Bauwelt

Zerschnitten, zerstreut und zusammengeklebt

Research Nr. 05

Text: Haberle, Heiko, Berlin

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Foto: Christian Gahl

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Zerschnitten, zerstreut und zusammengeklebt

Research Nr. 05

Text: Haberle, Heiko, Berlin

Ausgangspunkt für die neue Deckenkonstruktion der Berliner Architekten Ludloff und Ludloff mit Finnforest Merk war eine absurd klingende Idee: Man stelle sich einen Träger vor, der in viele Teile zerlegt wird und dessen Segmente dann schief und schräg auf eine Deckenplatte geklebt werden.
Beim Bau der Mensa für die Grundschule Tempelhofer Feld in Berlin hatten die Berliner Architekten Ludloff und Ludloff für den Entwurf der Holzdecke ein besonderes Bild vor Augen: abstrahierte „Aststücke“ würden wie von selbst den Blick auf den alten Eichenbestand im Hof lenken. Diese „Äste“ sollten aber weder biomorph, noch ornamental erscheinen, sondern Teil eines sichtbaren Tragwerks sein, das sich aus Standardprodukten der Firma Finnforest Merk fertigen lässt.
Die erste Frage der Architekten, ob Träger über die ganze Spannweite durchlaufen bzw. überhaupt parallel zur Spannrichtung laufen müssen, ging zunächst an Tim Göckel, den verantwortlichen Projektingenieur bei Arup. Er verneinte. Das Durchbiegen der Platte ließe sich auch durch verschieden lange und leicht schräg zueinander verlaufende Rippen verhindern. Für deren „Streuung“ müssen allerdings Regeln formuliert werden: In ihrem Übergreifungsbereich darf der Abstand zwischen zwei Rippen quer zur Spannrichtung 20 Zentimeter nicht überschreiten. Die Übergreifungslängen müssen mindestens einen Meter betragen. Pro Meter Breite des Dachs müssen mindestens drei Rippen durchlaufen und Rippenköpfe von durchlaufenden Rippen flankiert sein. Das so generierte „Balkenmuster“ wurde für jede Deckenplatte leicht verschoben angesetzt, um sichtbare Wiederholungen zu vermeiden.
Die neun Deckenelemente spannen über 9,50 Meter und bestehen aus einer 51 Millimeter starken und 2,50 Meter brei­ten Furnierschichtholzplatte (FSH) von Finnforest Merk. Die Rippen aus Fichten-Konstruktionsvollholz mit einem Querschnitt von 8 mal 28 Zentimeter wurden mit Kunststoffbürsten aufgeraut, lasiert und dann, auf Holzstabdübeln fixiert, verleimt und gleichzeitig verschraubt. An den Rippenköpfen, wo Querkraftspitzen auftreten, wurden Vollgewindeschrauben verwendet und die Plattenoberseiten verstärkt. Da die Rippen 10 Zentimeter vor der Fassade enden, ergeben sich ein­fache Anschlussdetails: Die Platte liegt, nur durch ein Kompriband getrennt, direkt auf der Fassadenkonstruktion auf. Der grüne Anstrich der Plattenuntersicht schwächt zwar die Idee der Decke als Verbundsystem, aber er lässt das Bild ei­ner Decke aus „aufgeklebten Ästen“ umso deutlicher werden.
Fakten
Architekten Ludloff+Ludloff Architekten, Berlin
aus Bauwelt 07-08.2010
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