Bauwelt

Mit starker Handschrift

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Mit starker Handschrift

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Mutige Entscheidungen mit deutlicher Bereicherung für die Stadt: Ein Bürgerbüro und Stadtteilzentrum im ehemaligen Ball- und Konzertsaal „De Harmonie“ in Antwerpen wird begeistert angenommen. Die Architektur des Hauses von 1844–46, mit Thermenfenster, Palmettenfries und im Innenraum neu verkleideten, sonderbar scharfkantigen Stützen mit würfelförmigem Abschluss, war erheblich verunstaltet. Das Ate­lier Kempe Thill hat das Gebäude, das Nachtclub war und zuletzt verwaist, komplett erneuert und äußerst bescheiden um einen Neubau ergänzt. In Verbindung mit dem kleinteiligen Bestand im Umfeld entstand ein sich gut erklärendes, einladendes Ensemble. In Aarau bei Zürich waren bis vor vierzig Jahren die Pferde der schweizerischen Armee zu Hause. Die Alte Reithalle für den Galopp mit den Warmblütern des Kavallerie­schwadrons stand wie De Harmonie lange leer. Sie gehört zum Kasernenareal mitten in der Stadt, dessen Bauten zum Teil umgenutzt werden. Nach langen Überlegungen und umfassenden Studien besonders zur Akustik wurde ein Umbau möglich. Und nun steht die Halle in ihrer ungewöhnlichen Gestalt den Aarauern für Musik- und Theaterveranstaltungen mit mobilem Foyer zur Verfügung. Die Architekten Barão Hutter nahmen sich selbst zurück, inszenierten aber in vollen Zügen die Gestaltung im Innern der Backstage-Betonboxen, die an beiden Enden der 80 Meter langen Halle stehen. Nicht im städtischen Raum und nicht einmal sichtbar ist der Konzert- und Probensaal, welcher der internationalen Musikbegegnungsstätte im oberfränkischen Lichtenberg im ehemaligen Wohnhaus des Geigenvirtuosen Henri Marteau (1874–1934) angefügt wurde. Architekt Peter Haimerl entschied sich wie vor einigen Jahren schon in Blaibach wieder für eine verborgene Raumwelt: eine 10 x 17 Meter klei­ne Sichtbetonhöhle, die in einen Erdhügel eingegraben und vom Untergeschoss der alten Villa aus über einen „Stollen“ zu erreichen ist. An den Decken und Wänden hängen als akustisch wirksame Oberflächen expressive, scharfkantig erscheinende Steinkörper.

Holzarbeiten

In der Schauhalle für einen Möbelproduzenten in Bad Schönborn von Ludloff Ludloff Architekten sind unter der Brettschichtholzdecke baumkronenartig angeordnete Holzrippen zu sehen. Die Architekten wollen Assoziationen zu Naturräumen wachrufen. Inwieweit sich die Deckenkonstruktion erschließt, ist für die gewünschte optische Wirkung unerheblich. In Weimar errichtete das Studio Booom in exponierter Lage des Parks an der Ilm einen temporären Holzpavillon. Die in der Parkpflege anfallenden „Naturreste“ wurden, sorgfältig zugeschnitten, als „Bausteine“ verwendet.

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