Das Haus als Kunst
Thomas Schüttes Modelle in der Bundeskunsthalle Bonn
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Das Haus als Kunst
Thomas Schüttes Modelle in der Bundeskunsthalle Bonn
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Kann es in Europa drei große Ausstellungen eines Künstlers innerhalb von zwei Jahren geben, ohne dass es den Kunstfreunden langweilig wird? Ja, entschieden Intendant und Kurator der Bundeskunsthalle Bonn und zeigen die Arbeiten des Düsseldorfer Bildhauers Thomas Schütte nun im Rahmen ihrer Reihe Monographien.
Big Buildings – Modelle und Ansichten“ will keine klassische Retrospektive sein, so wie die Schütte-Ausstellungen im Münchner Haus der Kunst 2009 oder in Madrid im Frühjahr, sondern ein Experiment mit der menschlichen Figur und der gebauten Welt. In den vergangenen Jahrzehnten seines künstlerischen Schaffens hat Thomas Schütte aus seinen Figürchen überlebensgroße Skulpturen entwickelt und aus seinen Architekturmodellen zum Teil begehbare Gebäude. Die Bundeskunsthalle Bonn zeigt nun sowohl die Zwischenschritte dieser beiden Prozesse als auch die Ergebnisse. Den zentralen Ausstellungsraum der Bundeskunsthalle teilen sich drei Architekturen und drei riesenhafte menschliche Skulpturen. Während „Drei Engel“, übermenschlich groß und tonnenschwer, über dem Eingang hängt und sich mal hierhin und mal dorthin wendet, fällt der Blick zunächst auf das „Model for a Hotel“ mit seinen 21 Stockwerken aus farbigem Sicherheitsglas. Bevor es in die Bonner Ausstellung kam, hat es eineinhalb Jahre auf dem Londoner Trafalgar Square gestanden und war dort von den respektlosen Tauben als „Hotel for the Birds“ missbraucht worden.
„Ferienhaus für Terroristen“ hat Schütte eine Reihe von Architekturmodellen genannt, die er erstmals im Jahr 2004 in Düsseldorf in der Ausstellung „Kreuzzug“ zeigte (Heft 33.04). In Bonn kann nun jeder – maximal zehn Personen gleichzeitig – ein Modell im Maßstab 1:1 betreten – einen Pavillon aus Holz und buntem Stoff, dem der Künstler einen Kamin, ein paar Hocker und eine Arbeitsplatte eingestellt hat. Ein Ferienhaus? Vielleicht, denn es bietet nur wenig mehr als ein Zelt. Ein Haus für Terroristen, die man doch eigentlich lieber richtig wegsperren sollte? Der Audioguide liefert die Erklärung für Schüttes irritierenden Titel: „Wer ein Haus besitzt, rennt nicht los und wirft Bomben.“
Die Skulptur „Vater Staat“, fast vier Meter hoch und im bronzenen Bademantel, blickt streng hinüber zum einem Stahlskelett. Es ist eine neue Version des „One Man House II“, eine Vergrößerung von Schüttes gleichnamigen Ready-Mades aus Gelenkstellen für Lüftungsschächte. Eine andere Version aus Stahl, Glas und Holz steht in Roanne, in der Nähe von Lyon, im Garten eines Kunstsammlers, von dem der Auftrag dazu kam. Obwohl es, wie alle Arbeiten von Schütte, kein Haus zum Wohnen ist, sondern eher ein begehbarer Rückzugsort, hat es das AD-Magazin vergangenes Jahr in seine Liste der 100 Adressen zum Wohnen gewählt.
Ist es Architektur, wenn ein Künstler ein Haus baut, oder doch eher Kunst? Wenn man es zwar betreten, aber nicht bewohnen kann? Schütte sagte einmal, es wäre nicht schlecht, wenn Kunst eineFunktion hätte. Doch das Haus im Museum hat keine Funktion, es bleibt ein im Kunstkontext gezeigtes Modell. „Ein Modell wofür?“, fragt der Kurator der Ausstellung Rainald Schumacher und antwortet gleich selbst: „Selbstverständlich für eine bessere und schönere Welt!“
Auch der fast sechs Meter große „Mann im Matsch“ aus Styropor und Gips ist nur ein Modell. Es scheint, als sei er mit seiner Wünschelrute genau unter einem von Gustav Peichels Lichttürmen stecken geblieben. Schütte bezeichnet ihn nicht als Leidenden, sondern als einen Suchenden. Jetzt hat er es ja gar nicht mehr weit – nur zwei Schritte vorwärtsund einmal umdrehen und schon liegt ihm Schüttes schönere und bessere Welt zu Füßen.
„Ferienhaus für Terroristen“ hat Schütte eine Reihe von Architekturmodellen genannt, die er erstmals im Jahr 2004 in Düsseldorf in der Ausstellung „Kreuzzug“ zeigte (Heft 33.04). In Bonn kann nun jeder – maximal zehn Personen gleichzeitig – ein Modell im Maßstab 1:1 betreten – einen Pavillon aus Holz und buntem Stoff, dem der Künstler einen Kamin, ein paar Hocker und eine Arbeitsplatte eingestellt hat. Ein Ferienhaus? Vielleicht, denn es bietet nur wenig mehr als ein Zelt. Ein Haus für Terroristen, die man doch eigentlich lieber richtig wegsperren sollte? Der Audioguide liefert die Erklärung für Schüttes irritierenden Titel: „Wer ein Haus besitzt, rennt nicht los und wirft Bomben.“
Die Skulptur „Vater Staat“, fast vier Meter hoch und im bronzenen Bademantel, blickt streng hinüber zum einem Stahlskelett. Es ist eine neue Version des „One Man House II“, eine Vergrößerung von Schüttes gleichnamigen Ready-Mades aus Gelenkstellen für Lüftungsschächte. Eine andere Version aus Stahl, Glas und Holz steht in Roanne, in der Nähe von Lyon, im Garten eines Kunstsammlers, von dem der Auftrag dazu kam. Obwohl es, wie alle Arbeiten von Schütte, kein Haus zum Wohnen ist, sondern eher ein begehbarer Rückzugsort, hat es das AD-Magazin vergangenes Jahr in seine Liste der 100 Adressen zum Wohnen gewählt.
Ist es Architektur, wenn ein Künstler ein Haus baut, oder doch eher Kunst? Wenn man es zwar betreten, aber nicht bewohnen kann? Schütte sagte einmal, es wäre nicht schlecht, wenn Kunst eineFunktion hätte. Doch das Haus im Museum hat keine Funktion, es bleibt ein im Kunstkontext gezeigtes Modell. „Ein Modell wofür?“, fragt der Kurator der Ausstellung Rainald Schumacher und antwortet gleich selbst: „Selbstverständlich für eine bessere und schönere Welt!“
Auch der fast sechs Meter große „Mann im Matsch“ aus Styropor und Gips ist nur ein Modell. Es scheint, als sei er mit seiner Wünschelrute genau unter einem von Gustav Peichels Lichttürmen stecken geblieben. Schütte bezeichnet ihn nicht als Leidenden, sondern als einen Suchenden. Jetzt hat er es ja gar nicht mehr weit – nur zwei Schritte vorwärtsund einmal umdrehen und schon liegt ihm Schüttes schönere und bessere Welt zu Füßen.
0 Kommentare