Vom Nutzen der Architekturfotografie
Text: Rumpf, Peter, Berlin
Vom Nutzen der Architekturfotografie
Text: Rumpf, Peter, Berlin
Was dieses gewichtige Werk nicht ist – und auch nicht sein will: ein prächtiges Table-Book zum genüsslichen Durchblättern oder eine Sammlung bemerkenswerter Architekturbeispiele und auch kein Leistungsverzeichnis einzelner Architekten und/oder Architekturfotografen bzw. -fotografinnen (wie es die Herausgeberinnen genderkorrekt durchgängig halten). Was also ist dieses Buch dann? Die Antwort ist nicht ganz einfach, da sich die Absicht der beiden Autorinnen – der Kulturtheoretikerin und Kuratorin Angelika Fitz und der Gestalterin Gabriele Lenz – nicht auf Anhieb erschließt, nicht zuletzt, weil sie einem hohen Impetus folgen. Initiiert ist das Vorhaben von ig-architekturfotografie, einer Interessensgemeinschaft von Fotografinnen und Fotografen, 2003 in Österreich gegründet.
Zur Einleitung steigt Philip Ursprung, Professor für Kunst- und Architekturgeschichte an der ETH Zürich, tief hinab in die Chronologie der Beziehung zwischen Fotografie und Architektur bzw. ihrer Protagonisten, beginnend in den 1830er Jahren bis in die Gegenwart (wobei er sich auch auf Beispiele beruft, die leider nicht zu sehen sind). Elke Krasny, seit 2014 Professorin für Kunst und Bildung an der Akademie Wien, nähert sich
in ihrem Essay „Von der Nutzung der Architektur in der Fotografie“ der kuratierten Dramaturgie des Buches, die sich eben jener Nutzung widmet wie auch der Gegenseite, dem Nutzen der Fotografie für die Architektur.
in ihrem Essay „Von der Nutzung der Architektur in der Fotografie“ der kuratierten Dramaturgie des Buches, die sich eben jener Nutzung widmet wie auch der Gegenseite, dem Nutzen der Fotografie für die Architektur.
In zehn Kapiteln mit jeweils bis zu 30 Bildbeispielen werden alle Aspekte dieser beiden „Partner“ vorgeführt, natürlich unter Nennung der Architekten wie der – meist – österreichischen Fotografen. Dabei geht es, wie schon gesagt, weniger um vorbildliche Bauten, sondern vielmals um Situationszusammenhänge, auch um das Verhältnis von Vorder- und Hintergrund, Mensch oder Staffage in und vor der Architektur, um Abnutzungsspuren oder Umnutzungen, Erwartungen des oder Überraschungen für den Auftraggeber, Wiedererkennbarkeit oder das Glück des Augenblicks. Nicht zu vergessen geht es auch um die eigenen Sehgewohnheiten inklusive der individuellen Wertung beim Betrachten der Fotos.
Den „Leser“ erwartet, wie im Vorwort angedroht, „kein kurzweiliger Bilderreigen“, dafür aber ein lehrreicher Kursus zu ernsthafter Analyse eines Mediums nicht nur in der Ihnen gerade vorliegenden Zeitschrift. Und so sollten sich auch Redakteure und Layouter die Mahnung von Hubertus Adam von Seite 60 zu Herzen nehmen: „Bedauerlich (ist), dass Architekturzeitschriften Fotos immer noch als Abbildungen der Wirklichkeit missverstehen, anstatt sie als deren Interpretation zu erkennen.“
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