Bauwelt

Europan 10 - Die deutschen Standorte und Warschau

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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Europan 10 - Die deutschen Standorte und Warschau

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Europan 10 ist entschieden. 19 Länder, 62 Städte, 2429 Vorschläge – kein anderer Wettbewerb weltweit erzeugt derart viel Material. Vor der länderübergreifenden Auswertung im Mai werfen wir einen Blick auf die deutschen Standorte und Warschau.
Zunächst die Statistik. Deutschland war diesmal mit den meisten Städten vertreten, gefolgt von Spanien (7) und Frankreich (6). Mit durchschnittlich 33 Arbei­ten jedoch haben sich weniger Architektenteams als in Spanien (44) und Frankreich (71) für die Standorte hierzulande interessiert, obwohl die deutschen Städte eine geradezu vollständige Liste städtebaulicher Problemstellungen zur Bearbeitung angeboten hatten: Bottrop, Dessau und das sächsische Leisnig wünschten ein Vital-Programm für ihre Innenstädte. Elmshorn nordwestlich von Hamburg und Guben an der Grenze zu Polen wollen den Bahnhof besser mit der Stadt verknüpfen, Heidelberg möchte sich zum Fluss hinwenden. Die oberfränkische Stadt Forchheim sucht eine Nachnutzungsidee für ein ausgedien­tes Werksareal, Nürnberg will auf der grünen Wiese einen neuen Stadtteil entwickeln, und München sucht einen lukrativen Bebauungsvorschlag für ein Grundstück, das es verkaufen möchte.
Etwas bemüht wirkt das diesjährige Leitthema „Kolonisation, Revitalisierung, Regeneration“, unter dem die Organisatoren die unterschiedlichen Grundstücke und Handlungsanweisungen zu fassen versuchen. Letztendlich verbergen sich dahinter die bekannten Fragen. Wie können wir ausgestorbenen Innenstädten und Quartieren neues Leben einhauchen? Wie lassen sich einzelne Stadtteile miteinander verknüpfen oder neue Bereiche erschließen? Und wie sieht sie aus, die nachhaltige Siedlung des 21. Jahrhunderts? Die drei auf den folgenden Seiten vorgestellten Standorte Leisnig, Nürnberg und Warschau haben von den Teilnehmern exemplarische Antworten erhalten.
„Seien wir ehrlich und realistisch: An diesem Ort gilt es, die noch vorhandenen Kräfte zu bündeln! Angesichts des Bevölkerungsrückgangs und mangeln­der Wirtschaftskraft können wir es uns nicht leisten, an einem romantischen Bild der Stadt festzuhalten“, proklamieren die Verfasser des ersten Preises in Leisnig und stehen damit für die realistische Tendenz in den prämierten Beiträgen (Seite 13).
Unter dem Aspekt des Realistischen wurde auch die geplante Neuentwicklung eines Stadtquartiers
in Nürnberg diskutiert: Warum sollte unter der Prämisse des nachhaltigen Städtebaus ein innerstädti­sches Feld überhaupt neu bebaut werden? Und wäre die Nachhaltigkeit auf Ebene eines Ideenwettbewerbs über reine Behauptungen hinaus nachweisbar? Nicht zuletzt hat die Aufgabe in Nürnberg die Frage provoziert, ob Europan das Bauen auf der grünen Wiese unterstützen sollte. Die Vorschläge spalteten denn auch die Jury, die sich zwischen den beiden favorisierten Vorschlägen nicht entscheiden konnte: dem plakativen Bild einer völlig neuen Melange von Stadt, umgesetzt auf der Basis eines harten Nebeneinander von giebelständiger Reihenhausanlage und Bauernhoffunktion und dem kleinteiligen, eher klassischen Konzept einer Fingertypologie mit grünem Anstrich. (Seite 14).
Schließlich hat die deutsche Europan-Sektion – wie auch andere langjährige Teilnehmer – eine Patenschaft übernommen: für Warschau, denn für die einzige polnische Stadt wäre der finanzielle Aufwand einer Länderbeteiligung nicht tragbar gewesen. Für ein Wohngebiet im Osten der Stadt zeigen die Preisträger einen partizipatorischen Ansatz (Seite 16).

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