Lückenschließer
Neubau Museum Sander auf der Mathildenhöhe Darmstadt
Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main; Meyer, Friederike, Berlin
Lückenschließer
Neubau Museum Sander auf der Mathildenhöhe Darmstadt
Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main; Meyer, Friederike, Berlin
Der Neubau des Museums auf der Darmstädter Mathildenhöhe galt seit 2009 als beschlossene Sache. Nach der Entscheidung des Wettbewerbs regt sich nun wieder Kritik. Diese richtet sich jedoch nicht gegen den gelungenen Siegerentwurf.
„Stärke und Weisheit“ sowie „Gerechtigkeit und Milde“, diese beiden Begriffspaare ließ Joseph Maria Olbrich 1908 an seinem Darmstädter Hochzeitsturm aufbringen. Diese Tugenden, ergänzt um die der Weitsicht, sind auch dieser Tage gefragt. Jedenfalls möchte man sie den Verantwortlichen wünschen, wenn sie nun entscheiden, ob und wie der preisgekrönte Entwurf des Wettbewerbs um das Museum Sander auf der Mathildenhöhe unterhalb des Ernst-Ludwig-Hauses realisiert werden soll. Denn nach der Bekanntgabe des Ergebnisses erhob sich sogleich, wie neuerdings so oft, gerade wenn es sich um ein historisches Ensemble handelt, Bürgerprotest. Rund um die Mathildenhöhe sind viele kleine Plakate zu sehen, die ihren Widerstand gegen das geplante Vorhaben dem Passanten entgegenschreien. In der Internet-Gemeinschaft „Facebook“ hat sich eine Gruppe mit dem Namen „Kein Museum Sander auf der Mathildenhöhe“ gegründet, die wiederum mit einem Protest-Blog verlinkt ist. Während die FAZ den „Beginn einer kontroversen Architekturdebatte“ witterte, das Lokalblatt „Darmstädter Echo“ von „vermutlich einer der größten Streitigkeiten in der Geschichte der Stadt“ sprach, erhielt der Protest zwei namhafte Unterstützer: Bernd Krimmel, der frühere Direktor des Instituts Mathildenhöhe, äußerte wie auch sein Nachfolger Ralf Beil heftige Kritik an dem geplanten Neubau. Beide plädierten für einen Standort am Osthang der Mathildenhöhe, nicht wie geplant am Südhang.
Dass Beil, der am zweiten Tag der Jurysitzung zum stimmberechtigten Preisrichter nachgerückt war, sich mit seinen Kollegen ohne Gegenstimme erst für den Entwurf des Leipziger Büros Schulz & Schulz aussprach, später aber auf der Pressekonferenz, wo die Entwürfe vorgestellt wurden, seine Kritik in Form einer Erkärung verlas, macht stutzig. Erstens hatte das Stadtparlament bereits vergangenes Jahr beschlossen, das Grundstück auf Erbpacht-Basis der Stiftung des Ehepaares Gisa und Hans-Jörg Sander zur Verfügung zu stellen. Zweitens ist die vom Stadtparlament in Auftrag gegebene und vom Denkmalamt erarbeitete „Rahmenkonzeption Mathildenhöhe“ seit dem Sommer 2009 bekannt. Diese befürwortet einen Museumsbau anstelle des von Olbrich entworfenen, im Krieg zerstörten Haus Christiansen. Schließlich ist eines ihrer Ziele die Wiederherstellung der städtebaulichen Ordnung der Künstlerkolonie, so wie sie Joseph Maria Olbrich 1901 konzipiert hatte.
Grundstück zu eng?
