„Die schmutzigen Flächen haben uns sofort begeistert.“
Interview mit Antón García-Abril
Text: García-Abril, Antón, Madrid; Geipel, Kaye, Madrid
„Die schmutzigen Flächen haben uns sofort begeistert.“
Interview mit Antón García-Abril
Text: García-Abril, Antón, Madrid; Geipel, Kaye, Madrid
Warum schneidet man eine winzige Behausung in einen künstlichen Felsen, den man in einem mühsamen Verfahren erst einmal her- stellen muss? Was war der Auslöser für eine solche Idee?
Antón García-Abril | Unser Konzept war, in dieser unberührten Landschaft, in der man eigentlich nicht bauen darf, ein Stück Natur zu entwerfen. Es sollte ein durch und durch mimetisches Projekt werden, eine Minimalbehausung.
Die fertige „Hütte“ – eine amorphe Figur mit großem Fenster und bröseliger Oberflächen – wirkt formal sehr heterogen. Der Entwurfsprozess bleibt für den Betrachter im Dunkeln. Warum?
Tatsächlich zog sich der Entwurfs- und Bauprozess über vier oder fünf Jahre hin. Wir haben hunderte von kleinen Modellen gebaut, und wir haben eine Menge von Ideen durchgespielt, wie man einen künstlichen Felsen baut und dann aushöhlt. Die anfänglichen Modelle waren noch geprägt von der Vorstellung, einen abstrakten Raum in einen amorphen Felsen zu bauen.
Wie sah der Bauprozess aus?
Das letzte große Modell, das wir im Büro schließlich gebaut hatten, brachte uns auf eine Analogie, die uns dann sehr gefallen hat: Wir wollten den ausgehöhlten Felsen so bauen, wie ein 3-D Printer arbeitet, also Schicht für Schicht von un- ten nach oben ziehen. Wir setzten uns ein ehrgeiziges Ziel. Wir – das heißt Javier, Ricardo und ich – wollten die Rohform des Trüffels in einem Tag bauen – also den strohgefüllten Felsen fertigstellen, umgeben von einem Erdwall, der verhindert, dass der Zement wegfließt. Wir haben unsere Kräfte überschätzt. Es hat dann vier Tage gedauert. Wir haben aber alles selber gemacht, die notwendigen Maschinen ausgeliehen, zuerst den Bagger und später die Steinsägen, die wir uns in einem Steinbruch borgten. Das Loch, das wir für das Fundament des Trüffels gegrabenhatten, war gar nicht so tief. Abwechselnde Arbeitsgänge waren notwendig: zuerst den Fertigbeton in die Erdwanne gießen, dann die Stroh- ballen für den späteren Innenraum platzieren, dann wiederum mit dem Bagger den Erdwall erhöhen, damit der Beton an Ort und Stelle bleibt. Nachdem wir die Dachschicht gegossen hatten, haben wir das ganze einige Monate trocknen lassen. Dann wurde der Erdwall weggebaggert. Es sah tatsächlich aus wie ein Trüffel! Die unsaubere Hülle, dieses Ineinander von Beton und dunkler Erde, hat uns sofort begeistert. Danach haben wir mit der Steinsäge die Öffnung für das Fenster zum Meer und die Öffnung für die Tür freigelegt.
Dann beginnt die anekdotische Episode, in der Sie die Natur, eine Kuh, zuhilfe nehmen.
Das innere Volumen der kleinen Hütte war jetzt zugänglich. Dieser Raum war vollgestopft mit Strohballen. Das ist ja eigentlich ein Futtermittel. Und der Nachbar hatte ein Kalb. So wurde Paulina der erste Gast in der Hütte. Wir haben sie fast ein ganzes Jahr lang dort fressen lassen – sie hatte natürlich auch einen Auslauf im Frei- en. Aber da wir uns sowieso Zeit lassen woll-
ten, war das kein Problem. Schließlich war das meiste Stroh weg und wir hatten einen Raum, der an eine Höhle erinnert, mit amorphen schmutzigen Oberflächen. Richtig hässlich. Ge rade auch diese Phase hat uns interessiert. Welche Oberfläche wollten wir im Inneren der Hütte haben? Wir haben dann den Innenraum sandgestrahlt und das große Fenster und die Tür eingebaut.
Ist die Hütte eher eine Höhle aus Beton oder ist sie minimaler Wohnraum? Anders gefragt: Wieviel Mobiliar verträgt eine solche Behausung?
Wir haben uns die Pläne für Corbusiers Cabanon genau angesehen: Ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch, eine Waschgelegenheit. Viel mehr ist nicht nötig.
Corbusiers Hütte war ursprünglich als Geschenk des Architekten an seine Frau gedacht. Gewohnthat er dann selbst darin, und in der Praxis war es mehr eine Enklave, ein strenger Raum, eher zum Arbeiten denn für die Ferien.
