Beethovens Zweite
Ein neuer Anlauf für das Bonner Festspielhaus
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Beethovens Zweite
Ein neuer Anlauf für das Bonner Festspielhaus
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Vor drei Jahren berichtete die Bauwelt zuletzt über die Bonner Mühen, ein Beethoven Festspielhaus zu bauen (Bauwelt 48.2011). Zwei Entwürfe (der Diamant von Zaha Hadid und die
Welle von Valentiny) standen nach einem Wettbewerb zur Diskussion, doch scheiterte deren Realisierung an Geld und Baugrund. Nachdem der Abriss der denkmalgeschützten Beethovenhalle ausgeschlossen worden war, konnte an diesem Standort nicht wie geplant gebaut werden. So wurden die Welle und der Diamant kurzerhand gedanklich drei Kilometer flussaufwärts in die Rheinaue verschoben. Doch in der anhaltenden Diskussion um die Angemessenheit des ehrgeizigen Projektes knickten zwei von drei Sponsoren ein. Alleine, ohne Postbank und Telekom, konnte und wollte die Deutsche Post DHL die veranschlagten Baukosten von 100 Mio. Euro nicht stemmen, und auch die Stadt sah sich angesichts ihrer desolaten Haushaltslage außerstande, das Festspielhaus zu betreiben. Es sah so aus, als müsste die Stadt Bonn Beethovens 250. Geburtstag im Jahr 2020 ohne Festspielhaus feiern.
Welle von Valentiny) standen nach einem Wettbewerb zur Diskussion, doch scheiterte deren Realisierung an Geld und Baugrund. Nachdem der Abriss der denkmalgeschützten Beethovenhalle ausgeschlossen worden war, konnte an diesem Standort nicht wie geplant gebaut werden. So wurden die Welle und der Diamant kurzerhand gedanklich drei Kilometer flussaufwärts in die Rheinaue verschoben. Doch in der anhaltenden Diskussion um die Angemessenheit des ehrgeizigen Projektes knickten zwei von drei Sponsoren ein. Alleine, ohne Postbank und Telekom, konnte und wollte die Deutsche Post DHL die veranschlagten Baukosten von 100 Mio. Euro nicht stemmen, und auch die Stadt sah sich angesichts ihrer desolaten Haushaltslage außerstande, das Festspielhaus zu betreiben. Es sah so aus, als müsste die Stadt Bonn Beethovens 250. Geburtstag im Jahr 2020 ohne Festspielhaus feiern.
Doch Anfang des Jahres regten die Festspielhaus-Aktivisten erneut die Diskussion über den Standort an. Während die Deutsche Post DHL, als einziger verbliebener Hauptsponsor in der Bauherrenrolle, den Standort Rheinaue aus wirtschaftlichen Gründen ausschloss, wurde der von der Denkmalpflege seit längerem propagierte Vorschlag, neben der Beethovenhalle zu bauen und damit einen Musikcampus zu schaffen, zur Grundlage für ein zweites privatrechtliches Architektenauswahlverfahren mit zehn internationalen Teilnehmern. Die 27-köpfige Jury empfahl Ende Oktober die Entwürfe von David Chipperfield, kadawittfeldarchitektur und Valentiny hvp architects zur weiteren Bearbeitung. Auch Zaha Hadid war erneut zur Teilnahme eingeladen worden, konnte jedoch mit der amorphen Version ihres Diamanten nicht überzeugen.
Valentiny hat die Welle noch einmal neu aufgelegt und dem verkleinerten Raumprogramm
angepasst. Unter dem großen Schwung der Welle liegt der Konzertsaal, unter dem kleinen das Foyer. Die große Geste stellt die bescheidene Eleganz der Beethovenhalle schlichtweg in den Schatten. Denn das wellenförmige Bronzedach, das an den Längsseiten bis zum Boden heruntergezogen wurde, richtet den Baukörper auf die Längsachse zwischen Rhein und Stadt aus und macht ihn zu einem Solitär. Schuppenförmig liegen die breiten Streifen der Dachkonstruktion übereinander, lassen durch die Zwischenräume Tageslicht in die Tiefe des Baukörpers dringen und ermöglichen nur eine vorsichtige Öffnung zur Beethovenhalle. Ein Ensemble entsteht so nicht.
angepasst. Unter dem großen Schwung der Welle liegt der Konzertsaal, unter dem kleinen das Foyer. Die große Geste stellt die bescheidene Eleganz der Beethovenhalle schlichtweg in den Schatten. Denn das wellenförmige Bronzedach, das an den Längsseiten bis zum Boden heruntergezogen wurde, richtet den Baukörper auf die Längsachse zwischen Rhein und Stadt aus und macht ihn zu einem Solitär. Schuppenförmig liegen die breiten Streifen der Dachkonstruktion übereinander, lassen durch die Zwischenräume Tageslicht in die Tiefe des Baukörpers dringen und ermöglichen nur eine vorsichtige Öffnung zur Beethovenhalle. Ein Ensemble entsteht so nicht.