Ralf Beil kritisierte nicht das insgesamt hohe Niveau der Vorschläge oder gar den Siegerentwurf – da wäre er auf wenig Resonanz gestoßen –, sondern publikumswirksam den Bauplatz: Dieser sei zu klein, zudem müssten dort zu viele Funktionen „auf engstem Raum untergebracht werden“. An dieser Stelle weise das Terrain der Mathildenhöhe „eine wohltuende Großzügigkeit auf, die mit dem Neubau unwiederbringlich verloren wäre“. In der Tat hatten alle 19 Teilnehmer des von der Sander-Stiftung ausgelobten Wettbewerbes mit dem Raumprogramm zu kämpfen. Zehn überschritten, obwohl sie die geforderte Ausstellungsfläche in den Hang eingruben, die Grenzen des Baufeldes, acht sogar die des Grundstücks. Das oberirdische Volumen des neuen Museums sollte sich an der Kubatur des Vorgängerbaus anlehnen, wobei dieses eine BGF von etwa 180 m2 aufwies. Die Auslobung verlangte indes 1700 m2 BGF. Die größte Schwierigkeit machte den Teilnehmern jedoch der Standort Mathildenhöhe, der in der Darmstädter Bevölkerung als kleines Heiligtum angesehen wird. Der Begriff „Herausforderung“ war in vielen Erläuterungstexten zu lesen. Sichtet man die Beiträge, so lassen sich die Bedenken der Teilnehmer – aber auch der Jury (Vorsitz: Wolfgang Lorch) – spüren. Nicht zu stark auftrumpfen sollte der Neubau, andererseits seine öffentliche Nutzung sichtbar sein. Und nicht zuletzt sollte er den „Stempel der heutigen Zeit“ tragen, schließlich hätte eine detailgetreue Rekonstruktion die Bewerbung der Mathildenhöhe um den UNESCO-Welterbestatus gefährdet.
Anleihen bei Olbrich
Während etwa jäck_molina, Köln, David Chipperfield, London, und Peter Märkli, Zürich, eher historisierende Entwürfe einbrachten, nahmen andere bei Materialität oder Farben kalkulierte Anleihen bei Olbrich. Karle/Buxbaum, Darmstadt, transformierten Olbrichs Prinzip des inszenierten Eingangs; Florian Krieger aus Darmstadt, Schneider+Schumacher aus Frankfurt am Main und Lengfeld&Wilisch aus Darmstadt (4. Preis) lieferten unter Berufung auf den Jugendstil-Meister bewusst dekorative Fassaden ab. Meixner Schlüter Wendt aus Frankfurt am Main projizierten den Grundriss des Hauses Christiansen zu einer geschichteten Skulptur, während der Entwurf von Graft aus Berlin (Ankauf) eine Art Passerelle zum Platanen-Hain vorsah. Beide Träger des 3. Preises, das Büro raumwerk aus Frankfurt am Main sowie töpfer.bertuleit aus Berlin, wollten ihren Oberflächen eine handwerkliche Prägung verleihen.
Archaisch schlichter Kubus
Mit der Geste, den Berliner und Frankfurter Entwurf vom ursprünglich zweiten auf den dritten Rang zurückzustufen, unterstrich die Jury ihre Begeisterung für den scheinbar schmucklosen, scharf geschnittenen Kubus aus Leipzig. So archaisch schlicht sich der Entwurf von Schulz&Schulz im Äußeren gibt, so überraschend großzügig präsentiert sich das Innere: eine zentrale Halle, drei Geschosse hoch, die als Verteiler fungiert und das Tageslicht in das Untergeschoss lässt. Das Projekt besteche durch seinesichere Positionierung, urteilte das Preisgericht. Die Blickbeziehungen aller Bereiche der Ausstellung zur natürlich belichteten Mitte gewährleisteten eine gleichbleibend hohe Raumqualität. Das sichtbare Gebäude ist dabei im Vergleich zur Kubatur des Hau- ses Christiansen kleiner – um sich „respektvoll“ zurückzunehmen, schrieben die Leipziger –, es ist aber auch etwas anders positioniert, und zwar ausgerichtet an der Symmetrieachse der Treppenanlage zum Ernst-Ludwig-Haus. Dies war schon Ziel der erwähn-ten „Rahmenkonzeption Mathildenhöhe“ und wurde auch vom Preisgericht honoriert. Auch die Einfriedung des Grundstücks mit Torfbrandklinkern erinnert an Olbrich: Die für die Fassade verwendeten Materialien – noch mal Torfbrandklinker und Kupfer – sind auch am Hochzeitsturm zu sehen.
