Revitalisierung: Lineare öffentliche Räume
Europan 10
Revitalisierung: Lineare öffentliche Räume
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Aufgabe | Das Quartier um die Wilenska Straße im Praga-Viertel ist durch Jahrhundertwendebauten und eine heterogene Bewohnerstruktur geprägt. Für die Aufwertung des öffentlichen Raums waren Ideen für gestalterische und funktionale Eingriffe mit partizipatorischem Ansatz gesucht, um die Identifikation der Bewohner mit ihrem Viertel zu stärken und eine Gentrifizierung aufzuhalten. Die Wilenska Straße soll nicht zum Salon der Stadt, sondern eher zum Wohnzimmer der Nachbarschaft werden.
Idee „Ambient Kerb“ | Das in der Aufgabenstellung geforderte „Wohnzimmer der Nachbarschaft“ haben die Verfasser wörtlich genommen und einen Werkzeugkasten entwickelt, aus dem sich die Bewohner bedienen können – für nachbarschaftliche Aktionen, mit denen die Innenhöfe belebt werden. Zusätzlich soll die Wilenska durch Läden, Cafés, Beleuchtung, Verkehrssystem, informelle Sitzgelegenheiten und Treffpunkte aufgewertet und belebt werden.
Jury-Beurteilung | Das Projekt generiert öffentliche Räume und Innenhöfe mit hoher Aufenthaltsqualität, indem es sich an den Bedürfnissen der Nutzer orientiert. Ausgehend von einer Analyse des Bezirks, werden durch Kataly- se, Stärkung, Weiterentwicklung bestehender Funktionen und das Schaffen von Aufenthaltsorten und Treffpunk-ten die Anwohner ermutigt, den Außenraum gemeinschaftlich zu nutzen. Die Autoren versetzen sich in die Rolle der Quartiersbewohner und generieren so Angebote, die den Aufenthalt im öffentlichen Raum angenehmer machen und verlängern. Dabei soll die Mitwirkung der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen angeregt werden, um eine stärkere Bindung und Unterstützung für die vorgeschlagenen Maßnahmen zu erzielen. Dabei unterscheiden die Verfasser zwischen zwei Kategorien von Eingriffen: erstens die neuen Funktionen, die sich räumlich unterordnen, und zweitens die Flächen in Verbindung zu den bestehenden Plätzen, die ihren Einfluss auf die Wilenska vergrößern sollen. Der vorgeschlagene Transformationsprozess wird als posi-tiv bewertet. Der strategische Ansatz wird als wirksame Methode gesehen, das gesamte Viertel positiv zu verändern. Allerdings bleiben die Verfasser konkrete Aussagen zur Gestaltung schuldig. Viele der Elemente scheinen beliebig oder lassen eine gestalterische Qualität vermissen, einige wirken aufgesetzt. Dies muss in der weiteren Bearbeitung deutlich konkretisiert werden. Gleichwohl sind sie an den richtigen Stellen platziert und induzieren sinnvolle Funktionen an den jeweiligen Orten. Insgesamt ein wertvoller Beitrag, wie man in schwierigem städtischem Umfeld eine sozial nachhaltige Entwicklung vorantreiben kann. Das Projekt stellt für einen dafür erforderlichen, langfristig anzulegenden Prozess den ersten Schritt dar.
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