Das ist richtig. Wir haben uns zwar in der Größedes Innenraums an den Kubus des Cabanonsgehalten. Corbusiers Raum, so klein er war, ist aber noch geprägt von der die Idee der Wohnmaschine. Die winzigen Fenster sind ein Zeichen dafür. Wir wollten eher einen kontemplativen Raum. Wir wollten es etwas bequemer. Wir haben ein großes Fenster eingebaut und ein breites Bett davor gestellt.
Antón García-Abril | Unser Konzept war, in dieser unberührten Landschaft, in der man eigentlich nicht bauen darf, ein Stück Natur zu entwerfen. Es sollte ein durch und durch mimetisches Projekt werden, eine Minimalbehausung.
Die fertige „Hütte“ – eine amorphe Figur mit großem Fenster und bröseliger Oberflächen – wirkt formal sehr heterogen. Der Entwurfsprozess bleibt für den Betrachter im Dunkeln. Warum?
Tatsächlich zog sich der Entwurfs- und Bauprozess über vier oder fünf Jahre hin. Wir haben hunderte von kleinen Modellen gebaut, und wir haben eine Menge von Ideen durchgespielt, wie man einen künstlichen Felsen baut und dann aushöhlt. Die anfänglichen Modelle waren noch geprägt von der Vorstellung, einen abstrakten Raum in einen amorphen Felsen zu bauen.
Wie sah der Bauprozess aus?
Das letzte große Modell, das wir im Büro schließlich gebaut hatten, brachte uns auf eine Analogie, die uns dann sehr gefallen hat: Wir wollten den ausgehöhlten Felsen so bauen, wie ein 3-D Printer arbeitet, also Schicht für Schicht von un- ten nach oben ziehen. Wir setzten uns ein ehrgeiziges Ziel. Wir – das heißt Javier, Ricardo und ich – wollten die Rohform des Trüffels in einem Tag bauen – also den strohgefüllten Felsen fertigstellen, umgeben von einem Erdwall, der verhindert, dass der Zement wegfließt. Wir haben unsere Kräfte überschätzt. Es hat dann vier Tage gedauert. Wir haben aber alles selber gemacht, die notwendigen Maschinen ausgeliehen, zuerst den Bagger und später die Steinsägen, die wir uns in einem Steinbruch borgten. Das Loch, das wir für das Fundament des Trüffels gegrabenhatten, war gar nicht so tief. Abwechselnde Arbeitsgänge waren notwendig: zuerst den Fertigbeton in die Erdwanne gießen, dann die Stroh- ballen für den späteren Innenraum platzieren, dann wiederum mit dem Bagger den Erdwall erhöhen, damit der Beton an Ort und Stelle bleibt. Nachdem wir die Dachschicht gegossen hatten, haben wir das ganze einige Monate trocknen lassen. Dann wurde der Erdwall weggebaggert. Es sah tatsächlich aus wie ein Trüffel! Die unsaubere Hülle, dieses Ineinander von Beton und dunkler Erde, hat uns sofort begeistert. Danach haben wir mit der Steinsäge die Öffnung für das Fenster zum Meer und die Öffnung für die Tür freigelegt.
Dann beginnt die anekdotische Episode, in der Sie die Natur, eine Kuh, zuhilfe nehmen.
Das innere Volumen der kleinen Hütte war jetzt zugänglich. Dieser Raum war vollgestopft mit Strohballen. Das ist ja eigentlich ein Futtermittel. Und der Nachbar hatte ein Kalb. So wurde Paulina der erste Gast in der Hütte. Wir haben sie fast ein ganzes Jahr lang dort fressen lassen – sie hatte natürlich auch einen Auslauf im Frei- en. Aber da wir uns sowieso Zeit lassen woll-
ten, war das kein Problem. Schließlich war das meiste Stroh weg und wir hatten einen Raum, der an eine Höhle erinnert, mit amorphen schmutzigen Oberflächen. Richtig hässlich. Ge rade auch diese Phase hat uns interessiert. Welche Oberfläche wollten wir im Inneren der Hütte haben? Wir haben dann den Innenraum sandgestrahlt und das große Fenster und die Tür eingebaut.
Ist die Hütte eher eine Höhle aus Beton oder ist sie minimaler Wohnraum? Anders gefragt: Wieviel Mobiliar verträgt eine solche Behausung?
Wir haben uns die Pläne für Corbusiers Cabanon genau angesehen: Ein Bett, ein Stuhl, ein Tisch, eine Waschgelegenheit. Viel mehr ist nicht nötig.
Corbusiers Hütte war ursprünglich als Geschenk des Architekten an seine Frau gedacht. Gewohnthat er dann selbst darin, und in der Praxis war es mehr eine Enklave, ein strenger Raum, eher zum Arbeiten denn für die Ferien.
Das ist richtig. Wir haben uns zwar in der Größedes Innenraums an den Kubus des Cabanonsgehalten. Corbusiers Raum, so klein er war, ist aber noch geprägt von der die Idee der Wohnmaschine. Die winzigen Fenster sind ein Zeichen dafür. Wir wollten eher einen kontemplativen Raum. Wir wollten es etwas bequemer. Wir haben ein großes Fenster eingebaut und ein breites Bett davor gestellt.
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