Heterogener als die Wahrnehmung der Touristen
Wenn Ralf Beil von „einer wohltuenden Großzügigkeit“ auf dem Terrain spricht, so ist diese freilich, den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg geschuldet. Zudem ist die Mathildenhöhe heterogener, als es der Touristenblick wahrnehmen will. Das Ensemble verdankt seine stilistische Vielfalt ihrem Schöpfer und dessen Entwicklung – was die große Olbrich-Retrospektive vor kurzem nachdrücklich gezeigt hat (Bauwelt 13.10). Das 1900 gebaute Ernst-Ludwig-Haus sowie die Villen der Kolonie zeugen von einer überbordenden Ornamentierlust Olbrichs, der wenige Jahre später errichtete Hochzeitsturm und vor allem das Ausstellungsgebäude weisen ihn dagegen als souveränen Meister der Komposition baulicher Volumen und der Verwendung neuer Materialien aus. Darüber hinaus wurden auf der Mathildenhöhe und ihrem Umfeld nach dem Zweiten Weltkrieg alle möglichen – und leider auch ziemlich viele unmögliche – Gebäude realisiert. Das bis 2003 hin und wieder als Galerie geöffnete Haus Sander unterhalb des Behrens-Hauses (Bauwelt 4.01) ist mit seiner abweisenden Natursteinmauer in dieser Hinsicht ein abschreckendes Beispiel. Schulz & Schulz haben sich dagegen an dem Besten orientiert, was seit sechzig Jahren in diesem Areal gebaut wurde – am auch heute noch ungeheuer kraftvollen Wohnheim von Ernst Neufert.
Der aktuelle Protest richtet sich nicht gegen die Architekten und ihren Entwurf, sondern er entstand aufgrund der völlig missglückten Kommunikationspolitik der Darmstädter Verwaltung. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Stifter-Ehepaar liefen laut „Darmstädter Echo“ weitgehend im Geheimen. Die öffentliche Diskussion, die man, womöglich um das Projekt nicht zu gefährden, damals vermeiden wollte, hat nun mit Verspätung eingesetzt.
Auf der Mathildenhöhe | soll ein Museum entstehen. Auf dem Grundstück stand früher das im Krieg zerstörte Haus Christiansen; es ist die
einzige noch bestehende Kriegslücke in dem denkmalgeschützten Ensemble aus Wohn- und Künstlerhäusern, das Joseph Maria Olbrich 1901 entworfen hatte. Die Stadt bereitet derzeit einen Antrag für die Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste vor. In dem Museumsneubau möchte die Hans-Joachim und Gisa Sander-Stiftung 260 Werke von Künstlern des 18. bis 21. Jahrhunderts, die einen Bezug zu Darmstadt haben, für die Öffentlichkeit zugängig machen. Sie sind Teil der über 2000 Werke umfassenden Sammlung des Ehepaars Sander, das zu den wichtigsten Darmstädter Kunstsammlern und zu den Erben des Haarpflegekonzerns Wella gehört. Ihre Stiftung wird den Bau und den späteren Museumsbetrieb finanzieren. Die Stadt hat das Grundstück nach dem Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2000 hatte das Ehepaar Sander eine Straße weiter bereits ein Galerie- und Wohngebäude (Bauwelt 4.01) bauen lassen, das es heute ausschließlich privat nutzt. FM
Dass Beil, der am zweiten Tag der Jurysitzung zum stimmberechtigten Preisrichter nachgerückt war, sich mit seinen Kollegen ohne Gegenstimme erst für den Entwurf des Leipziger Büros Schulz & Schulz aussprach, später aber auf der Pressekonferenz, wo die Entwürfe vorgestellt wurden, seine Kritik in Form einer Erkärung verlas, macht stutzig. Erstens hatte das Stadtparlament bereits vergangenes Jahr beschlossen, das Grundstück auf Erbpacht-Basis der Stiftung des Ehepaares Gisa und Hans-Jörg Sander zur Verfügung zu stellen. Zweitens ist die vom Stadtparlament in Auftrag gegebene und vom Denkmalamt erarbeitete „Rahmenkonzeption Mathildenhöhe“ seit dem Sommer 2009 bekannt. Diese befürwortet einen Museumsbau anstelle des von Olbrich entworfenen, im Krieg zerstörten Haus Christiansen. Schließlich ist eines ihrer Ziele die Wiederherstellung der städtebaulichen Ordnung der Künstlerkolonie, so wie sie Joseph Maria Olbrich 1901 konzipiert hatte.
