Moderne Kunst in Beirut
Eine Kulturstiftung in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat zwölf zum Teil international bekannte Büros zum Wettbewerb um das Museum der Moderne und zeitgenössischen Kunst BeMA eingeladen. Rem Koolhaas, Richard Rogers, Julia Peyton-Jones und die anderen Preisrichter kürten den Vorschlag der Architektin Hala Wardé: ein winkelförmiger Bau mit einem 120 Meter hohen Turm
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Moderne Kunst in Beirut
Eine Kulturstiftung in der libanesischen Hauptstadt Beirut hat zwölf zum Teil international bekannte Büros zum Wettbewerb um das Museum der Moderne und zeitgenössischen Kunst BeMA eingeladen. Rem Koolhaas, Richard Rogers, Julia Peyton-Jones und die anderen Preisrichter kürten den Vorschlag der Architektin Hala Wardé: ein winkelförmiger Bau mit einem 120 Meter hohen Turm
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Beirut boomt. Trotz der Nähe zum Krieg im benachbarten Syrien wird kräftig gebaut. Viele der im Ausland lebenden Libanesen investieren in ihrer Heimat in luxuriöse Wohntürme und Büros, die u.a. von Norman Foster und Herzog & de Meuron geplant sind. Die Stadt in dem zurzeit friedlichen Land hat sich wieder zu einem Zentrum der Geschäftswelt entwickelt.
Zu den Kreisen der sich für Beirut engagierenden Libanesen gehört auch die Association for the Promotion and Exhibition of the Arts in Libanon (APEAL). Die Stiftung hat sich zum Ziel gesetzt, ein Museum als „multidisciplinary hub“ für die Moderne zu bauen. Das Grundstück liegt zentral an der Damaskus Road, gegenüber des Nationalmuseums und der Katholischen Universität Saint-Joseph (Bauwelt 29.2012). Es wird derzeit als Parkplatz genutzt und gehört der Universität. Diese wird den Platz gemeinsam mit der Stiftung bebauen. Das Museum soll an der südlichen Ecke entstehen, die Universität erhält Bauten für Rektorat und Verwaltung. Bürobauten sollen die Finanzierung sichern. Außerdem soll eine große öffentliche Grünanlage entstehen.
Nach einem Bewerbungsverfahren hatte die Stiftung 12 Büros zum Wettbewerb eingeladen. Laut Auslobung mussten ihre Inhaber entweder einen Wohnsitz im Libanon oder libanesische Wurzeln vorweisen. Für das Museum war ein konkreter Entwurf verlangt, die Bauten der Universität und die Büronutzung sollten nur als Baukörper dargestellt werden.
Symbol des Beiruter Baubooms
Die Jury unter Vorsitz des Pritzker-Preis-Vorsitzenden Peter Palumbo entschied sich am 30. September für den Entwurf von Hala Wardé aus Paris. Die libanesisch-französische Architektin hat über 26 Jahre im Büro von Jean Nouvel gearbeitet, u.a. am Louvre Abu Dhabi, der 2017 eröffnet wird. Es ist nicht der Museumsbau, der bei ihrer Arbeit hervorsticht, dieser wirkt eher unscheinbar. Für Aufsehen sorgte der nebenstehende, 120 Meter hohe und extrem schlanke Turm. Er bietet Platz für Künstlerateliers und -wohnungen, Sonderausstellungen, Workshops und ganz oben ein Café. Der Turm steht für den Bauboom in Beirut, der sich auch in der Umgebung des Grundstücks durch mehrere Hochhäuser zeigt. Und er steht für den Wunsch der Architektin, dass sich auch die Kunstszene in diesem Umfeld in Szene setzt. Der vom Landschaftsplaner Michel Desvigne gestaltete Park steht im Kontrast zum Turm. Er ist als Rückzugsort mit einem tiefen „Tal“ und einer Wasserfläche gestaltet.
Symbol zeitgenössicher Kunst
Eine Anerkennung erhielt die Arbeit von WORK Architecture Company aus New York. Sie schlagen einen Block vor, der von einer 6 Meter tiefen Raumschicht umstellt ist, in der Workshops und Veranstaltungen dem Haus jene Lebendigkeit verleihen können, die die Architekten von einem Museum für zeitgenössische Kunst nicht zuletzt in der Nähe zu einer Universität erwarten.
Symbol der Zerissenheit
Die Arbeit des international bekannten libanesischen Architekten Bernard Khoury kam bis in die 3. Runde. Khoury schlägt auf dem Areal, wo während des Bürgerkriegs die Grenze zwischen den christlichen und muslimischen Stadtteilen verlief, eine radikale Lösung vor, ein symbolisches Werk als Manifest von großer Prägnanz, das tief in den Boden reicht. Die Kraft eines solchen Raums sei für die Kunst weit bedeutender als Ausstellungsäle, argumentiert Khoury.
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