel des Buches, „Verwandte Unikate“. Trotz ihrer Eigenständigkeit verbindet die Gebäude eine konsequente Schnörkellosigkeit sowie klare, bisweilen archaische Innenräume mit durchgehend verborgener Technik. Die gezeigten Projekte kreisen um die Schwerpunkte des Büros – Museumsbauten und Instituts- und Forschungsgebäude –, wobei Volker Staab für die Museen federführend ist und sein langjähriger Büropartner Alfred Nieuwenhuizen für die Institute und Forschungseinrichtungen. Allerdings, wie am Namen des Büros zu erkennen, kommt Staab die entscheidende Rolle bei allen Projekten zu.
Das Cover der Monografie ist ein impressionistisch anmutender Leineneinband (Foyer des LWL-Museums in Münster, Bauwelt 35.2014) mit einem zentral gesetzten und bold gedruckten weißen staab. Das Layout und die Struktur im Inneren folgen diesem souveränen Auftakt und zeigen wohldosiert Fotos, Pläne und Erläuterungstexte, die ausschließlich die Architektur dokumentieren und nachvollziehbar machen, nicht aber das Büro als genialen Urheber der Werke in den Vordergrund stellen. Ein Gespräch mit den vier Geschäftsführern – neben Staab und Nieuwenhuizen sind das Hanns Ziegler und Per Pedersen – gibt Einblicke in Struktur und Geschichte des Büros. Der Essay von Florian Heilmeyer mit dem Titel „Igel, Fuchs, Chamäleon“ ist bebildert mit einer Vielzahl kleiner Abbildungen, womit bürotypische Themen wie Verfremdungen, Verflechtungen, Individuelle Einzelstücke, Schautreppen und Intarsien illustriert werden.
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