Grundstück zu eng?
Ralf Beil kritisierte nicht das insgesamt hohe Niveau der Vorschläge oder gar den Siegerentwurf – da wäre er auf wenig Resonanz gestoßen –, sondern publikumswirksam den Bauplatz: Dieser sei zu klein, zudem müssten dort zu viele Funktionen „auf engstem Raum untergebracht werden“. An dieser Stelle weise das Terrain der Mathildenhöhe „eine wohltuende Großzügigkeit auf, die mit dem Neubau unwiederbringlich verloren wäre“. In der Tat hatten alle 19 Teilnehmer des von der Sander-Stiftung ausgelobten Wettbewerbes mit dem Raumprogramm zu kämpfen. Zehn überschritten, obwohl sie die geforderte Ausstellungsfläche in den Hang eingruben, die Grenzen des Baufeldes, acht sogar die des Grundstücks. Das oberirdische Volumen des neuen Museums sollte sich an der Kubatur des Vorgängerbaus anlehnen, wobei dieses eine BGF von etwa 180 m2 aufwies. Die Auslobung verlangte indes 1700 m2 BGF. Die größte Schwierigkeit machte den Teilnehmern jedoch der Standort Mathildenhöhe, der in der Darmstädter Bevölkerung als kleines Heiligtum angesehen wird. Der Begriff „Herausforderung“ war in vielen Erläuterungstexten zu lesen. Sichtet man die Beiträge, so lassen sich die Bedenken der Teilnehmer – aber auch der Jury (Vorsitz: Wolfgang Lorch) – spüren. Nicht zu stark auftrumpfen sollte der Neubau, andererseits seine öffentliche Nutzung sichtbar sein. Und nicht zuletzt sollte er den „Stempel der heutigen Zeit“ tragen, schließlich hätte eine detailgetreue Rekonstruktion die Bewerbung der Mathildenhöhe um den UNESCO-Welterbestatus gefährdet.
Anleihen bei Olbrich
Während etwa jäck_molina, Köln, David Chipperfield, London, und Peter Märkli, Zürich, eher historisierende Entwürfe einbrachten, nahmen andere bei Materialität oder Farben kalkulierte Anleihen bei Olbrich. Karle/Buxbaum, Darmstadt, transformierten Olbrichs Prinzip des inszenierten Eingangs; Florian Krieger aus Darmstadt, Schneider+Schumacher aus Frankfurt am Main und Lengfeld&Wilisch aus Darmstadt (4. Preis) lieferten unter Berufung auf den Jugendstil-Meister bewusst dekorative Fassaden ab. Meixner Schlüter Wendt aus Frankfurt am Main projizierten den Grundriss des Hauses Christiansen zu einer geschichteten Skulptur, während der Entwurf von Graft aus Berlin (Ankauf) eine Art Passerelle zum Platanen-Hain vorsah. Beide Träger des 3. Preises, das Büro raumwerk aus Frankfurt am Main sowie töpfer.bertuleit aus Berlin, wollten ihren Oberflächen eine handwerkliche Prägung verleihen.
Archaisch schlichter Kubus
Mit der Geste, den Berliner und Frankfurter Entwurf vom ursprünglich zweiten auf den dritten Rang zurückzustufen, unterstrich die Jury ihre Begeisterung für den scheinbar schmucklosen, scharf geschnittenen Kubus aus Leipzig. So archaisch schlicht sich der Entwurf von Schulz&Schulz im Äußeren gibt, so überraschend großzügig präsentiert sich das Innere: eine zentrale Halle, drei Geschosse hoch, die als Verteiler fungiert und das Tageslicht in das Untergeschoss lässt. Das Projekt besteche durch seinesichere Positionierung, urteilte das Preisgericht. Die Blickbeziehungen aller Bereiche der Ausstellung zur natürlich belichteten Mitte gewährleisteten eine gleichbleibend hohe Raumqualität. Das sichtbare Gebäude ist dabei im Vergleich zur Kubatur des Hau- ses Christiansen kleiner – um sich „respektvoll“ zurückzunehmen, schrieben die Leipziger –, es ist aber auch etwas anders positioniert, und zwar ausgerichtet an der Symmetrieachse der Treppenanlage zum Ernst-Ludwig-Haus. Dies war schon Ziel der erwähn-ten „Rahmenkonzeption Mathildenhöhe“ und wurde auch vom Preisgericht honoriert. Auch die Einfriedung des Grundstücks mit Torfbrandklinkern erinnert an Olbrich: Die für die Fassade verwendeten Materialien – noch mal Torfbrandklinker und Kupfer – sind auch am Hochzeitsturm zu sehen.
