Endlich eine Mitte für Neuperlach?
Hanns-Seidel-Platz in München
Text: Paul, Jochen, München
Endlich eine Mitte für Neuperlach?
Hanns-Seidel-Platz in München
Text: Paul, Jochen, München
40 Jahre lang musste München-Neuperlach, eine der größten Satellitenstädte Deutschlands, ohne kulturelles und soziales Zentrum auskommen. Jetzt soll das vier Hektar große Areal endlich bebaut werden.
Neuperlach liegt am südöstlichen Stadtrand von München. Bei der Grundsteinlegung 1967 galt die für 80.000 Menschen angelegte Satellitenstadt als größte Neusiedlung der BRD. Von Beginn an aber litt Neuperlach unter einem Geburtsmakel, dem fehlenden Zentrum mit kulturellen und sozialen Einrichtungen. Zwar war 1967 ein Wettbewerb für die Mitte veranstaltet worden, der Siegerentwurf der Berliner Architekten Lauter–Zinner wurde jedoch nie realisiert. Denn mit Münchens Bewerbung für die Olympischen Spiele von 1972 hatten sich die planerischen und finanziellen Prioritäten der Landeshauptstadt in deren Zentrum verschoben.
1991 stufte eine Studie über die Gestaltung der Straßen und Plätze in München den Hanns-Seidel-Platz aufgrund seiner Mängel in der Dimension, Gestaltung, Zugänglichkeit und räumlichen Fassung als dringend verbesserungswürdig ein, doch trotz der Ansiedlung von Unternehmen und Behörden wie Siemens, der Allianz und der Landesversicherungsanstalt Oberbayern hat sich die städtebauliche Situation in Neuperlach bis heute nicht verbessert: Auf dem 3,9 Hektar großen, allseitig durch breite Straßen von der Umgebung getrennten Areal stehen zwar das Provisorium eines Bürgerhauses und ein Postamt, der größte Teil der Fläche aber wird zum Parken und ab und an für Flohmärkte genutzt.
Im vergangenen Jahr nun hat der Stadtrat endlich über die Eckdaten für eine Bebauung des Hanns-Seidel-Platzes abgestimmt und beschlossen, den Flächennutzungsplan zu ändern, einen Bebauungsplan aufzustellen und über einen Ideenwettbewerb Konzepte für die Neuplanung zu finden. Die Auslobung hat die RREEF Investment, ein Immobilien-Geschäftsbereich der Deutschen Bank, in Vertretung der beiden anderen Grundstückseigentümer auf dem Areal(städtisches Liegenschaftsamt und Lorac Investment) in Abstimmung mit dem Planungsamt der Stadt ausgelobt – eine Praxis, wie sie seit einigen Jahren in München üblich ist.
Achtzehn aus dem Bewerbungsverfahren ausgewählte und zehn hinzugeladene Arbeitsgemeinschaften aus Architekten bzw. Stadtplanern und Landschaftsarchitekten sollten den Platz mit einem Bürgerzentrum, Gewerbe-, Einzelhandels-, Gastronomie- und Wohnflächen sowie privaten und öffentlichen Grünflächen beplanen. Dabei sollten sie nicht nur die in einer Hochhausstudie 1996 erarbeiteten Leitlinien zu Raumstruktur und Stadtbild berücksichtigen, in denen Neuperlach als potentieller Standort für Hochhäuser gesehen wird – mit Ferdinand Stracke war einer der Verfasser Vorsitzender des Preisgerichts –, sondern auch die schrittweise Möglichkeit zur Realisierung der Planung im Auge behalten.
Einstimmig entschied sich die Jury für den Vorschlag von Spacial Solutions und Brandhoff & Voss Landschaftsarchitekten aus München. Ihr Ensemble wird im Nordwesten vom Marktplatz und von einem Hochhaus akzentuiert, es öffnet sich zum angrenzenden Einkaufszentrum hin mit L-förmigen Baukörpern und bildet im Innenhof eine kammartige Struktur. Die Jury hob die „große Selbstverständlichkeit“ hervor, mit der die stadträumlichen Bezüge der Umgebung aufgenommen, die funktionalen Anforderungen erfüllt werden und eine „Insel des Schutzes“ mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werde. Auch die Verbindung zum U-Bahn-Zwischengeschoss über eine Freitreppe und die natürlich belichteten, in Abweichung zur Auslobung unterirdisch angeordneten Verkaufsflächen wurde positiv bewertet.
