Neues von der Burg
Der Burg Schwalbach im Taunus soll neues Leben eingehaucht werden. Vorgesehen sind eine Tagesgastronomie und Veranstaltungsräume in der mittelalterlichen Wehranlage.
Text: Am Ende, Hannah, Münster
Neues von der Burg
Der Burg Schwalbach im Taunus soll neues Leben eingehaucht werden. Vorgesehen sind eine Tagesgastronomie und Veranstaltungsräume in der mittelalterlichen Wehranlage.
Text: Am Ende, Hannah, Münster
Auf halber Strecke zwischen Koblenz und Frankfurt am Main liegt der kleine Ort Burgschwalbach. Oberhalb des Dorfes thront auf einem felsigen Hang sein Wahrzeichen: die Burg Schwalbach. Sie wurde im 14. Jahrhundert von Graf Eberhard V. von Katzenelnbogen als Wehranlage erbaut. Nach dem Tod des Grafen fungierte die Burg als Witwensitz, bevor sie, nach mehreren Besitzerwechseln, 1737 dem Verfall preisgegeben wurde. Einzig die Kapelle und das Torwächterhaus wurden weiterhin genutzt.
Mitte des 19. Jahrhunderts begannen Instandsetzungsarbeiten, um die Burg für Touristen zu erschließen. Hierfür entstand im Torwächterhaus eine Pension mit Restaurant. Nach dem Übergang des Besitzes an das Land Rheinland-Pfalz wurde der Palas, der Saalbau der Burg, in den 1980er Jahren für die gastronomische Nutzung umgebaut. Im Torwächterhaus wurden wieder eine Wohnung und ergänzend Büro- und Lagerflächen untergebracht. Seit 2010 ruht der Betrieb aufgrund des schlechten Bauzustands. Derzeit präsentiert sich die Burg in weiten Teilen als Ruine: Die Höfe sind verwildert, von der Kapelle im Westteil der Anlage stehen nur noch die Außenmauern, und Teile des Bergfrieds sind aufgrund eines Fledermausbestands unnutzbar.
Im Juni 2018 lobte das Land Rheinland-Pfalz einen Wettbewerb, bestehend aus Ideen- und Realisierungsteil, aus, um der Burgruine neues Leben einzuhauchen. Der Ideenteil befasste sich mit der umgebenden Landschaft und der Wegeführung von Verkehr und Fußgängern zur Burg. Der Realisierungsteil sah ein kleines Restaurant im Torwächterhaus vor, das durch Veranstaltungsräume im Palas und im Sommer auf die zwei großen Höfe erweitert werden kann. Ein Trauzimmer und eine Ausstellung über die Geschichte der Burg sollen die Nutzung vervollständigen. Im Sommer sollen zudem Trauungen in den Relikten der Kapelle stattfinden können.Um die Anlage für alle Besucher zugänglich zu machen, sollen die Gastronomie- und Veranstaltungsbereiche sowie nach Möglichkeit auch die Freiflächen barrierefrei erschlossen werden. Diese Forderung wird jedoch durch die Hanglage der Trutzburg und die daraus resultierenden Niveauunterschiede erschwert.
Die Zukunft der Burg
Als Gewinner kürte die Jury unter Vorsitz der Reichelsheimer Architektin Kerstin Schultz den Entwurf von Heinrich Lessing Architekten und Bierbaum Aichele Landschaftsarchitekten, dessen Eingriffe erst bei nähere Betrachtung sichtbar werden. Ziel der Arbeit ist ein barrierefreier Rundweg. Der Höhenunterschied zwischen dem Eingangsniveau am Torwächterhaus und der Veranstaltungsebene im äußeren Burghof soll schwellenlos überbrückt werden. Für die Erschließung des Palas und des südöstlich angrenzenden Pächterhofs schlagen die Architekten einen Kern mit Aufzug und Treppe vor, um die Geschosse zu verbinden. Für dieses Element muss der Fels im Keller zum Teil abgebaut werden. Die Verfasser schreiben Substanzerhalt groß und wollen das abgebrochene Material an anderer Stelle für Ergänzungen wiederverwenden.
Der zweite Preis ging an die Arbeitsgemeinschaft von Atelier Schmelzer Weber, Höhne Fitschen+Partner und Qerfeld Eins Landschaftsarchitekten. Auch ihr Entwurf verändert die äußere Burgform kaum. Grundidee ist die Reaktivierung des Wehrgangs, der die separat erschlossenen Bereiche verbindet und über eine Treppe sowie einen Aufzug im Pächterhaus erreichbar ist.
Auf dem dritten Platz findet sich der Entwurf von Wandel Lorch Architekten in Zusammenarbeit mit Weidinger Landschaftsarchitekten. Zentrales Element soll hier das Torwächterhaus sein, das von allen verunklärenden Anbauten befreit wird. Auf den Resten der denkmalgeschützten Elemente ahmt ein Neubau aus hellem Klinker dessen alte Gestalt nach. Im Palas soll die Zwischendecke rückgebaut werden, sodass im neuen hohen Veranstaltungssaal das Tonnengewölbe erlebbar wird.
Der viertplatzierte Entwurf von Ferdinand Heide Architekten und den Landschaftsplanern von TOPOS sieht im Norden des Torwächterhauses einen gläsernen Anbau für das Restaurant vor. Ein Teil des Hauses wird zugunsten einer Freitreppe zum Pächterhof rückgebaut.
Auch wenn der Siegerentwurf nicht mit deutlichen architektonischen Umbauten oder Ergänzungen punkten kann, überzeugte er die Jury durch seine denkmalpflegerische Sensibilität. Der geplante Rundweg macht den Aufbau der Burg als mittelalterliche Wehranlage für die Besucher erlebbar. Gleichzeitig würdigen Heinrich Lessing Architekten und Bierbaum Aichele Landschaftarchitekten durch die Beibehaltung von neuzeitlichen Änderungen, etwa der Lage der Zuwegung, auch die jüngere Geschichte der Burg Schwalbach.
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