Heterogener als die Wahrnehmung der Touristen
Wenn Ralf Beil von „einer wohltuenden Großzügigkeit“ auf dem Terrain spricht, so ist diese freilich, den Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg geschuldet. Zudem ist die Mathildenhöhe heterogener, als es der Touristenblick wahrnehmen will. Das Ensemble verdankt seine stilistische Vielfalt ihrem Schöpfer und dessen Entwicklung – was die große Olbrich-Retrospektive vor kurzem nachdrücklich gezeigt hat (Bauwelt 13.10). Das 1900 gebaute Ernst-Ludwig-Haus sowie die Villen der Kolonie zeugen von einer überbordenden Ornamentierlust Olbrichs, der wenige Jahre später errichtete Hochzeitsturm und vor allem das Ausstellungsgebäude weisen ihn dagegen als souveränen Meister der Komposition baulicher Volumen und der Verwendung neuer Materialien aus. Darüber hinaus wurden auf der Mathildenhöhe und ihrem Umfeld nach dem Zweiten Weltkrieg alle möglichen – und leider auch ziemlich viele unmögliche – Gebäude realisiert. Das bis 2003 hin und wieder als Galerie geöffnete Haus Sander unterhalb des Behrens-Hauses (Bauwelt 4.01) ist mit seiner abweisenden Natursteinmauer in dieser Hinsicht ein abschreckendes Beispiel. Schulz & Schulz haben sich dagegen an dem Besten orientiert, was seit sechzig Jahren in diesem Areal gebaut wurde – am auch heute noch ungeheuer kraftvollen Wohnheim von Ernst Neufert.
Der aktuelle Protest richtet sich nicht gegen die Architekten und ihren Entwurf, sondern er entstand aufgrund der völlig missglückten Kommunikationspolitik der Darmstädter Verwaltung. Die Verhandlungen zwischen der Stadt und dem Stifter-Ehepaar liefen laut „Darmstädter Echo“ weitgehend im Geheimen. Die öffentliche Diskussion, die man, womöglich um das Projekt nicht zu gefährden, damals vermeiden wollte, hat nun mit Verspätung eingesetzt.
Auf der Mathildenhöhe | soll ein Museum entstehen. Auf dem Grundstück stand früher das im Krieg zerstörte Haus Christiansen; es ist die
einzige noch bestehende Kriegslücke in dem denkmalgeschützten Ensemble aus Wohn- und Künstlerhäusern, das Joseph Maria Olbrich 1901 entworfen hatte. Die Stadt bereitet derzeit einen Antrag für die Aufnahme in die Unesco-Welterbeliste vor. In dem Museumsneubau möchte die Hans-Joachim und Gisa Sander-Stiftung 260 Werke von Künstlern des 18. bis 21. Jahrhunderts, die einen Bezug zu Darmstadt haben, für die Öffentlichkeit zugängig machen. Sie sind Teil der über 2000 Werke umfassenden Sammlung des Ehepaars Sander, das zu den wichtigsten Darmstädter Kunstsammlern und zu den Erben des Haarpflegekonzerns Wella gehört. Ihre Stiftung wird den Bau und den späteren Museumsbetrieb finanzieren. Die Stadt hat das Grundstück nach dem Erbbaurecht zur Verfügung gestellt. Im Jahr 2000 hatte das Ehepaar Sander eine Straße weiter bereits ein Galerie- und Wohngebäude (Bauwelt 4.01) bauen lassen, das es heute ausschließlich privat nutzt. FM
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