Inwiefern der Siegerentwurf dazu beitragen kann, die seit 40 Jahren andauernde städtebauliche Malaise in Neuperlach zu beheben, hängt maßgeblich davon ab, wie viel von ihm in den Bebauungsplan einfließt, den die Stadt erarbeiten will. Die nötige Prägnanz und Großmaßstäblichkeit hätte er jedenfalls.
1991 stufte eine Studie über die Gestaltung der Straßen und Plätze in München den Hanns-Seidel-Platz aufgrund seiner Mängel in der Dimension, Gestaltung, Zugänglichkeit und räumlichen Fassung als dringend verbesserungswürdig ein, doch trotz der Ansiedlung von Unternehmen und Behörden wie Siemens, der Allianz und der Landesversicherungsanstalt Oberbayern hat sich die städtebauliche Situation in Neuperlach bis heute nicht verbessert: Auf dem 3,9 Hektar großen, allseitig durch breite Straßen von der Umgebung getrennten Areal stehen zwar das Provisorium eines Bürgerhauses und ein Postamt, der größte Teil der Fläche aber wird zum Parken und ab und an für Flohmärkte genutzt.
Im vergangenen Jahr nun hat der Stadtrat endlich über die Eckdaten für eine Bebauung des Hanns-Seidel-Platzes abgestimmt und beschlossen, den Flächennutzungsplan zu ändern, einen Bebauungsplan aufzustellen und über einen Ideenwettbewerb Konzepte für die Neuplanung zu finden. Die Auslobung hat die RREEF Investment, ein Immobilien-Geschäftsbereich der Deutschen Bank, in Vertretung der beiden anderen Grundstückseigentümer auf dem Areal(städtisches Liegenschaftsamt und Lorac Investment) in Abstimmung mit dem Planungsamt der Stadt ausgelobt – eine Praxis, wie sie seit einigen Jahren in München üblich ist.
Achtzehn aus dem Bewerbungsverfahren ausgewählte und zehn hinzugeladene Arbeitsgemeinschaften aus Architekten bzw. Stadtplanern und Landschaftsarchitekten sollten den Platz mit einem Bürgerzentrum, Gewerbe-, Einzelhandels-, Gastronomie- und Wohnflächen sowie privaten und öffentlichen Grünflächen beplanen. Dabei sollten sie nicht nur die in einer Hochhausstudie 1996 erarbeiteten Leitlinien zu Raumstruktur und Stadtbild berücksichtigen, in denen Neuperlach als potentieller Standort für Hochhäuser gesehen wird – mit Ferdinand Stracke war einer der Verfasser Vorsitzender des Preisgerichts –, sondern auch die schrittweise Möglichkeit zur Realisierung der Planung im Auge behalten.
Einstimmig entschied sich die Jury für den Vorschlag von Spacial Solutions und Brandhoff & Voss Landschaftsarchitekten aus München. Ihr Ensemble wird im Nordwesten vom Marktplatz und von einem Hochhaus akzentuiert, es öffnet sich zum angrenzenden Einkaufszentrum hin mit L-förmigen Baukörpern und bildet im Innenhof eine kammartige Struktur. Die Jury hob die „große Selbstverständlichkeit“ hervor, mit der die stadträumlichen Bezüge der Umgebung aufgenommen, die funktionalen Anforderungen erfüllt werden und eine „Insel des Schutzes“ mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen werde. Auch die Verbindung zum U-Bahn-Zwischengeschoss über eine Freitreppe und die natürlich belichteten, in Abweichung zur Auslobung unterirdisch angeordneten Verkaufsflächen wurde positiv bewertet.
Inwiefern der Siegerentwurf dazu beitragen kann, die seit 40 Jahren andauernde städtebauliche Malaise in Neuperlach zu beheben, hängt maßgeblich davon ab, wie viel von ihm in den Bebauungsplan einfließt, den die Stadt erarbeiten will. Die nötige Prägnanz und Großmaßstäblichkeit hätte er jedenfalls.
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