Kapitel 19: Denkmal für Sejima
Die Architektin im Park von Versailles
Text: Kotzan, Lydia, Berlin
Kapitel 19: Denkmal für Sejima
Die Architektin im Park von Versailles
Text: Kotzan, Lydia, Berlin
Kazuyo Sejima und die Architektur des Schlosses von Versailles? Ein Gedanke, der sich eigentlich verbietet. Von der Westfassade des Palastes abgewandt, richtet Kazuyo Sejima ihren Blick auf den Park von Le Nôtre; den Anblick barocker Opulenz hat ihr offenbar doch niemand zumuten wollen. Zusammen mit zehn weiteren Skulpturen renommierter Baumeister war die Plastik der japanischen Architektin im Herbst 2009 Teil einer Ausstellung von Xavier Veilhan, dem französischen Bildhauer, Fotografen und Installationskünstler. Neben weiteren im Park und Schloss verteilten Kunstobjekten hat sich Veilhan an die zeitgenössischen Baumeister herangewagt. Die von ihm ausgewählten Architekten mussten dafür wie in früheren Zeiten Modell stehen. Die Zeit war im Verhältnis zu den Sitzungen bei den Bildhauern der vergangenen Jahrhunderte allerdings verkürzt. Die Architekten posierten auf einem sich drehenden Tablett und wurden dann von Scannern allseits erfasst. Den ebenfalls angefragten Architekten Rem Koolhaas und Herzog & de Meuron war dies zu kompliziert. Sie haben abgelehnt.
Die Plastiken goss Xavier Veilhan dann in Aluminium. Überraschend ist die unterschiedliche Ausführung, die Veilhan den Architektenzukommen ließ. Manche sind detailgetreu ab-gebildet, wie etwa Claude Parent, der Meister der plastischen Gestaltung des Stahlbetons in den 60er Jahren, manche wurden auf bloße geometrische Formen reduziert, wie etwa RichardRogers. Wie viel Analogie steckt in der Architekturauffassung der Dargestellten und ihrer skulptural bearbeiteten Form? Dass gerade Kazuyo Sejima mit ihrem Faible für präzise, hochschlanke Elemente auf einem grob geformten offenen Sockel ins Rutschen gekommen scheint, muss verblüffen. Immerhin: Die mönchhafte Gestalt ist insgesamt gut getroffen. Nach ihrer Präsenz in Versailles ging die Skulptur – zusammen mit einer Reihe anderer Architekten – in das Eigentum eines koreanischen Kunstsammlers über. Wir hätten uns das Kunstwerk von Sejima eher vor dem japanischen Pavillon in den venezianischen Giardini gewünscht. Eine Gelegenheit böte die nächste Architekturbiennale im August 2012.
Die Plastiken goss Xavier Veilhan dann in Aluminium. Überraschend ist die unterschiedliche Ausführung, die Veilhan den Architektenzukommen ließ. Manche sind detailgetreu ab-gebildet, wie etwa Claude Parent, der Meister der plastischen Gestaltung des Stahlbetons in den 60er Jahren, manche wurden auf bloße geometrische Formen reduziert, wie etwa RichardRogers. Wie viel Analogie steckt in der Architekturauffassung der Dargestellten und ihrer skulptural bearbeiteten Form? Dass gerade Kazuyo Sejima mit ihrem Faible für präzise, hochschlanke Elemente auf einem grob geformten offenen Sockel ins Rutschen gekommen scheint, muss verblüffen. Immerhin: Die mönchhafte Gestalt ist insgesamt gut getroffen. Nach ihrer Präsenz in Versailles ging die Skulptur – zusammen mit einer Reihe anderer Architekten – in das Eigentum eines koreanischen Kunstsammlers über. Wir hätten uns das Kunstwerk von Sejima eher vor dem japanischen Pavillon in den venezianischen Giardini gewünscht. Eine Gelegenheit böte die nächste Architekturbiennale im August 2012.
0 Kommentare