The Digital Turn
Design in the Era of Interactiv Technologies
Text: Landes, Josepha, Dresden
The Digital Turn
Design in the Era of Interactiv Technologies
Text: Landes, Josepha, Dresden
Dieses Buch spricht von der Ablösung analoger durch digitale Medien, vom Ende des Buches. Es ist ein Transitprodukt, ein Zwitter. Nur wenige Zentimeter Höhe sind es, die es zum Hochformat machen und also dem klassischen Buch- statt dem Bildschirmmodus den Bonus geben. Scheinbar.
Der Text fließt in Spalten ein. Die Artikel der zahlreichen Autoren ganz unterschiedlicher Profession werden von feinen Linien-Landschaften zusammengehalten, die den Einstieg in ein neues Kapitel grafisch markieren. Die klassische, lineare Lesestruktur, in der sich Kapitel an Kapitel reiht, ist mit hypertextartigen Verweisen auf Kapitel mit gleichem Thema ergänzt. Es entsteht so eine Deleuz’sches Rhizom – ein Gedankenknäuel.
Philosoph, Historiker, Kunsthistoriker, Künstler, Textil-, Schrift-, Mediendesigner, Graphiker, Architekt, Physiker, Informatiker sind sie, die über die Zukunft der Gestaltung schreiben. Das Buch ist eine Essaysammlung. Jeder der Beiträge nimmt mit auf eine ganz eigene Reiseroute, hinein in die virtuelle Welt oder an die Grenzen zwischen jener und der physischen. Wie bedeutend der „Digital Turn“ auch für Architekten ist, wird spätestens deutlich, wenn Dietmar Offenhuber und Carlo Ratti vom MIT Kevin Lynches „The Image of the City“ um die digitale Komponente erweitern. Zur räumlichen Orientierung dienen eben nicht mehr nur Elemente der Stadtmorphologie, sondern auch Informationen aus dem Netz, so lassen Geoinformationssysteme auf Smartphones Menschen zu Akteuren in Stadtplänen werden. Umgekehrt ermöglichen digitale Daten die Analyse von Bewegungen im Raum. Daraus können auch Stadtplaner Nutzen ziehen. Die Wahrnehmung der physischen Welt ändert sich mit dem Computer. Eine ähnliche Entwicklung setzte Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Verbreitung des Automobils ein, mit bekanntem Effekt für die Architektur.
Autos beschleunigten damals die Menschen. Nun sind die Informationen in Bewegung, und der Mensch verharrt. Es ist dieses Bild, das die Architektur ins Abseits rückt – höchstens Gamedesign scheint irgendwie nach einer Gestaltung von „Raum“ zu verlangen. Aber de facto verlängert sich die vor dem Computer oder mit dem Smartphone geübte Wahrnehmung in die physische Welt hinein. Die Fähigkeit, schneller, aktueller, verknüpfter und genereller zu konsumieren, verlangt nach Mitmachmöglichkeiten. Interfacedesign ist nur die direkte Antwort auf dieses Bedürfnis. Natürlich sind auch weiterführende Fachbereiche betroffen, auch die Architektur. Die Disziplinen werden sich zunehmend austauschen müssen. Dann etwa, wenn Gebäudeanimationen oder intelligente Gebäudetechnik gefragt sind.
Das Buch überzeugt durch die Frische, mit der die Autoren sich ins Netz werfen. Weder haftet dem Ganzen Nerdigkeit noch überkandidelter Designer-Chic an. Den Abgesang aufs Buch stimmt keiner an.
0 Kommentare