David Chipperfield entwarf ein Festspielhaus, dessen Erscheinung von der noblen Handschrift des Architekten mehr geprägt zu sein scheint als von seiner Funktion. Die vier unterschiedlich großen, versetzt gestapelten Quader könnten für vieles stehen. Die überschlanken Betonstützen vor den umlaufenden Glasfassaden verleihen der schlichten Kubatur eine „gewisse Virtuosität“ und verzichten auf die Allüren einer Ikone. Auf verschiedenen Niveaus entstehen Terrassen und Loggien, die das Gebäude in alle Richtungen öffnen.
Kadawittfeld rücken mit ihrem muschelförmigen Baukörper recht nah an die Beethovenhalle von Siegfried Wolske heran. Hier stehen sich zwei gleichwertige Partner gegenüber, die mit dem Organischen Bauen auch ein gemeinsames Thema haben. Sehr zaghaft die frühen Ansätze Wolskes von 1959, sehr expressiv, aber dennoch harmonisch die geschliffene Form von Kadawittfeld. Beide Bauten verbindet eine gemeinsame Rheinterrasse, die über Sitzstufen zum Ufer hinunterführt, wo eine Außenspielfäche geplant ist.
„Nach der Überarbeitung der Entwürfe, der Überprüfung von Funktionalität und Akustik und einer marktbasierten Kostenschätzung“ möchten wir „in Abstimmung mit dem Jury-Vorsitzenden und weiteren Partnern im kommenden Frühjahr zu einer Entscheidung kommen“, ließen die Auslober auf der Pressekonferenz verlauten und wollen zugleich „verschiedene break-options in den Prozess einbauen“, vermutlich, um das Risiko, öffentlich zu scheitern, so weit es geht auszuschließen. Was auch immer damit gemeint ist – die bunten Visionen der immer wieder als „Stararchitekten“ beschriebenen Wettbewerbsteilnehmer sollen offenbar weitere Sponsoren suchen helfen, um die inzwischen auf 70 Mio. Euro beschränkten Baukosten zu decken.
Sollte dies gelingen, steht eine weitere Frage im Raum: Bonn hat 1,6 Mrd. Euro Schulden. Verzweifelt kürzt die Stadt ihre Ausgaben, schließt Schwimmbäder, Trauerhallen und Stadtteilbibliotheken, verkleinert das Orchester und streicht die Zuschüsse für Museen und Theater. Dass hier nach der baureifen Übergabe des Grundstücks jährlich noch 500.000 Euro für den städtischen Anteil am Betrieb des Festspielhauses zu finden sind, erscheint ebenso unmöglich wie unangemessen. Doch die Befürworter des Projektes halten hartnäckig daran fest, dass „Beethoven jeden Euro zurückzahlen wird“.
Architektenauswahlverfahren
Ausgewählt
David Chipperfield, London
Valentiny hvp architects, Luxemburg
kadawittfeldarchitektur, Aachen
Ausgewählt
David Chipperfield, London
Valentiny hvp architects, Luxemburg
kadawittfeldarchitektur, Aachen
Weitere Teilnehmer
gmp, Aachen; Zaha Hadid, London; Arata Isozaki, Tokyo; Helmut Jahn, Chicago / Berlin; UNStudio, Amsterdam; Snøhetta, Oslo; Karl-Heinz Schommer, Bonn
gmp, Aachen; Zaha Hadid, London; Arata Isozaki, Tokyo; Helmut Jahn, Chicago / Berlin; UNStudio, Amsterdam; Snøhetta, Oslo; Karl-Heinz Schommer, Bonn
Fachpreisrichter
Engelbert Lütke Daldrup (Vorsitz), Vittorio Magnago Lampugnani, Christa Reicher, Regine Leibinger, Muck Petzet, Ingeborg Flagge, Rudolf Skoda, Andrea Pufke, Werner Wingenfeld, Sigurd Trommer, Günther Meyer, Hans Lösche
Engelbert Lütke Daldrup (Vorsitz), Vittorio Magnago Lampugnani, Christa Reicher, Regine Leibinger, Muck Petzet, Ingeborg Flagge, Rudolf Skoda, Andrea Pufke, Werner Wingenfeld, Sigurd Trommer, Günther Meyer, Hans Lösche
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